„Nein! Ich will nicht ins #Krankenhaus!“ flehte die hochbetagte Patientin.
Voll Kummer lag sie in ihrem Pflegebett. Der Kassenärztliche Notdienst hatte eine Einweisung ins Krankenhaus angeordnet. Verdacht auf „Pneumonie“ - also #Lungenentzündung
„Wir untersuchen Sie doch erst noch einmal, bevor wir Sie mit ins Krankenhaus nehmen, Frau Brömmelkamp!“ rief ich aus einem halben Meter Entfernung - damit die Gute mich verstehen konnte. Leises, ergebenes Nicken war die Antwort.
Die Untersuchung nach Rettungsdienst- Standard (Atemwege. Atemfrequenz. Blutdruck. EKG. Temperatur. Blutzucker. Abdomen. Extremitäten. Vorerkrankungen. Medikamente…) ergab: Nix! Kein noch so vager Verdacht auf Lungenentzündung.
Komisch!?
Auch andere, akut Behandlungspflichtige Erkrankungen oder Verletzungen waren nicht erkennbar. Die Patientin hatte weder Schmerzen noch Atemnot.
Nur „schlecht drauf“ war sie schon irgendwie. Geknickt, wie man sagt.
Derweil standen ich und mein Team vor einem Dilemma: Rechtlich gesehen.
Die Einweisung ist eine ärztliche Anordnung die auch #Rettungsdienstfachpersonal (also alles, was nicht Arzt ist), umzusetzen hat.
Was, wenn der Arzt sich geirrt hat? Oma schnappen und ins Klinikum? Nö!
#5/
Ich war sicher: Der Urologe hatte sich geirrt. War kurz da, hat Oma teilnahmslos gesehen, sich erzählen lassen das sie sonst doch sehr gesprächig und munter sei… vielleicht hat sie mal kurz gehustet vom Kekse knabbern. Davon lagen reichlich Krümel auf ihr und im Bett.
6/
Löblich: Die Patientin hatte eine #Vorsorgevollmacht. Super - aber gilt die auch, wenn sie noch nicht entmündigt und eigentlich ja auch wach und sortiert ist?
Nein. Nur: Ist sie das „orientiert“? Sie hört ja nicht mal…gibt falsche Antworten.. ah, ein #Hörgerät!
7/
Auf Nachfrage an die Pflegekraft erfahren wir: Wusste diese nicht. Um „sowas“ kümmere sie sich nicht. (wie auch: kaum Zeit!)
Die Prüfung der Geräte ergibt: Batterien leer!
Ah so, daher die fehlerhaften Antworten?!
Neuer Versuch der Anamnese - mit Patientin und Hörgerät 😉
8/
#NichtNurImHeim gilt: Wer schlecht hört hat ein erhöhtes Risiko für #Demenz. Vielleicht liegt’s auch am damit oft einhergehenden sozialen Rückzug, stigmatisiert auf das schlechte #Hören sich aus #Scham zurückzuziehen.
Nun sprudelte Frau Brömmelkamp (nein, der Name ist erfunden!) bei jeder Frage beinahe freudig mit Antworten heraus. Und mit kleinen Tränen in den Augen, weil endlich jemand die Batterien gewechselt hat.
Auch das ist #Rettungsdienst. So kleine Dinge. Und das Gespräch.
10/
Manchmal ist’s die #Brille, manchmal das fehlende oder leere Hörgerät. Manchmal das Gespräch auf #Augenhöhe, welches den Unterschied macht, ob jemand als „krank“ gesehen wird oder gesund.
Manchmal, wie hier zeigt sich auch Entscheidungsfähigkeit statt #Fremdbestimmung.
11/
#NichtNurImHeim dürfen unsere Eltern, Großeltern, überhaupt Alte und Menschen mit chronischen Beeinträchtigungen des „täglichen Lebens“ auf unsere Gesellschaft zählen. Denn genau diese #Solidarität und #Zuwendung macht einen #Sozialstaat aus.
12/
Die liebe, nun glücklich wirkende und sich aufs Abendessen freuende #Hochbetagte, entschied also:
„Nein! Ich gehe jetzt nicht mit Ihnen ins Krankenhaus!“
Wir dokumentierten, selbst glücklich so verfahren zu können: Patient verbleibt zuhause.
Und das war auch gut so.
13/13
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Es war ein Morgen im Herbst der ersten Covid-Wellen. Kurz nach 6:00 Uhr. Schichtbeginn auf einer internistischen Intensivstation eines großen, überregionalen Klinikums.
Für mich war es die 1. Schicht als NotSan-Schüler auf ITS - aber nicht die 1. insgesamt auf Intensiv. 1/ #ITS
Wir, dem ich zugeteilte PAL und ich, waren drei Räume zugewiesen. Auch eine Art Aufnahmezimmer.
Dort lag seit dem Vorabend ein Patient. Er kam fussläufig selbst in die ZNA.
Drei Mal wurde er seither reanimiert. 2/ #pflegebrennt
Er kam, weil er sich unwohl fühlte. Plötzlich. An #Covid dachte zunächst niemand. Die normale Diagnostik lief - EKG, Blutdruck, Temperatur, Blutentnahme fürs Labor, Anamnesegespräch.
3/
Die Atemnot wird nun schlimmer. Angst. Panik. Todesangst. Ganz plötzlich.
Man ruft den Rettungsdienst.
Der ist schnell da - aber man hat den Hausarzttermin erwähnt. Klingt nicht dramatisch. Kein Notarzt wird mit alarmiert. 3/ #BloodclottingC19#COVID19