#Tempolimit, Aus für Kurzstreckenflüge, weniger Fleisch - viele #Klimapolitik-Maßnahmen sind hart umstritten. Das ist ok so.
Was allerdings überrascht: Es gibt einige #Klimaschutz-Ansätze, die ein riesiges Potential haben, die aber fast komplett unterm Radar verschwinden.
1/⤵️
Hierzu zählt die Bildung. Fachleute propagieren einen umfassenden Bildungsbegriff, der auch soziale Themen, Biodiversität etc. umfasst. Die Jargon-Begriffe lauten #BNE und Orientierung an den #SDG.
Krass ist die Lücke zwischen dem Potential - und dem, was draus gemacht wird. 2/⤵️
Zunächst zum (immensen) Potential:
In Deutschland gibt es aktuell knapp 11 Mio. Schüler:innen und 800.000 Lehrer:innen an 32.000 allgemeinbildenden Schulen. Hinzukommen 2,95 Studierende, 50.000 Hochschulprofs und 800.000 Erzieher:innen.
3/⤵️
Würde man also das Bildungssystem holistisch an Nachhaltigkeit und Klimaschutz ausrichten, könnte das ziemlichen Wumms entfalten.
Tatsächlich würde es sogar zu dem passen, wozu sich Deutschland im #PariserAbkommen völkerrechtlich verpflichtet hat. Dort steht in Artikel 12:
4/⤵️
Die Vertragsstaaten ergreifen "Maßnahmen zur
Verbesserung der Bildung, der Ausbildung, des öffentlichen Bewusstseins, der Beteiligung
der Öffentlichkeit und des öffentlichen Zugangs zu Informationen auf dem Gebiet der
Klimaänderungen [...]".
5/⤵️
So richtig stringent scheint diese Verpflichtung aber noch nicht umgesetzt zu werden. Einen starken Hinweis bietet diese Studie des @iFutur: ewi-psy.fu-berlin.de/einrichtungen/…
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Die Studie hat systematisch fast 5000 (!) Lehrpläne, Studienordnungen, Prüfungsordnungen, KMK-Dokumente etc. ausgewertet Das Ergebnis ist nicht nur ein ziemlicher Rundumblick, wo wir in Sachen #Umweltbildung und #BNE stehen - sondern auch ziemlich ernüchternd.
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Kernergebnisse sind:
Seit der letzten Erhebung 2019 ist der Stellenwert von BNE und Klimakrise in den Schulgesetzen nicht gestiegen - und das trotz #Fridays!
8/⤵️
Bei den Lehrkräften gibt es eine anhaltende deutliche Qualifizierungslücke. Eine hochwertige schulische Umsetzung von BNE wird dadurch gehemmt. Dazu tragen auch die Hochschulen bei der Lehramtsausbildung bei:
9/⤵️
In fünf der 20 absolventenstärksten Unis taucht zum Beispiel das Konzept BNE in den Prüfungsordnungen überhaupt nicht auf. Und die #KMK setzt zu wenig auf ihre Möglichkeit, ihre politische Signalkraft zu nutzen.
Gesamtfazit der Autor:innen:
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"Insgesamt ist angesichts der Tiefe sozial-ökologischer Krisen eine weiterhin zu geringe Verankerung von Nachhaltigkeit und BNE in
zentralen Dokumenten schulischer Bildung festzustellen."
11/⤵️
Aber enden wir mit einem Lichtblick - und einem Lob für Niedersachsen, das als Beispiel für eine umfassende, konsequente und verbindlichen Verankerung von BNE hervorgehoben wird.
END 12/12
P.S. Wie gut die einzelnen Bundesländer abschneiden hat übrigens nix mit Ost und West, Nord und Süd oder damit zu tun, welche Partei(en) dort regieren.
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Das Thema #Straßenbäume bietet hervorragende Einblicke an der Schnittstelle von lokaler Politik, Stadtentwicklung und Umweltschutz - gerade in Berlin.
Zwei Beobachtungen dazu:⤵️
1. Das Thema treibt Menschen um, bringt sie auf die Straße, weckt Leidenschaften, kitzelt Engagement hervor.
Es gibt hier also ein riesiges Potential für Einsatz und Engagement, das man für die riesigen Aufgaben nutzen könnte, die Berlin in Sachen #Klimakrise etc. bevorstehen.⤵️
Dieses Potential liegt im wahrsten Sinne auf der Straße. Gefragt wäre eine Engagement-Strategie fürs #Stadtgrün.
Allerdings sehe ich in Berliner Politik und Verwaltung (noch) keine Ideen und Konzepte, der Stadtgesellschaft hier ein Angebot zu machen nach dem Muster: ⤵️
Welches #Framing motiviert Menschen für Klimaschutz?
Ziehen Gesundheits- oder Wirtschaftsargumente?
Diese Frage bewegt nicht nur NGOs und Aktivisten enorm - auch die Forschung dazu ist sehr dynamisch. Diese Erhebung liefert einige überraschende Befunde nature.com/articles/s4324… ⤵️
Für Deutschland zeigt sich:
Ein positives Framing (z.B. möglicher Nutzen von Klimaschutz) senkt tendentiell die Unterstützung für #Klimapolitik, die Warnung vor Schäden und Risiken steigert sie. Das gilt aber nur für Deutschland; in UK, USA, China und Indien ist es umgekehrt.
⤵️
Welche Frames in Deutschland außerdem eine Pro-Klimaschutz-Einstellung begünstigen:
✅"Klimaschutz ist eine globale Angelegenheit."
✅"Beim Klimaschutz geht es darum, die Umwelt zu schützen."
✅"Es geht um die nahe und mittlere Zukunft (2030)."
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Für wirksamen #Klimaschutz werden Techno-Lösungen allein nicht helfen. Gerade bei #Mobilität und #Ernährung wird es ohne Veränderung von Verhalten und Gewohnheiten nicht gehen. Das @UKHouseofLords hat hierzu einen epochalen Bericht vorgelegt.
Langer Thread mit Kernaussagen.
1/⤵️
Hier zunächst der Link zur Originalquelle: committees.parliament.uk/publications/3…
Zentrales Thema des Reports ist insbesondere die Frage, wie die Regierung mit den Bürger:innen kommunizieren sollte, um diese Klimaschutz-Lücke zu schließen.
2/⤵️
Vorab:
Ausgangspunkt ist Feststellung, dass #Klimaziele verfehlt werden, wenn man nur auf angebotsseitige Lösungen wie Ausbau Erneuerbare setzt.
Und wenn zugleich stark klimaschädliche Praktiken wie Flugverkehr oder hoher Anteil tierischer Lebensmittel beibehalten werden.
3/⤵️
Die Bundesregierung hat ein Problem, mit Bürgerinnen und Bürgern zu kommunizieren - weil sie ihnen nichts zutraut.
Dies zeigt sich beim #UkraineKrieg wie in der #Klimakrise.
Mit fatalen Folgen.
Ein 🧵1/14
Wie @SchullerKonrad kürzlich schrieb, verhält sich die Bundesregierung wie Neville Chamberlain:
Der hatte "den Briten und wohl auch sich selbst lange das bequeme Märchen erzählt, man könne Hitler zähmen, ohne große Opfer zu bringen."
2/14
Den Bürgern Veränderungsbereitschaft abzusprechen, ihnen nichts abzuverlangen, ist der kommunikative Kardinalfehler dieser Regierung.
Bundeskanzler Scholz unterließ es seit Beginn der russischen Invasion, die Bürger:innen direkt anzusprechen, um Unterstützung zu bitten.
3/14
Zum Regierungsdebakel bei #Corona:
Ich beschäftige mich mit Blick auf die #Klimakrise fast täglich mit Sozialpsychologie und Verhaltensforschung.
Ich weiß: es gibt gute, wissenschaftlich fundierte Ansätze, um Menschen für gemeinwohlorientiertes Verhalten zu gewinnen. 1/5
Davon ist im Regierungshandeln bei der #COVID19-Krise wenig bis nichts zu sehen.
Bei der Frage, wie man die #Impfquote deutlich nach oben bekommt, gibt es auch nach 18 Monaten Pandemie offenbar keine sozialwissenschaftlich fundierte Strategie der Bundesregierung. 2/5
Täglich melden sich auch alle möglichen Fachgesellschaften zu Wort: Notfallmedizin, Kinderärzte, Epidemiologie etc. Gut so.
Aber wo bleiben eigentlich Politologie, Sozialpsychologie, Verhaltensökonomie, Kommunikationswissenschaft? 3/5