Thread by @BergheimJeff

Wenn #Eigenverantwortung funktioniert, warum brauchen wir dann so viele Juristen*?

Eigenverantwortung funktioniert nur, wenn sie ein Preisschild hat.

Im Folgenden ein paar Definitionen und was sie aus Sicht eines Infizierte bedeuten.

Allgemein:

"Als Eigenverantwortung bezeichnet man die Bereitschaft und die Pflicht, für das eigene Handeln und Unterlassen Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet, dass man für das eigene Tun und Unterlassen einsteht und die Konsequenzen, etwa in Form von Sanktionen, dafür trägt."

Der letzte Satz ist entscheidend dafür zu verstehen, warum #Eigenverantwortung bei #Corona nicht funktioniert.

Wenn ich mich nicht verantwortlich verhalte, habe ich ausschließlich Vorteile, aber keine Nachteile. Ich muss keinerlei Konsequenzen fürchten, vielleicht abgesehen...

...von Gewissensbissen, wenn ich erfahren sollte, wen ich infiziert habe und wie sehr derjenige leidet.
Dafür kann ich einkaufen gehen, in Urlaub fahren, ins Kino usw.

Im ersten Teil geht es auch um "Bereitschaft" - die ist bei vielen schlicht nicht gegeben. Bis in die ...

... politische Führungsebene (#Kubicki et al). Eine "Pflicht" besteht weitgehend auch nicht mehr, und auch an die müsste man sich ja halten wollen.

Juristisch (Wiki):

"In juristischer Perspektive bezeichnet der Begriff der #Eigenverantwortung – eine Gruppe von Normen, die den Akteuren Gestaltungsspielraum im Hinblick auf die gesetzlich vorgegebenen materiellen Ziele belassen, gleichzeitig aber einen institutionellen Kontext bereitstellen...

...die – ausgehend von der vorfindlichen Motivationslage der Akteure (also deren Eigeninteresse) – hinreichende Impulse vermitteln, die erwarten lassen, dass die Akteure die regulativ intendierten Handlungsbeiträge auch erbringen."

Ich bin kein Jurist, aber dafür reicht es: was soll der "institutionelle Kontext" in diesem Fall sein, was die "hinreichenden Impulse"? Die sind schlicht nicht existent und damit fällt auch die "Erbringung der intendierten Handlungsbeiträge" flach. Siehe oben: ich habe nichts...

...davon, mich als Infizierter eigenverantwortlich zu verhalten. Weder muss ich Konsequenzen fürchten, noch habe ich Vorteile, wenn ich es tue.

Zuletzt ein Gegenbeispiel: "Wenn Sie über diese halb verrottete Hängebrücke gehen, tun Sie das auf eigene Verantwortung!"

Hier funktioniert #Eigenverantwortung, weil sie zum einen nur mich betrifft und zum anderen nicht nur Vorteile bietet (ich komme auf die andere Seite und muss nicht ins Tal absteigen und dann wieder hoch), sondern auch einen Preis hat: die Konsequenz, dass ich abstürzen kann.

Bei #Corona ist das alles nicht gegeben. Es gibt für Infizierte kein Risiko, keine Konsequenz, keinen Preis, wenn sie nicht die "intendierten Handlungsbeiträge" leisten.

Die #Eigenverantwortung ist eine Ausrede für von der Gesellschaft zu tolerierende Rücksichtslosigkeit.

Farben zufällig gewählt.

Nochmal deutlich: Wenn @UllmannMdB ein Ende der #Isolationspflicht fordert, nimmt er den Infizierten auch noch den letzten Anreiz, sich verantwortungsvoll zu verhalten.
Er macht das unter dem Stichwort #Eigenverantwortung und erreicht das Gegenteil.

https://twitter.com/UllmannMdB/status/1552024240924377088?s=20&t=sNMSd__ql4wdn20zH97zGg

Die Politik muss den Preis für unverantwortliches Verhalten erhöhen und nicht auf Null setzen und damit diejenigen belohnen, denen einen Freifahrschein geben, die infiziert ohne Maske und Maskenträger verhöhnend in den Supermarkt rennen.