Da es mir in den letzten Tagen und Wochen und auch allgemein im Zusammenhang mit neuer Technologie, im speziellen "CleanTech", sehr häufig begegnet:
Heute mal ein kleiner #Thread über den
"Trugschluss der perfekten Lösung"
(auch "perfect solution fallacy").
Dieses Phänomen beschreibt die Situation, wenn eine Argumentation annimmt, dass eine perfekte Lösung existiert, bzw. eine Lösung abgelehnt wird, weil sie nicht perfekt ist (also ein Teil des Problems immer noch bestehen würde).
Dabei spielt es keine Rolle, ob die Lösung besser ist als der status quo, sie wird wegen ihrer Imperfektion abgelehnt.
Darin besteht der Trugschluss.
Ein sehr bekanntes Beispiel aus meinem Gebiet wären da die CO2-Bilanzen von Elektroautos.
Argumentationen tragen vor, dass der break-even der CO2 Bilanzen von Verbrennungsmotor und Elektroantrieb irgendwo zwischen ±30-60.000km liegt, und das ja 3-5 Jahre Fahrleistung seien.
Daher sei die Technologie abzulehnen, weil sie produktionsbedingt mit einem höheren initialen CO2-Footprint daherkommt.
Oftmals werden auch schlicht veraltete Zahlen vorgetragen, die das Argument letztendlich aber nicht verändern. Einen ausführlichen Thread dazu findet ihr hier:
Was die Argumentierenden aber nicht beachten:
Mit diesem Break-Even sagen sie letztendlich nur eines: Die gesamte CO2-Bilanz ist besser.
Passiert der break-even vor dem end of life des Fahrzeugs, spart das Elektroauto im Vergleich zum Verbrenner CO2 ein. So einfach ist das.
Dabei ist es eigentlich irrelevant, WANN dieser break even passiert. Dass er schon so früh in der Nutzungsphase passiert, ist nur noch mehr ein Argument FÜR diese Technologie.
Jene, die auf die 'perfect solution fallacy' hereinfallen, erkennen das aber nicht.
Sie lehnen etwas eigentlich zweifelsfrei besseres als den status-quo ab, weil die Lösung noch nicht zu 100% perfekt, also in dem Fall komplett CO2-neutral ist (was in einer fossilen Welt auch gar nicht möglich ist).
Ähnliches sieht man auch bei Erneuerbaren Energien.
Gegner von Windkraft lehnen diese u.a. deshalb ab, weil man nach 20 Jahren evtl. Schwierigkeiten hat Rotorblätter zu recyclen (da gibt es mittlerweile neue Verfahren).
Gleichzeitig wird ignoriert, dass ein modernes Windrad in 20 Jahren ca. 200 GWh an Strom erzeugt.
Es bräuchte im Vergleich 50.000.000kg Braunkohle, um dieselbe Menge Strom zu erzeugen.
Ein anderes aktuelles Beispiel sind die Covid Impfstoffe.
Impfgegner:innen lehnen diese u.a. deshalb ab, weil sie keinen 100% Schutz vor jeglicher Infektion bieten, OBWOHL sie etwa 90% Schutz vor einem schweren Verlauf (und Tod) bieten.
Ein Paradebeispiel für diesen Trugschluss.
Side note: Lasst euch impfen!
Ich möchte mit diesem Thread vorallem auf dieses Phänomen aufmerksam machen, da es uns im Alltag so häufig begegnet, aber nur selten erkannt wird.
In diesem Sinne:
Habt ein tolles Wochenende!
Thread Ende.
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Die Idee von eFuels ist es, eine strombasierte, synthetische Alternative zu heutigem Benzin, Diesel und Kerosin zu schaffen, die in Verbrennungsmotoren, Flugzeugtriebwerken etc. verwendet werden kann.
Im Zusammenhang mit eFuels fällt oft der Begriff "CO2-neutral". Das wird von vielen oft als "CO2-frei" missverstanden.
Um das Prinzip dahinter zu verstehen, muss man sich die Herstellung und Verwendung von eFuels ansehen.
Ein Verein, der in seinen Kreisen seriöse Leute zu haben scheint, hält es wohl für nötig, ein schlecht gemachtes, verkürztes TikTok voller Falschaussagen zu teilen, um Wasserstoff positiv darzustellen, statt dies mit Fakten zu tun und stellt das als "Wahrheit" dar.
Das Video folgt eigentlich demselben Schema, dass man von allen Beiträgen dieser Sorte kennt.
Erstmal alles halbwegs gut darstellen und dann kommt der Hammer:
Das ist eigentlich total schlecht!
Angefangen mit Kobalt:
Man behauptet, Akkus bestünden aus Lithium und Kobalt.
Das stimmt für die meisten Akkus auch, ist aber verkürzt.
Die Menge Lithium und Kobalt, die man für einen Akku braucht ist sehr klein, im Vergleich zum Gesamtgewicht.
Lohbeck behauptet im @ZDF, dass sparsame Verbrenner ("halbierter Verbrauch") besser geeignet seien um CO2 zu sparen als E-Autos.
Diese Aussage ist auf so vielen Ebenen falsch.
Sie geht erstmal davon aus, dass es einfach so möglich sei, ein heutiges Fahrzeug mit 3l Verbrauch zu bauen. Lohbeck macht das an einem Prototyp fest, der vor 25 Jahren gebaut wurde.
Dieser ist ein Leichtbau Kleinstwagen mit einem 0,36l Motor und 55PS. Verbrauch wohl 3,2l.
Es fängt schonmal gut an:
"Sind E-Autos wirklich so sauber wie alle denken?"
Diese Frage baut das komplette Framing dieses Beitrags auf. Man beginnt schonmal skeptisch, denn da kommt ja etwas Neues. Bei Neuem muss man vorsichtig sein. Könnte ja auch der falsche Weg sein.
Diese Frage nach der CO2 Bilanz wurde mittlerweile eigentlich dermaßen oft mit JA beantwortet, dass ich mich frage, warum wir noch darüber reden.
@Elektro_Robin sagt es im Beitrag treffend: EVs sind ein wichtiger Baustein hin zur CO2 Neutralität.
Kolben-Koch und co. gehen davon aus, dass ein ID.3 mit 224.000km Laufleistung 2030 doppelt so viel CO2 verursacht haben könnte als angenommen (exkl. Produktion, ich nehme aber an inkl. Batterie), nämlich bis zu 30t CO2.
Ich versuche das mal grob zu überschlagen:
- MiniThread -
Wenn der ID.3 mit dem worst case bei der Batterieproduktion gebaut wurde, verursacht die Batterie ~6150kg CO2 in Produktion (theoret. Annahme, afaik kompensiert VW das).
Um bei 224.000km und 16,1kWh Verbrauch auf 30t zu kommen, müsste der Strommix bei ~660g CO2/kWh liegen.
Der Strommix 2020 lag bei ~365g CO2/kWh.
Koch und co. gehen also, wenn ich das richtig lese, davon aus, dass der ID.3 im SCHNITT (!!) über 10 Jahre mit einem Strommix fährt, der 81% höher ist als heute.
Das ist ja mal so ein unglaublicher Unfug, wie kommt der auf sowas?
Hartnäckig halt sich in der Gesellschaft das Gerücht, dass E-Autos eine schlechte CO2 Bilanz hätten.
Es wird von CO2 Rucksäcken >150.000km (Fahrleistungs-Äquivalent) geredet oder gar in Frage gestellt, ob das E-Auto (im Folgenden EV = electric vehicle) überhaupt CO2 einspart.
Angeführt werden dann häufig irgendwelche Kalkulationen, Studien oder Meinungspapiere, die das beweisen sollen.
Und genau hier liegt das Problem. Man muss diese Kalkulationen verstehen können, um ihre Aussagekraft und Korrektheit zu interpretieren.