Thread by @JvondenBerken

#Pflegeheime und #Kritische Infrastrukturen #KRITIS.
Warum #WTG Einrichtungen als KRITIS zu sehen sind und mehr Vorsorge betreiben müssen.
Schnallt euch an, das wird ein längerer Thread:

Als #KRITIS gilt, wer nach der Verordnung zur Bestimmung kritischer Infrastrukturen in den Sektoren Energie, Gesundheit, Wasser ... eine gewisse Größe überschreitet. Im Sektor Gesundheitswesen ist dies bei Krankenhäusern die stationäre Fallzahl von 30.000
iugitas.eu/wp-content/upl…

#Pflegeheime sind bis dato noch gar nicht als KRITIS eingestuft, obwohl diese #systemrelevant sind und ein Ausfall dieser immense Ressourcen der Gefahrenabwehr bindet.

Aufgrund von Kampfmittelfunden vergeht in Deutschland keine Woche, ohne das WTG-Einrichtungen evakuiert werden müssen. Dies bindet regelmäßig nicht nur lokale, sondern auch überörtliche oder überregionale Einheiten.

#Pflegeheime sind bis dato nicht verpflichtet, einen Alarm- und Einsatzplan ähnlich wie in Krankenhäusern #KAEP zu erstellen. Vorsorge ist daher nicht gesetzlich fixiert und mit Mindeststandards versehen.

Die Einrichtungen können je nach Bundesland und je nach Baujahr über ein Notstrom verfügen. Dies leitet sich aus der Bauverordnung ab:
Beispiel aus Brandenburg: bravors.brandenburg.de/de/verordnunge…

Diese Vorschrift gilt natürlich nur für Neubauten, Altbau hat Bestandsschutz.

Die Zielrichtung zwischen Bauverordnung und KRITIS ist aber nicht gleich:
Die Bauverordnung geht von einem geregelten Betrieb und im Störfall von einem geordnetem Verlassen (Evakuierung) der Einrichtung aus. KRITIS zielt auf einen Weiterbetrieb auch unter Störungen ab.

Verfügt ein Pflegeheim/Krankenhaus über ein Notstromaggregat für 3 Stunden, so reicht diese Betriebsdauer nicht für eine Evakuierung. Einsatzzeiten für Evakuierungen von solchen Einrichtungen sind regelmäßig 6-12 Stunden, oft mit Vorlauf!

Grade Störungen in der Energieversorgung sind oft nicht innerhalb von 3 Stunden behoben, sondern können 12 oder wie im Falle von Berlin auch 33 Stunden andauern.
Beträgt meine Reserve nur 3 Stunden, so muss ich quasi ab der ersten Minute Stromausfall bereits die

Entscheidung zur Evakuierung treffen. In dieser Chaosphase ist aber durch den Energieversorger weder abschätzbar noch kommunizierbar, wie lange der Ausfall andauert.
Daher: Minimum an Reserve müssen 24 Stunden sein.
Erst dann kann eine valide Entscheidung pro/kontra

Evakuierung getroffen werden und noch ausreichend Zeitpuffer für die Umsetzung von Maßnahmen vorgehalten werden.

Bei großflächigen Störungen von Energieversorgern (Strom, Wasser...) stellt sich auch die Frage, wohin denn die Betroffenen evakuiert werden sollen. Im Nahbereich ist die Infrastruktur betroffen, im Fernbereich nimmt die notwendige Logistik sehr große Ausmaße an, siehe #Kleeblatt

Ich hatte mehrfach das Vergnügen, die sogenannten "Rieler Heimstätten" in Köln mit annähernd 1.000 Betroffenen zu evakuieren. Dies schluckt Ressourcen aus Köln und den umliegenden Gebietskörperschaften bis hin nach Aachen.

Es braucht daher verpflichtende Regelung für #Notstrom (Aggregat & Einspeisung) und #Wassereinspeisung auch für WTG-Einrichtungen.
Jede Einrichtung über 100 Bewohnern sollte eine verpflichtende Vorsorge über 24h, Einrichtungen über 250 Bewohnern über 48 h treffen müssen.

Eine solche Regelung muss ohne Bestandsschutz ausgeführt werden und an die Betriebserlaubnis der Einrichtung gebunden werden. Ein Alarm- und Einsatzplan ebenso, inkl. Pandemieplan... 🎙️Ende.

Ergänzung:

https://twitter.com/herbertsaurugg/status/1479018897470902273