Was muss in der aktuellen Notlage gegen die #VierteWelle jetzt im Krisenmanagement getan werden? Es gibt drei wichtige Handlungsfelder: 1. Deutliche Steigerungen der täglichen Impfzahlen 2. Starke Kontaktreduktion 3. Umfassende Patientenverlegungen. Zu Letzterem ein Thread:
In den Debatten der letzen Tage ist eine kurzfristig sehr wichtige Aufgabe untergegangen. Wir müssen uns jetzt (!) um die Verlegung einer größeren Anzahl Intensivpatienten aus dem stark belasteten Süden & Osten von 🇩🇪 in den weniger belasteten Norden & Westen kümmern. Warum?
Die Neuaufnahmen auf den Intensivstationen steigen überall weiter deutlich an. Erwartbar war & ist, dass dieser Anstieg in Bundsländern mit höherer Impftquote weniger steil ist, als in Ländern mit niedriger Impftquote, wo die Belastung weiterhin exponentiell wächst. Warum?
Die Wahrscheinlichkeit das ein vollständig-geimpfter Mensch sich mit #Corona infiziert, schwer erkrankt & auf einer Intensivstation behandelt werden muss ist extrem gering! Allerdings kann es vorkommen (insbesondere ohne Boosterimpfung), dass man erkrankt & ins Krankenhaus muss.
In Ländern mit höherer Impfquote steigt deshalb der Anstieg der Krankenhausaufnahmen auf Normalstationsbetten im Verhältnis zu den auf Intensivstationen deutlicher (als in der Vergangenheit), während in Ländern mit niedriger Impfquote beides stark steigt. Wie kann uns das helfen?
Regionale Ungleichheit bei der Zunahme der Belastungen der Intensivstationen müssen wir nutzen, um Patienten aus überlasteten Gebieten zu verteilen. Dazu müssen überall planbare Eingriffe JETZT eingestellt & die Versorgung auf Notfälle Krebsbehandlung & COVID konzentriert werden.
Wenn wir kurzfristig eine hohe Zahl an Patienten aus stark belasteten Bundesländern in weniger stark belastete Länder (ggf. auch EU-Nachbarstaaten) verlegen müssen, dann wird dies nur mit einem Bund-Länder-Krisenstab & operativer Unterstützung der Bundeswehr rechtzeitig gelingen.
Fazit: Im Krisenmanagement der nächsten Wochen müssen wir uns neben der Steigerung der täglichen Impfzahlen (langfristig wirksame Maßnahme), der umfassenden Kontaktreduktion (mittelfristig wirksame Maßnahme), kurzfristig/dringend um eine Verlagerung von vielen Patienten kümmern!
PS: Es erübrigt sich zu sagen, dass alles dies nur mit deutlich besserer & einheitlicher Krisenkommunikation gelingt. Dazu bräuchte es neben dem operativen Krisenstab, eine Wiederaufnahme der Arbeit des Corona-Kabinett und endlich einen ständigen, wissenschaftlichen Pandemierat!
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Was muss nach den #MPK Beschlüssen zu #Corona jetzt (!) in welchen Bundesländern umgesetzt werden? Dazu und warum es falsch ist die Hospitalisierungsinzidenz als Leitindikator im aktuellen Krisenmanagement der #VierteWelle zu nutzen ein Thread
Zunächst zur Hospitalisierungsinzidenz (HI): Wenn ich im Notfall das Richtige rechtzeitig tun will, brauche ich eine realistische Datengrundlage. Die adjustierte Bundes-HI inkl. Nachmeldungen ist aber ca. doppelt so hoch, wie tagesaktuell angegeben
Verschiedene Modellberechnungen unterstützen diese Annahme auch mit Blick auf einzelne Bundesländer. Die „wahre“ Hospitalisierungsinzidenz ist überall deutlich höher! Was bedeutet das für die Maßnahmen laut MPK-Beschluss in den einzelnen Bundesländern?
Zur Belastung des Gesundheitssystems verbreiten sich derzeit gefährliche Mythen. Manche behaupten zB, man könne im Handumdrehen eine „Notfallreserve“ von Betten auf Intensivstationen aktivieren. Dann gäbe es rasch 10.000 zusätzliche ITS-Betten. Ein #Thread zu diesem Trugschluss:
1. Es gibt zwar theoretisch die Notfallreserve, aber wir werden sie praktisch nicht aktivieren können. Eine Intensivbehandlung erfordert nicht nur ein Bett, sondern auch Personal (im Plural!). Schon für die regulären Intensivbetten fehlt es derzeit an Personal.
2. Allein im letzen Jahr konnten mehr als 3.000 Intensivbetten nicht mehr eingesetzt werden, weil Pflegepersonal und Ärzt:innen wegen starker Überlastung längfristig krank wurden, in Teilzeit gewechselt sind oder komplett gekündigt haben.
Ohne sofortige Notbremse wird es nicht mehr gehen. Es ist der dritte Tag mit ca. 50.000 Neuinfektionen, das bedeutet ca. 1.500 zusätzliche Patienten auf Intensivstationen in einer Woche. Die #VierteWelle ist die bislang höchste. Eine Notbremse von Bund & Länder sollte beinhalten:
1. Die Inzidenz & Belegung der Intensivstationen hängen weiter stark von einander ab. Wir haben Landkreise mit so hohen Rekord-Inzidenzen, dass dort eine absolute Notsituation vorliegt. Dort können wir die Lage nur mit Schließungen & Kontakteinschränkungen unter Kontrolle bringen
2. 2G bundesweit für alle Freizeitaktivitäten und nicht-essentiellen Dienstleistungen. 3G am Arbeitsplatz. 3G im Bahn- und Nahverkehr. Ganz wichtig: Alles muss systematisch und streng kontrolliert werden.
Die #Corona-Lage ist sehr ernst: Noch nie hatten wir so wenig freie Intensivbetten, noch nie war die Inzidenz so hoch, noch nie gab's so viele Impfdurchbrüche. Was sicher nicht hilft: Gegenseitige (z.T. scheinheilige) Schuldzuweisungen der Parteien. Was nun wichtig ist (Thread):
1. Überall wo die Fallzahlen hoch sind, brauchen wir systematisch die Einführung von 2G bei Freizeitaktivitäten im Innenbereich, besser noch: 2G+ (das heißt 2G plus Maske oder tagesaktuellem Test). Überall anders: 3G im Innenbereich. Und all das muss endlich kontrolliert werden!
2. Die Abschaffung der Gratistests durch die GroKo war falsch, die Tests müssen wieder eingeführt werden. Aber die Bürgertests müssen endlich überall mit QR-Code ausgestellt und in der Corona-Warn-App eingelesen werden. Das hilft bei der notwendigen digitalen Kontrolle!
Das ist eine Bankrotterklärung des Regierenden Bürgermeisters! Bei 60% vollständig Geimpften sind die Möglichkeiten der Impfkampagne NICHT ausgereizt, sondern nicht ausreichend genutzt! Thread, wie die Impfkampagne wiederbelebt werden könnte: (Quelle merkur.de/politik/muelle…)
1. Einfacher Zugang und Impfstoffwahl: Morgens und abends, wenn Leute pendeln, Impfangebote an Bahnhöfen, Markplätzen etc. Und die Leute sollten zwischen Vektor- und mRNA-Vakzin wählen können.
2. Zielgruppenspezifische Angebote: Clubbing und Impfung hat z.B. in Berlin gut funktioniert, aber da muss mehrmals wiederholt werden. Hier könnte Müller sehr einfach auf bewährten Ideen aufbauen
Die #Corona Lage unter Kindern & Jugendlichen entwickeln sich dramatisch. Eine Altersgruppen #Inzidenz in NRW von bis zu >700 stellt eine große Gefahr dar. Das Kinder selten schwer krank werden, bedeutet umgekehrt nicht, dass das Virus unbedenklich für sie ist. Warum?
Die Datenlage zur Auswirkung insbesondere der Delta Variante auf Kinder ist noch uneindeutig, aber es zeichnet sich ab, dass ~5% der Kinder von chronischen Verläufen, sowie 1:1000 - 1:5000 Kindern an einem Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS) erkranken.
Laut RKI/DGPI mussten bei vorangegangenen Wellen ca. 0,3% der Kinder in einem Krankenhaus behandelt werden und rund <0,00005% der gemeldeten Fälle sind verstorben. Das klingt wenig, wird aber in absolute Zahlen zu sehr vielen Kindern, wenn sich nun der überwiegende Teil ansteckt.