Ein paar Gedanken dazu, warum ich es nicht überzeugend finde, eine Covid-Erkrankung als "allgemeines Lebensrisiko" zu betrachten. (Den Vergleich mit "Dreck essen lassen" lasse ich mal beiseite.) 1/
Als "allgemeines Lebensrisiko" werden Risiken bezeichnet, die mit gewöhnlichen Tätigkeiten des Alltags verbunden sind - etwa Verkehrsunfälle. Man kann sie als Einzelperson nur vermeiden, indem man enorme Beschränkungen auf sich nimmt, z.B., indem man ständig im Haus bleibt. 2/
Das unterscheidet allgemeine Lebensrisiken von Risiken, die mit leicht verzichtbaren Tätigkeiten wie Fallschirmspringen verbunden sind. Aber auch Risiken, die nicht mit bestimmten Tätigkeiten verbunden sind, stellen kein allgemeines Risiko dar, z.B. überhaupt zu sterben. 3/
Insinuiert wird mit dem Begriff des allgemeinen Lebensrisiko in der Regel Folgendes:
1⃣ Diese Risiken sind kaum vermeidbar.
2⃣ Wir nehmen sie in Kauf.
3⃣ Da wir sie akzeptieren, sind sie zumutbar.
Ich finde alle drei Sätze fragwürdig. 4/
Zu 1⃣: Hier muss differenziert werden. Selbst wenn sich das Risiko eines Verkehrsunfalls kaum völlig vermeiden lässt, kann man es doch vermindern - sei es als Individuum, indem man sich vorsichtig verhält, oder sei es dadurch, dass der Staat Vorgaben macht. 5/
Zu 2⃣: Wir nehmen sie nur notgedrungen in Kauf, tun aber tatsächlich viel, um sie zu vermindern. Die Zahl der Flugzeugunglücke konnte durch sehr strenge Regeln drastisch reduziert werden. Und der Staat hat Möglichkeiten der Risikominimierung, die dem Einzelnen nicht zukommen. 6/
Zu 3⃣: Das folgt nicht. Es ist ja gerade charakteristisch für allgemeine Lebensrisiken, dass sie nur zu einem hohen Preis vermeidbar sind. Wir würden sie gerne vermeiden, wenn es einfach machbar wäre. 7/
Und selbst, wenn wir ein allgemeines Lebensrisiko akzeptabel fänden, würde nicht daraus folgen, dass wir das Risiko tatsächlich akzeptieren sollten. Das gilt insbesondere dann, wenn der Staat nicht genug gegen ein allgemeines Lebensrisiko unternimmt. 8/
Stellt eine Corona-Infektion ein allgemeines Lebensrisiko dar? Noch nicht, da wir einiges unternehmen, um das Virus zu bekämpfen. Es wäre fatal, wenn wir es dazu kommen lassen würden. Auch für Kinder sind die Risiken einer Infektion nicht hinnehmbar. 9/
Wichtig: Es ist unsere Entscheidung, ob wir eine Corona-Infektion zu einem allgemeinen Lebensrisiko werden lassen. Warum sollten wir es tun? Und da liegt das schöne Argument der FDP am Boden und muss Dreck essen. 10/10
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Eine sinnvolle Maßnahme. Wer krank oder pflegebedürftig ist, ist oft besonders gefährdet oder hat nur schwachen Immunschutz. Eine Impfverpflichtung ist unter diesen Umständen zumindest zumutbar.
Auch das halte ich für eine gute Maßnahme. Wer sich nicht impfen möchte, muss auf andere Weise sicherstellen, dass er andere nicht gefährdet. Die Kosten dafür können - wenn jeder ein Impfangebot gehabt hat - den Betreffenden in Rechnung gestellt werden.
Die #STIKO hat empfohlen, nur Kinder mit eng begrenzten Risikofaktoren - oder solche, die entsprechende Haushaltsmitglieder haben - zu impfen. Wenn man sich die Begründung durchliest, dann stößt man aber auf einige Probleme. Thread. 1/ rki.de/DE/Content/Inf…
Die #STIKO nimmt als Folge ihrer (Nicht-)Empfehlung die Durchseuchung der Kinder in Kauf. Wie ich darauf komme? Nun, der Vorsitzende spricht es aus. 2/
Ich will nichts gegen die Meinung der Stiko sagen, dass noch nicht genügend Daten zur Sicherheit der Impfstoffe vorlägen. Die Pendants zur Stiko in einigen Ländern haben anders entschieden, aber das ist immerhin eine vertretbare Meinung. 3/
Der @Tagesspiegel hat offenbar einen Blick auf den "streng vertraulichen" Entwurf der #Stiko-Empfehlung zur Impfung von Kindern gegen SARS-CoV-2 erhaschen können.
Wobei die Risikofaktoren eng begrenzt sind. Allein Adipositas dürfte häufiger vorkommen. 2/
Offenbar teilt man in der #Stiko die Auffassung der deutschen (!) pädiatrischen Fachverbände, dass das Coronavirus für Kinder im grunde harmlos sei. Ich spare mir diesmal den Verweis auf die internationale Forschung, die dagegen in der Regel #LongCovidKids und #PIMS anführt. 3/
Von den verstorbenen Patient:innen waren die meisten nur einfach geimpft (einige auch gar nicht), nur eine Person zweifach. Und bei einem Viertel der verstorbenen Infizierten wird die Coronainfektion nicht als primäre Todesursache angesehen. 2/
Bei der teilweise zweifach geimpften Belegschaft gab es keine schweren Verläufe. Etliche von denen waren ungeimpft, doch es scheint, dass die entweder jung oder nicht in der Patientenversorgung tätig sind. 3/
Ich habe zu allen 18 Mitgliedern der #Stiko recherchiert, ob sie sich zur Impfung von Kindern gegen Sars-CoV-2 geäußert haben.
Es gibt offenbar kein einheitliches Meinungsbild. Doch einige Mitglieder wollen womöglich Infektionen von Kindern hinnehmen. 1/ rki.de/DE/Content/Kom…
Fünf #Stiko-Mitglieder sind eher gegen eine allgemeine Impfempfehlung, zwei eher dafür, zum Rest konnte ich nichts finden.
Konsens scheint hingegen zu sein, dass für Kinder mit Risikofaktoren eine Impfempfehlung ausgesprochen werden soll. 2/
Gehe ich zunächst die Gegner durch. Der Vorsitzende der #Stiko, Thomas Mertens, leugnet #LongCovidKids und hält es - fälschlich - für möglich, dass alle Kinder, die mit einer Coronainfektion starben, nur an ihren Vorerkrankungen starben. 3/
Offene Schulen sind sicherer als geschlossene? Schreiben @Schuhsenator und @schulministerin jetzt für #HaltDieFresseBild? Natürlich nicht. Aber ich habe mal einen Blick in die "Studie" geworfen, auf die sich das #Drecksblatt bezieht. 1/
Die für den Bild-Artikel relevanten Passagen sind auf S. 10 bis S. 12. (Auf den vorherigen Seiten wird versucht nachzuweisen, dass der Anstieg der NI bei Präsenzunterricht mit Schnelltests nur auf die Verringerung der Dunkelziffer zurückzuführen sei.) 3/