Was mich interessieren würde, ist ein Blick auf die so genannte #Impfkampagne aus Perspektive von Berufseinsteiger*innen. Was denken (junge) Menschen, die sich für einen Job in der Kommunikationsbranche interessieren? Ein Faden🧵.
Hintergrund der Frage: Laut einer Studies des Gesamtverbands der Werbeagenturen @GWAnews sind tausende Stellen unbesetzt. Auch PR-Agenturen und Abteilungen für #Unternehmenskommunlkation suchen händeringend Fachkräfte.
Eine beliebte Erklärung, warum beispielsweise Agenturen wenig attraktiv seien, war und ist, dass sie zu viel Arbeit für zu wenig Geld bei schlechten Arbeitsbedingungen böten. Als Mitinhaber einer Agentur sehe ich das natürlich anders, aber ich lasse den Gedanken mal zu.
Aus den Gesprächen mit Kolleg*innen aus der Branche weiß ich, dass die Wirklichkeit in gut geführten Agenturen inzwischen anders ist, und Einsteiger*innen erleben inzwischen auch, wie sehr Agenturen UND Unternehmen sich um sie bemühen – nicht nur rhetorisch.
Dennoch gibt es keinen wirklichen Run auf die Arbeitsplätze in der Kommunikation. Woran könnte es also noch liegen? Damit sind wir wieder bei der #Impfkampagne bzw. den Kampagnen rund um #Corona.
Es ist eine Binse, festzustellen, dass es in den vergangenen zwei Jahren wohl kaum ein größeres Thema gab. Damit wäre auch zu erwarten gewesen, dass sich die besten und klügsten Köpfe der Branche damit befassen. Doch was ist das sichtbare Ergebnis?
Das mag jede*r selbst beurteilen (keine Kolleg*innen-Schelte), aber so einen richtigen kommunikativen #Wumms gab es nicht. Kein „Geil, an dieser Kampagne hätte ich auch gern mitgewirkt.“ Und als man für einen Moment dachte, da geht noch was – Opa erzählt von damals-Spots – …
… waren die gefühlt nach 60 Sekunden aus dem Bewusstsein verschwunden. Was das – neben dem Leid, das Corona verursacht – aus Sicht der Kommunikation problematisch macht, ist folgendes:
Während die klassische Auftragskommunikation vor sich hindümpelt und mehr oder wenige lustlose Arbeiten für wenig mutige Kunden abliefert, rocken die Böhmermanns, Jokos, Klaas‘, Mai This, Rezos usw. die (sozialen) Medien. Netflix, Prime etc. setzen mit kreativen Serien Impulse.
Fridays for Future, Sea Watch etc. erzeugen echten Impact.

Ich erreiche ein großes Publikum. Ich spüre Selbstwirksamkeit. Ich mache etwas sinnvolles.

Das ist doch aus Sicht eines Menschen, der „was mit Medien“ machen will, deutlich attraktiver, oder?
Ein kreativer Writers Room einer Serie oder einer Fernsehproduktion ist, auch bei viel Arbeit und wenig Geld, ein aufregenderer Ort als der bestausgestatteste Newsroom eines Unternehmens oder einer Behörde, in dem alles seine Ordnung hat.
Vor allem aber: Während in all den vorstehenden Bereichen das, was Menschen sagen auch eine hohe Übereinstimmung mit dem hat, was sie tun, ist die gefühlte Differenz zwischen Sagen und Tun nirgends größer als in der Auftragskommunikation.
Jetzt kann ich mich als Boomer natürlich unter Verweis auf die alten Griechen hinstellen und sagen: „War schon immer so.“, nur nutzt mir das nichts, wenn ich Menschen für einen Beruf begeistern möchte.
Die Hypothese: (Junge) Menschen haben immer weniger Lust darauf, Legitimations-Assistenten für Unternehmen, Organisationen, Institutionen und deren Spitzenpersonal zu sein. Das ist eine wesentliche Ursache für die Personalkrise unserer Branche, die zu einer echten Krise wird.
@threadreaderapp mach mal unroll, bitte.

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Jan 7
So, heute mal keine Snowboard-Bilder. Dafür nehme ich Euch gerne mit auf eine🎿 Ski-Tour rund um die Madrisa. Los geht’s morgens um 8.30 mit der ersten Gondel 🚠 ab Gargellen.
Wir liften noch etwas mit der Kristallbahn. Das Wetter sieht noch gut aus, soll sich aber am Nachmittag noch eintrüben.
Nach einer kurzen Abfahrt auf der Piste erreichen wir die Einstiegsstelle. Jetzt kommen die Felle auf die Ski und es heißt laufen. Jonny, unser Bergführer, hat auf den ersten Blick gesehen, dass ich schlechter als meine Ski fahre. Deshalb gehe ich direkt hinter ihm.
Read 17 tweets
Nov 7, 2021
Kurzer Thread zu #Corona als Kommunikationsaufgabe, inkl. Rückschau und Blick nach vorne.

1. Ich halte es für einen Kardinalfehler, dass die Regierungen in Deutschland vor allem auf Passivität als Strategie gesetzt haben (Bleibt zu Hause, sog. "Lockdowns", die keine waren).

1/
Ich verstehe die Gründe (u.a. Vorbilder in anderen Ländern, wissenschaftlicher Rat etc.), nur, wenn man diesen Weg gehen will, muss man ihn konsequent gehen. Das hat niemand versucht. Vor allem hat niemand versucht, das Vertrauen in diese Strategie breit zu fördern.

2/
2. Damit sind wir bei einem zweiten Fehler: mangelnde Kommunikation. Insbesondere die wissenschaftlich getriebene #NoCovid-Bewegung hat Kommunikation immer nur als Beiwerk gesehen und nicht erkannt, dass a) die Zeiten der Sender-Kommunikation vorbei sind und ...

3/
Read 14 tweets
Oct 28, 2021
Hot-Take für #MilTwitter (und alle anderen auch) zur Zukunft der #Bundeswehr.

Das grundsätzliche Problem: Wir müssen die (in Teilen nicht funktionierende) Bundeswehr der Gegenwart betreiben und gleichzeitig die Bundeswehr der Zukunft aufbauen – mit dem Personal, das wir haben.
Sehr viele Kommentare wirken auf mich so, als ob es reichte, die aktuellen Defizite zu beseitigen, um die Bundeswehr der Zukunft zu schaffen. Darin sehe ich auch eine Ursache für die Fixierung auf die Personalstärke. Das halte ich für einen fundamentalen Fehler.
Eine informierte Diskussion müsste auf plausiblen Projektionen in einem wirklich strategischen Zeitraum aufbauen (mindestens 10 Jahre). Ich sehe derzeit nicht, dass die Bundeswehr oder die deutsche Politik die dafür nötigen intellektuellen Ressourcen aufwendet.
Read 10 tweets
Aug 17, 2021
Thread: Hot take zum Einsatz der #Bundeswehr im Rahmen der laufenden Evakuierungsoperation in #Afghanistan aus Kommunikationssicht.

Vorweg: Ich habe keinen Zweifel daran, dass alle eingesetzten Soldat*innen alles in ihren Kräften stehende tun, um Menschen zu retten.
1/x
Was ich bewerte, ist das Kommunikationsverhalten der verantwortlichen Politiker*innen sowie der Organisation Bundeswehr.

Das prägende Muster: Quasi alle kommunizieren zu spät, zu wenig und ohne sich auf den Kontext zu beziehen.

2/x
Das zeigt sich unter anderem daran, dass Erklärungen für bestimmte Entwicklungen immer nur nachgeschoben werden. Entscheidend wäre in dieser Situation, auch kommunikativ "vor die Lage" zu kommen. Das ist schwer, wenn man operativ hinterherhinkt. Möglich ist es aber dennoch.

3/x
Read 17 tweets
Jun 20, 2021
Gestern Morgen, kurz nach Sieben. Wir rollen auf den Rädern nebeneinander durch die leere Stadt. Ein Kleinwagen überholt uns – und hupt. Die Ampel kurz danach ist rot. Das Auto steht auf der für Räder vorgesehenen Fläche. Wir halten neben dem Wagen.
Die Fahrerin ist eine ältere Frau, neben ihr sitzt eine Jüngere. Ich frage: „Sie wissen schon, dass Sie auf der für Fahrräder vorgesehenen Fläche stehen?“ Keine Reaktion. Beide starren geradeaus. Das Hupen war wohl doch kein Kommunikationsangebot. Ich frage dennoch nach.
Bin ein bisschen belehrend: „Übrigens, beim Überholen müssen Sie 1,50 Meter Abstand halten.“ Der Vorsatz, nicht zu kommunizieren, scheitert. Watzlawick regelt. Die Ältere reagiert, reckt ihre Hand, die Altersflecken deutlich sichtbar, und fährt den Mittelfinger aus.
Read 5 tweets
Jun 19, 2021
@rezomusik und @TiloJung liefern selbst den eigentlichen Grund, warum die Absage von @ArminLaschet richtig war. Auch professionelle Gespräche brauchen Vertrauen und Verbindlichkeit. Dazu gehört auch, mit einer Absage klarzukommen und sie nicht zum Teil der Inszenierung zu machen.
Die Abwertung durch @georgstreiter wiederum ist ebenso unangemessen. Jede*r darf sich Journalist*in nennen (PR-Berater*in übrigens auch). Und den Begriff „Zerstörung“ will er absichtlich immer noch nicht verstehen. Das ist Teil seiner Inszenierung.
Alle Beteiligten an #LaschetKneift sind damit Brüder und Schwestern im Geiste, Darsteller*innen, denn die Welt ist eine Bühne. Sie spielen halt nur jede*r für ihr eigenes Publikum. Das ist der Weg in die weitere Spaltung. Die lässt sich wiederum hervorragend monetarisieren.
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