Maskenaffäre: Das Oberlandesgericht München hat Beschwerden von Nüßlein/Sauter und Co. gegen die Ermittlungen gegen sie wegen Bestechlichkeit weitgehend nachgegeben. Was das bedeutet? 1 Thread
Nüßlein und Sauter standen im Zentrum der Maskendeal-Skandale zu Jahresbeginn. Sie sollen als Gegenleistung für die Vermittlung von Schutzmasken an Behörden hohe Provisionen erhalten haben.
Das Oberlandesgericht hat nun geprüft, ob der Tatverdacht der Bestechlichkeit hier zutrifft und kam zu dem Schluss: Nein. Das Gericht argumentiert, dass der Straftatbestand der Bestechung bzw. Bestechlichkeit von Mandatsträgern hier nicht anwendbar wäre. Warum?
Das läge daran, dass der Gesetzgeber (das waren Union und SPD 2014) beim Strafgesetz eindeutig nur Bestechungshandlungen unter Strafe stellen wollte, durch die die parlamentarische Arbeit beeinflusst werden soll.
Die Vermittlung von Geschäften mit Ministerien und Behörden unter Ausnutzung "der Autorität des Mandats" sei aber eben nicht dem parlamentarischen Bereich zuzurechnen.
Nüßlein, Sauter und ein mitbeschuldigter Unternehmer dürften sich über den Beschluss des Gerichts freuen. Richtig und legitim waren ihre Handlungen damit aber nicht, denn die Stellung als Mandatsträger zu nutzen, um gegen Geld Ministerien zu beeinflussen, war und ist falsch!
Deshalb wurde im Nachgang der Maskenskandale auch das Abgeordnetengesetz verschärft: Dort ist nun eindeutig geregelt, dass die entgeltliche Interessenvertretung neben dem Mandat auch gegenüber der Bundesregierung und ihren Ministerien verboten ist.
Zugleich gab es von uns und vielen anderen schon vor der Maskenaffäre bereits viel Kritik an dem Straftatbestand, der laut Gericht auf die Fälle Nüßlein und Sauter nun nicht zutrifft.
Vor allem am Widerstand von CDU/CSU ist eine dringend notwendige Überarbeitung des Straftatbestands gescheitert. Die Ampel-Koalition sollte sich das nun zum Anlass nehmen und hier nachbessern!
Die noch von der GroKo beschlossene Hochstufung der Bestechung und Bestechlichkeit von Mandatsträgern zum Verbrechen bringt nicht viel, wenn der Straftatbestand an sich nicht ausreicht.
Der Digital Markets Act soll die Macht von Facebook & Co begrenzen. Doch die Plattformen haben erkannt, wie sie die neuen Regeln entscheidend abschwächen können. Wir warnen vor Regulierungsdialogen, die eine effektive Umsetzung der Regeln für Internetplattformen untergraben. /1👇
Entscheidend für das Funktionieren der Verhaltensmaßnahmen des Digital Markets Act (DMA) ist, dass die Verpflichtungen für Plattformen schnell und ohne Verzögerungen in Kraft treten. Aber nicht alle der für Facebook & Co festgelegten Regeln sind sofort anwendbar. /2
Einige ermöglichen einen sogenannten Regulierungsdialog mit den Plattformen, bevor die Regeln durchgesetzt werden. Diese Chance wollen Tech-Lobbyisten nutzen, um die Durchsetzung der Regeln zu verzögern oder zu verhindern. /3
Auf der Weltklimakonferenz in Glasgow werden zentrale Weichen für den Klimaschutz gestellt. Pikant dabei: Die Konferenz wird von Energiekonzernen gesponsert – obwohl fossile Unternehmen eigentlich draußen bleiben sollten. Ein Thread über Konzern-Sponsoring auf der #COP26 1/11👉
Zunächst ein Lob: Die britische Regierung hat der Lobbyarbeit fossiler Konzerne wie BP & Shell eine Abfuhr erteilt. Sie wollten die COP sponsern und dort eine aktive Rolle spielen - doch ihre Pläne für's Klima überzeugten die Verantwortlichen nicht 2/11 theguardian.com/environment/20…
Dieser Ausschluss von Big Oil ist ein großer Erfolg für die Umweltverbänden wie #Greenpeace und die Recherchegruppe „Culture Unstained“, die die Lobbyeinflüsse sichtbar gemacht und dagegen protestiert haben. 3/11 cultureunstained.org/barred-from-co…
Facebook hat seit Dezember 2020 – seit Beginn der Debatten über neue Regeln für Internetplattformen in Brüssel – Imagewerbung in Zeitungen im Wert von ca. 6,8 Mio. € veröffentlicht (Bruttowerbeausgaben). Das zeigen neue Berechnungen von LobbyControl. 🧵1/9
Mit seinen Werbekampagnen mischt sich Facebook in die laufenden Debatte über strengere Regeln für Internetplattformen ein. Das sind in Brüssel der Digital Services Act (#DSA) und der Digital Markets Act (#DMA). Dagegen wehren sich die Plattformen mit geballter Kraft. 2/9
In einem Motiv warnt Facebook beispielsweise lautstark vor einer Einschränkung von personalisierter Werbung: „Wenn ich keine personalisierte Werbung machen könnte, würde ich mehr als die Hälfte meines Umsatzes verlieren“. 3/9
Morgen trifft sich das neue transatlantische Handelsgremium EU-US Trade & Technology Council ( TTC): Wir warnen vor einseitigem Lobbyeinfluss der Internetplattformen. 1/7 lobbycontrol.de/2021/09/neues-…
Beim TTC-Treffen geht es um brisante Themen, wie transatlantische Datenflüsse und Datenschutz, Künstliche Intelligenz und auch die Begrenzung der Macht von Internetplattformen. 2/7 #peoplevsbigtech
Im Vorfeld kam großer Zuspruch für den TTC vonseiten der #Digitalindustrie. Sie fordert sogar einen Platz am Verhandlungstisch bei den Treffen. 3/7
Eigentlich will die EU-Kommission kein neues Geld mehr in fossile Infrastruktur wie Gaspipelines stecken. Ein neuer Bericht von @corporateeurope zeigt, wie Lobbyisten & MdEPS wie der Berichterstatter Krasnodebski die #TENEregulation
wieder aufweichen corporateeurope.org/en/piping-gas
Selbst die EU-Energieminister wollten nur noch wenige Ausnahmen zulassen. Mit dem gestrigen Vorschlag aus dem ITRE-Ausschuss des Parlaments sollen zahlreiche noch nicht mal begonnene Gasprojekte wieder auf die Förderliste. Auch SPD & Linke haben zugestimmt greenpeace.org/eu-unit/issues…
Der zuständige Berichterstatter Krasnodebski hat sich lange geweigert, seine Lobbytreffen zu seinem Bericht für den Energieausschuss offenzulegen. Nun ist eine Liste einsehbar. Ihr zufolge hat er sich ausschließlich mit der Industrie getroffen europarl.europa.eu/meps/en/124891…
Nach dem Wahltag ist eins klar: Es wird kompliziert. Klar ist aber auch: Die nächste Regierungskoalition muss nach den zahlreichen Lobbyskandalen den Weg in Richtung starker Lobbykontrolle weitergehen. Es braucht klare Regeln, um einseitigen Lobbyeinfluss zurückzudrängen. 👇 1/7
Wir brauchen eine Lobby-Fußspur für Gesetze, die den Einfluss von Lobbyist:innen auf die Formulierung und Entstehung von Gesetzen in den Ministerien transparent macht. Und es braucht eine umfassende Reform der Parteienfinanzierung! 2/7
Grüne und FDP liegen wie in vielen anderen Politikfeldern auch in diesen Punkten recht weit auseinander. 3/7