Zeit für eine Blut-, Schweiß- und Tränen-Rede. Wir haben es mit dem Wildtyp aufgenommen, mit Alpha, mit Delta - und dann sollten wir vor dem schrecklichsten Feind einfach die Waffen strecken? Ist es so weit mit uns gekommen? 1/
Wovor sollten wir mehr Angst haben - vor dem Verlust von Kontakten oder dem Verlust von Freunden? Vor monatelangen Schulschließungen oder monatelangem Long Covid? Vor einem einsamen Weihnachten oder einsamen Beerdigungen? 2/
Wir verplempern unsere Zeit damit, darüber zu diskutieren, ob die Infektionszahlen gerade zurückgehen (sehr zweifelhaft). Dabei steht die Katastrophe vor der Tür. In anderen Ländern verdoppelt sich Omikron alle zwei (!) Tage. 3/
Das muss nicht in Deutschland genauso laufen. Doch wir testen viel zu wenig um zu wissen, wo wir eigentlich stehen. Fakt ist: Ohne sehr einschneidende Maßnahmen werden wir Omikron nicht aufhalten können. 4/
Daher brauchen wir das größtmögliche Arsenal an Maßnahmen: Kontaktbeschränkungen, Ausgangssperren, Schließungen von Büros, Distanzunterricht, usw. 5/
Selbstverständlich gilt das auch für Geimpfte. Bei der Übertragung von Omikron gibt es keinen relevanten Unterschied zwischen Geimpften und Ungeimpften. Und Geimpfte mögen zwar seltener schwere Verläufe haben, doch sind sie nicht als geschützt zu betrachten. 6/
Glaubt ihr, es könnte ohne Entbehrungen gehen? Wir müssen akzeptieren, dass die nächsten Monate sehr hart werden. Die Alternative: Der weitgehende Zusammenbruch nicht nur des Gesundheitssystems, sondern auch der Gesellschaft. Ganz zu schweigen von den psychischen Belastungen. 7/
Was sollen wir unseren Kindern und Enkeln einmal erzählen? Wie wir manche unserer Verwandten und Freunde verloren? Wie wir uns damals die chronische Erkrankung zuzogen? Wie die Krematorien rund um die Uhr arbeiteten? 8/
Oder doch lieber, wie wir mit Besonnenheit zwar ungerne, aber im Wissen, das Richtige zu tun, in den Lockdown gegangen sind und damit die Katastrophe verhindert haben - immer mit der Hoffnung auf bessere Zeiten? 9/

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22 Nov
Ich will auf die Frage, ob die #Kinderdurchseuchung von der Politik gewollt wird, noch mal ausführlicher eingehen. 🧵

Sicher ist es nicht so, dass die Durchseuchung der Kinder von irgendjemandem als intrinsisch wertvoll angesehen wird (ein paar Sadisten mag es dennoch geben). 1/
Es macht jedoch einen Unterschied, ob etwas erstrebt wird, weil dadurch ein bestimmter Zweck erreicht werden soll, oder ob bloß die Verhinderung von etwas nicht erstrebt wird. Das heißt: Durchseucht man die Kinder, um die Pandemie abzukürzen, oder lässt man es einfach laufen? 2/
Die These, dass die Kinderdurchseuchung aktiv befördert wird, um schneller in den endemischen Zustand zu gelangen und dadurch Maßnahmen zu verhindern, erfreut sich bei einigen großer Beliebtheit. Das ist zudem der Inhalt der GBD, die Anhänger in Wissenschaft und Politik hat. 3/
Read 14 tweets
5 Nov
⚠️⚠️⚠️ REKORD ⚠️⚠️⚠️

Der neue Tageshöchststand von gestern ist heute noch mal übertroffen worden. Wir brauchen jetzt dringend eine #Notbremse, um wenigstens das Allerschlimmste zu verhindern. Die alten Maßnahmen müssen zurückkommen, auch für Geimpfte. 1/
Wir werden nicht mehr verhindern können, dass wohl schon nächste Woche einige Intensivstationen überlastet sein werden. Doch wir könnten dafür sorgen, dass sich das Geschehen bis Weihnachten wieder beruhigt. Es geht nur noch um Schadensbegrenzung. 2/
Da es sich um eine Notbremse handelt, können Geimpfte, die ja bekanntlich das Virus weiterverbreiten können, nicht von den Maßnahmen ausgenommen werden. Auch um Schulschließungen kommen wir nicht herum. Ich weiß, das wollten wir vermeiden. Die Politik hat anders gehandelt. 3/
Read 7 tweets
1 Oct
Das neueste Paper der Berliner Corona-Schulstudie (BECOSS) kommt laut Tagesspiegel zu dem Schluss, dass Schulen "keine Infektionsherde" seien, dass aber die Lebensqualität der Schüler während der Schulschließungen litt. Nun ratet, was das Problem ist. 1/
plus.tagesspiegel.de/wissen/covid-1…
Genau - die Schulen waren zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht im Präsenzunterricht. Die Autoren der Charité führten zwei Testreihen mit PCR-Tests durch: Im Februar dieses Jahres, als die Schulen geschlossen waren, und im März, als Wechselunterricht stattfand. 2/
Wenn die Inzidenz bei den Schülern dann niedrig ist, zeigt das allenfalls, dass Schulschließungen und Wechselunterricht geeignete Maßnahmen sind, um Infektionen zu reduzieren. Da brauchen wir gar nicht mal über andere methodische Probleme dieser Studie zu reden. 3/
Read 8 tweets
1 Oct
#MertensInMeinemFachgebiet 🤡

Intuitionen kann man ruhig vertrauen, denn sie treffen in der Regel zu. Warum sollte man sich um Peer Disagreement kümmern? Bei der geringen Zahl an Philosophen können seltene Komplikationen nicht gefunden werden. 1/
#MertensInMeinemFachgebiet 🤡

Es gibt auch keine falschen Meinungen bloß aufgrund einer irreführenden Intuition. Denn es sind immer Voreingenommenheiten am Entstehen einer falschen Meinung beteiligt. Und übrigens: Wissen ist fallibel. 2/
#MertensInMeinemFachgebiet 🤡

Im historischen Fach ist das Lernen von Fremdsprachen, um sich gegen Fehlübersetzungen zu immunisieren, nicht erforderlich, da ein Nutzen nicht nachgewiesen ist. Wir wissen nicht, ob es lang anhaltende Fehldeutungen gibt. 3/
Read 4 tweets
19 Sep
Neue Stellungnahme von @DGPIeV und DGKH:

❌ Keine Luftfilter
❌ Keine regelmäßigen Tests
❌ Keine Masken in Klassenräumen

Tendenziös und im Widerspruch zu den Positionen von anderen Wissenschaftler:innen. 🧵 1/
dgpi.de/wp-content/upl…
Ich kann die Stellungnahme zwar nicht mit eigener Expertise beurteilen. Sehr wohl kann ich aber feststellen, ob die Argumentation schlüssig ist und wie sie sich zu den Meinungen von anderen Expert:innen verhält. 2/
Dieses Framing ist grundlegend für die Stellungnahme: Wer #SichereBildung will, will #Kinderrechte einschränken und handelt den Interessen der Kinder zuwider. So als hätten Kinder kein Recht auf Gesundheit. So als läge Gesundheit nicht im ureigensten Interesse der Kinder. 3/
Read 31 tweets
13 Jul
Ein paar Gedanken dazu, warum ich es nicht überzeugend finde, eine Covid-Erkrankung als "allgemeines Lebensrisiko" zu betrachten. (Den Vergleich mit "Dreck essen lassen" lasse ich mal beiseite.) 1/
Als "allgemeines Lebensrisiko" werden Risiken bezeichnet, die mit gewöhnlichen Tätigkeiten des Alltags verbunden sind - etwa Verkehrsunfälle. Man kann sie als Einzelperson nur vermeiden, indem man enorme Beschränkungen auf sich nimmt, z.B., indem man ständig im Haus bleibt. 2/
Das unterscheidet allgemeine Lebensrisiken von Risiken, die mit leicht verzichtbaren Tätigkeiten wie Fallschirmspringen verbunden sind. Aber auch Risiken, die nicht mit bestimmten Tätigkeiten verbunden sind, stellen kein allgemeines Risiko dar, z.B. überhaupt zu sterben. 3/
Read 10 tweets

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