CN: Sexuelle Gewalt
Sowas ist keine Seltenheit. Die Leitungen von Einrichtungen wie #WfbM|s möchten nicht, dass sexuelle Übergriffe gemeldet werden, denn das würde insgesamt ihren Ruf als Schutz- bzw. Schonraum gefährden.
In Europa ist die Studienlage zu diesem Thema nach wie vor nicht wirklich gut. Doch es gibt zumindest ein paar Arbeiten und Studien, die ein Bild der Realität vermitteln.
In den Jahren 2009 bis 2011 wurden Frauen mit Behinderungen erstmals repräsentativ in Deutschland zu ihrer Lebenssituation ihren Belastungen, zu Diskriminierungen und Gewalterfahrungen in Kindheit und Erwachsenenleben zu befragt.
Das Ergebnis: Jede dritte bis vierte Frau mit Behinderung hat in ihrer Kindheit und Jugend sexualisierte Gewalt erfahren. Das ist zwei- bis dreimal häufiger als bei Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt.
Dazu gehören auch Missbrauchs- und Diskriminierungserfahrungen in Einrichtungen
Warum? Naja, ungleiche Machtverhältnisse fördern derartige Übergriffe, das ist jetzt wirklich keine neue Erkenntnis. Woher stammt die Annahme von nicht-betroffenen Menschen, dass diese Dinge, in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung nur selten oder gar nicht passieren?
Wie zu Beginn erwähnt, möchten viele Einrichtungen gar nicht, dass man wirklich darüber spricht. Aufmerksamkeit bedeutet in solchen Fällen natürlich schlechte Publicity. Die würde nur das gewünschte Image beschädigen. Also bitte bloß keine öffentliche Aufmerksamkeit.
Das größere Problem ist allerdings, dass den Betroffenen nicht zugehört wird. Nehmen wir hierzu eine etwas ältere Studie aus Österreich zur Hand. Warum Österreich? Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass sich unsere Zahlen diesbezüglich stark unterscheiden.
Außerdem haben wir es in Deutschland auch nicht so mit zuhören. In einer 1996 durchgeführten Studie (Zemp, Pircher & Neubauer) wurden 130 Frauen, die in institutionellen Einrichtungen leben befragt.
Dabei gaben rund 64% der Frauen an (116 beantworteten die Frage), sexuelle Gewalt ein- oder mehrmals in ihrem Leben erfahren zu haben.
Die wenigen Studien zeigen uns durchaus, dass betroffene Menschen reden, wenn man ihnen zuhört und sie ernst nimmt.
Eine Frage die in diesem Kontext erschreckend häufig auftaucht lautet: Wo beginnt sexuelle Gewalt eigentlich. Nun, sexuelle Gewalt beginnt bereits mit der Verhinderung von Selbstbestimmung.
Wenn Menschen unabhängig von ihrem Alter oder ihrer individuellen Situation Berührungen gegen ihren Willen ertragen müssen. Wenn ihr Empfinden ignoriert wird ( beispielsweise Scham, Angst, Erregung). Wenn ihre Privatsphäre nicht respektiert wird. Wenn ein "Nein" missachtet wird.
Es müssen keine schweren körperlichen Übergriffe sein. Auch diese Dinge hinterlassen Schäden, deswegen muss man sowohl der Ursache als auch der Wirkung Aufmerksamkeit widmen und entsprechend handeln.
Doch wie handelt man entsprechend? Naja, grundsätzlich sollte der Weg recht klar sein. Ein derartiger Übergriff müsste eigentlich gemeldet werden, dem folgt dann eine Strafanzeige, Ermittlungen, ein Prozess und hoffentlich eine Verurteilung.
Inklusive psychologischer Betreuung für das Opfer.
Die Realität ist aber leider oftmals nicht so. Wenn eine derartige Tat wirklich die Einrichtung verlässt und angezeigt wird, wird den Opfern oft nicht geglaubt.
Insbesondere Menschen mit geistigen Behinderungen oder auch Lernbehinderungen haben hier massive Probleme. Ihnen wird einfach die Glaubwürdigkeit abgesprochen.
Abhilfe zu schaffen ist schwierig. Ich bezweifle ernsthaft, dass die Polizei und die Justiz demnächst ihren #Ableismus beenden wird. Ich meine, polizeiliche Statistiken erfassen sexuelle Übergriffe an Menschen mit Behinderung nicht mal.
Das Einzige, was wirklich einigermaßen zeitnah helfen könnte, ist präventive sexuelle Bildung für Menschen mit Behinderung. Betroffene Menschen müssen lernen, wie ihr Körper funktioniert, wie man Körperteile- bzw. Zonen benennt.
Sie müssen verstehen, dass sie ein Recht auf Privatsphäre und körperliche Selbstbestimmung haben. Das Sexualität und Intimität etwas positives ist, solange sie sich positiv anfühlt und das etwas falsch ist, wenn es sich falsch anfühlt.
Sie brauchen aber auch Hilfe und Unterstützung, wenn etwas passiert. Menschen die hinsehen und ihnen glauben. Nur dann haben wir eine Chance, die Situation für die Opfer von sexueller Gewalt zu verbessern.
Falls ihr euch fragt, warum ich in diesem #Thread "nur" über Frauen spreche, kurz eine Erklärung. Es liegt daran, dass andere Opfergruppen in dem Zusammenhang noch weniger untersucht sind. Was natürlich nicht bedeutet, dass es keine anderen Opfer gibt.
Es gibt einfach zu viele Menschen, die in dieser Thematik kaum Beachtung finden. Männliche Opfer zum Beispiel, aber auch queere Opfer. Intersektionalitäten werden meines Wissens nach völlig ignoriert. Ein großer Fehler, wenn man sich dem Problem wirklich widmen möchte.
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Heute ist #TransDayOfVisibility. Es ist, wie der Name schon sagt, der Tag, der für mehr Sichtbarkeit von trans* Menschen sorgen soll. Doch Sichtbarkeit ist nicht für alle von uns machbar.
2 Sichtbar zu sein, kann gefährlich sein. Es kann Ausgrenzung bedeuten, Hass & Hetze zur Folge haben, auch Drohungen und Gewalt sind keine Seltenheit. Viele meiner Geschwister verstecken sich, aus Angst vor den Folgen eines Coming-Outs.
3 Es sollte nicht so sein, aber es ist ein Teil der #transrealitaeten.
Aber warum? Immerhin sind wir ein Teil dieser Gesellschaft. Wir sind Eltern, Kinder und Geschwister. Wir sind eure Freund*innen, Arbeitskolleg*innen und Partner*innen.
1 Heute ist #HolocaustGedenktag, also der Tag an dem wir den unzähligen Opfern des #Nationalsozialismus gedenken. Wir gedenken all jenen Menschen, die entrechtet, verfolgt und ermordet wurden.
2 Jüdische Menschen, Menschen mit #Behinderung, Sinti*zze und Rom*nja und endlich auch queeren Menschen.
Dabei tun wir gerne so, als hätten wir aufgearbeitet, was damals passiert ist. Doch das ist nicht so.
3 Für viele Überlebende und Angehörige gab es keine Anerkennung, teilweise gibt es sie bis heute nicht. Die Stigmatisierung setzte sich in der Nachkriegszeit ebenso fort. Der §175 wurde erst 1994 vollständig aus dem StGB entfernt, erst 2017 wurden die letzten Urteile aufgehoben.
Das Wichtigste zuerst: Wünschen wir den Eltern und den restlichen Angehörigen ganz viel Kraft. Hoffentlich haben sie zahlreiche Herzensmenschen an ihrer Seite, die ihnen jede nötige Unterstützung zukommen lassen.
An die Individuen, die sich jetzt genötigt fühlen, der trauernden Familie derartige DruKos zu hinterlassen, möchte ich noch folgendes richten:
Eure Kommentare könnten wohl kaum menschenverachtender sein. Die dargestellte Empathielosigkeit ist verachtenswert und...
...über alle Maßen abscheulich. Ein Kind ist das Wertvollste, was es für Eltern geben sollte. Doch anstatt Anteil zu nehmen, beweist ihr nur eure Feindlichkeit gegenüber kranken und behinderten Menschen und framed das verlorene Leben als Belastung für die liebenden Eltern.
sorry, dass ich in den letzten Tagen nicht wirklich etwas gepostet habe. Ich habe mir eine Erkältung eingefangen und bin immer noch nicht ganz fit. Es gibt aber eine Sache, die ich ansprechen muss, auch wenn ich damit etwas spät dran bin.
!B
2. Nämlich das Video “AFD-POLITIKER trifft TRANS FRAU | Das Treffen” von Leeroy Matata, der für funk unterwegs ist.
3. Völlig unmoderiert, weil Leeroy einfach nicht dazu fähig und zusätzlich noch völlig unvorbereitet ist, letzteres gibt er übrigens ganz offen zu, wird das einem Millionenpublikum präsentiert.
wow was soll ich sagen! Du bist eine sehr interessante und vor allem sehr inspirierende Person. Schon länger verfolge ich deinen Block und teilst wirklich sehr viel und nimmst kein Blatt vor den Mund. 2/x
Gerade das Thema Sexualität mit Behinderung finde ich unglaublich spannend. Aber vor allem auch: WICHTIG! Wichtig, dass solche Themen viel offener in der Gesellschaft besprochen werden und als normal angesehen werden! 3/x