Ein Thread zur gestrigen Vorstellung der neuen Bildungssenatorin #Busse.
tldr: das wird heiter...
Ich hab mich gefragt, ob ich mit meiner Einschätzung zur neuen Berliner Bildungssenatorin allein vor dem Hintergrund vergangener Erfahrungen mit ihr im Bildungswesen und ihrer 1/18
Antrittsrede nicht etwas zu voreilig war. Man soll ja bekanntlich erstmal jedem/jeder 100 Tage geben. Ich hab mir deshalb auch die gestrige Pressekonferenz der Berliner SPD nochmal angeschaut. Unterm Strich wurde es aber doch leider nicht besser.
Ich hab keine Glaskugel,
2/18
aber die Aussagen des Duos #Giffey/#Busse sprachen tatsächlich Bände, verrieten viel über ihr Verständnis von "Schule" und ich glaube, das werden heitere Debatten, vor denen wir da stehen. Ich greife mal ein paar Zitate auf...
Giffey: "(Eine Senatorin) die weiss, was "Schule im Brennpunkt" bedeutet".
Mir ist das als Perspektive zu wenig. Die Schulen im Brennpunkt brauchen Zuwendung, aber die Berliner Schullandschaft ist so vielfältig, wie die Berliner Bezirke und ihre Schulgemeinschaften es sind.
4/18
Giffey: ""Ihnen muss man nicht erklären, was "Schule in Berlin" bedeutet."
Ich möchte keine Bildungssenatorin, die mit dem Habitus eingeführt wird, sich nichts mehr erklären lassen zu müssen.
5/18
Giffey: "Schule ist ein hirarchisches Wesen."
Nein, "Schule" wird demokratisch selbstverwaltet durch Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen. Schulleitungen sind sehr wichtige Bestandteile dieser Selbstverwaltung, aber sie sind nicht King of alles.
6/18
Giffey: Frau Busse "Hat alle Schulleitungen im Blick."
Das ist mir zu wenig. Ich möchte, dass sie auch Schüler*innen, Lehrkräfte, Erziehende und das weitere Personal an den Schulen, sowie die Eltern im Blick hat, wenn sie Überlegungen anstellt.
7/18
Busse: "Das wichtigste ist, dass Berlin jetzt endlich wieder verbeamten wird."
Viele Schüler*innen und Eltern haben andere Aspekte auf Prio 1. Auch hier wird eine völlige Perspektivverengung auf die Interessen von Schulleitungen deutlich, die in diesem Amt unangebracht ist. 8/18
Busse: "Digitalisierung ist etwas ganz wichtiges, aber das allerwichtigste Medium für die Kinder sind wir, die Lehrerinnen und Lehrer [...] Gerade in der Grundschule, da lernt man ja nicht fürs Leben, sondern für die Lehrerinnen oder die Lehrer."
Dieses Selbstbild von der
9/18
Lehrkraft als oberster Autorität, in Stein gemeißeltem Vorbild und Quell jeglicher Motivation verursacht bei mir ein beinahe wilhelminisches Magengrummeln...
10/18
Busse: "Man kann ja nicht stundenlang vor diesem Ding (Laptop) sitzen."
Wenn das die Antwort auf die Probleme bei der Fernbeschulung und die Antwort auf das Nichtverstehen der Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt ist, dann gute Nacht, Marie...
11/18
Busse: "Die Berliner Schule ist auch nicht so schlecht (...) man muss auch mal das Gute sehen (...)".
Das Gute zu sehen, ist wichtig, aber mir scheint, dass das eine Floskel ist. 10% der Schüler*innen, die jedes Jahr die Schule ohne Abschluss verlassen, Pankower
12/18
Oberschüler, die nach Dreilinden fahren müssen, weil es keine näher gelegenen Schulplätze gibt etc. sind kein Hinweis darauf, dass die Berliner Schule "nicht so schlecht" ist. Wir haben Baustellen ohne Ende.
13/18
Busse: "Wir haben den zweiten Jahrgang mit Maske eingeschult, die Kinder denken schon, man kommt damit auf die Welt."
Nette Polemik, aber ich fänd es schön, wenn eine Bildungssenatorin die sachliche Notwendigkeit hinter diesem Umstand nicht beiseite schieben würde.
14/18
Busse: "In die Schulen muss auch erstmal Ruhe einkehren."
Alles, nur das nicht! Die Schulen haben Baustellen ohne Ende. Ich erwarte von einer Bildungssenatorin, dass sie die Schulen zeitnah mit den notwendigen Ressourcen ausstattet und den Laden auf Vordermann bringt.
15/18
Busse: "Und wir uns auf die basalen Fähigkeiten (Lesen, schreiben, rechnen) konzentrieren."
Man könnte ihr nicht widersprechen, wäre sie ausschließlich Senatorin für den Betrieb von Grundschulen. Sie ist aber Bildungssenatorin für ALLE Berliner Schulformen und alle
16/18
Lehrplaninhalte. Und übrigens auch für alle anderen Aspekte von "Bildung, Jugend und Familie". Diese Aspekte kamen in der Antrittsrede überhaupt nicht vor (o.K., ich glaube, sie hat einmal "Kita" gesagt, als es um den Übergang zur Grundschule ging).
Wie gesagt: eine
17/18
Glaskugel habe ich nicht; vielleicht werden wir alle auch überrascht, aber wenn das das neue Selbstverständnis ist, dann werden das spannende Auseinandersetzungen mit der @senbjf
Die PK in voller Länge:
18/18
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Die Politik macht sich zu viele Gedanken über ihren Reputationsverlust an den extremen Rändern und zu wenig über den Reputationsverlust bei Menschen, die den Laden täglich am Laufen halten, sich ehrenamtlich betätigen, Kinder groß ziehen und NICHT täglich Polizei und 1/5
Staatsanwaltschaften beschäftigen.
Ich finde es erschreckend, mit welcher faktischen Gleichgültigkeit die Resignation der gesellschaftlichen Mitte einfach hingenommen wird, mit welcher Nichtargumentation Menschenleben riskiert werden und wie gleichgültig den Verantwortlichen 2/5
Kinder sind.
Ich finde es völlig inakzeptabel, dass es scheinbar immer irgendeinen Grund gibt, Maßnahmen zum Schutz von Menschenleben NICHT zu ergreifen (Regierungsbildungsphase, Weihnachtshandel, Hendrik Streeck oder Wolfgang Kubicki sitzen Fürze quer), bzw. immer nur die 3/5
Dieses Schulwesen macht mich zunehmend kirre. Ich bin jetzt seit 20 Jahren berufstätig und beschäftige mich seit Längerem mit öffentlicher Verwaltung und insbesondere mit Prozessqualität.
Ich bin seit mehreren Jahren Elternvertreter im Berliner Bildungswesen und hab neulich
festgestellt, dass ich mittlerweile alle Gremien, in die man als Elternteil gewählt werden kann (von der Fachkonferenz in der Schule bis hoch zum Landesschulbeirat alles dabei) "erreicht" hab. Das war und ist echt sehr viel Zeit, die da reinfließt und da entstand bei mir ein
einigermaßen deprimierendes Zwischenfazit.
Ich hab tatsächlich schon einiges im Umgang mit Behörden erlebt, aber das Maß an organisierter Nichtzuständigkeit in der Führungsstruktur der SenBJF ist einigermaßen beispiellos. Positiv formuliert könnte man sagen, dass das
Mir ging dieser Tage die Frage durch den Kopf, weshalb mich dieses reflexartige "Kommunismus/DDR"-Gebrülle vieler westdeutscher Konservativer in Debatten um linke Themen so nervt und warum ich mich in so vielen Debatten beinahe schon genötigt fühle, Lanzen "für den Osten" zu
brechen. Ich bin Jahrgang '84 und hab nur die ersten 6 Jahre in dem Land verbracht, mir könnte mir das Urteil anderer über diesen Staat beinahe egal sein, ist es aber nicht.
Ich hab mich in den zurückliegenden Jahr(zehnten) sehr intensiv mit der Frage beschäftigt, wie es
"damals" so war und die beste Methode dafür war, mich mit Menschen in meinem Umfeld zu unterhalten und sie zu fragen, wie sie die Zeit erlebt haben. In den Schilderungen war sehr vieles dabei: persönliches, berufliches und politisches.
Es gibt Leute in meinem Umfeld, die
Ein Text von Hannah Arendt aus dem Jahr 1950 aus dem Buch "Besuch in Deutschland":
„Der wohl hervorstechendste und auch erschreckendste Aspekt der deutschen Realitätsflucht liegt jedoch in der Haltung, mit Tatsachen so umzugehen, als handele es sich um bloße Meinungen.[…] Auf
allen Gebieten gibt es unter dem Vorwand, daß jeder das Recht auf eine eigene Meinung habe, eine Art Gentleman’s Agreement, dem zufolge jeder das Recht auf Unwissenheit besitzt – und dahinter verbirgt sich die stillschweigende Annahme, daß es auf Meinungen nun wirklich nicht
ankommt. Dies ist in der Tat ein ernstes Problem, nicht allein, weil Auseinandersetzungen dadurch oftmals so hoffnungslos werden […], sondern vor allem, weil der Durchschnittsdeutsche ganz ernsthaft glaubt, […] dieser nihilistische Relativismus gegenüber Tatsachen sei das
Ich stecke gerade in einer wirklichen Sinnkrise mit diesem Bildungswesen. Die Behauptung, es ginge um Kinder und ihre Entwicklung ist an vielen Stellen falsch, oft geheuchelt und an nicht wenigen Stellen ist man mittlerweile wenigstens so ehrlich, dies einzuräumen. Man merkt
es insbesondere auch an der Sprache:
Kindern wird Wissen "vermittelt" statt ihnen die Möglichkeit zu geben, es sich zu erschließen. Kinder werden vorausgreifend "belehrt" (voll geil, wenn das erste, was man als Sechsjähriger, der frisch eingeschult Lust darauf hat, sich
endlich die Welt erschließen, von der neuen Lehrkraft bekommt, eine Belehrung ist). Ist euch mal aufgefallen, wie viele Erstklässler*innen, die freudig gestartet sind, nach 6 Monaten schon keine Lust mehr haben?
Kinder werden "geprüft", ob sie zu einem Zeitpunkt X
Liebe @SenBJF, ich hab da mal ein paar Gedanken zum Thema "Rechtstreue":
Ich habe im Umgang mit öffentlicher Verwaltung einiges erlebt und arbeite auch selbst in einer.
Verwaltung kann eigensinnig sein, aber es gibt einen Punkt auf den sie letztlich immer verpflichtet ist:
Gesetze und Verwaltungsvorschriften sind einzuhalten. Die Eine oder Andere mag kryptisch erscheinen, aber sie sind die Basis dafür, dass Verwaltung nachvollziehbar und frei von Willkür handelt. Das Problem (und das hat mich wirklich nachhaltig erschüttert):
Im Bezug auf das
Berliner Schulgesetz ist es beinahe egal, was da drin steht. Wenn sich Lehrkräfte und ihre Schulleitung einig sind, dass die Verfahrensvorschriften im Schulgesetz zu kompliziert für die eigenen Abläufe im Haus sind, oder dass das Schulprogramm der eigenen Schule nicht eingehalten