"Verpasste Katastrophen"

Als wir alarmiert wurden, hatte jeder von uns die Bilder aus #Khartum gesehen.
"Da sollen wir rein?" - jeder hat es sich gedacht, keiner hat es ausgesprochen, stattdessen wurden Witze gemacht, ob die "Mogadischu Mile" wohl als IGF zählt..
Im Nachhinein, wenn alles glimpflich ausgeht, wirkt die eigene Gefühlswelt nach Alarmierung surreal.
Aber beim letzten, schnellen Anruf zuhause, bevor es zu den Bussen ging und die Handys für 2 Wochen im Spind blieben...da war ein Kloß im Hals.
Beim Abflug aus Deutschland, in all der Eile, war da ein kurzer Blick auf die "Heimat"...und plötzlich werden so "altmodische" Worte wieder relevant und treffend und man blinzelt die feuchten Augen ganz schnell weg, bevor die Männer das sehen.
3x Leuchtspur, dann immer 1x Leuchtspur und 2-3x Doppelkern. Gefechtsmäßig die Magazine aufzumunitionieren, Handgranaten am Gürtel, den Rucksack nur noch voll mit Wasser und Munition.
"Isses das jetzt wirklich?"
Es sind kurze Momente, an denen man Zeit zum Nachdenken hat.
Und dann kommt alles anders. Wir sitzen und warten und werden nicht abgerufen. Auch anstrengend, denn entspannen kann man sich natürlich nicht, die Notice-to-Move bleibt bestehen.
Enttäuschung, dass es nicht scharf geht, kämpft mit der Angst, dass es wirklich scharf geht.
Am Ende fährt keiner nach Khartum. Die "Echos" (zu evakuierende Personen) schaffen es mehrheitlich zum Flughafen nördlich der Stadt. Einige bleiben im Land.
Ein Wermutstropfen auf die eigentlich erfolgreiche Operation.
Aber da liegt sie, die "verpasste Katastrophe".
Am Ende kommen wir mit Allen wieder heil nach Hause.
Chef, ich und unser KTF, ein alter Haudegen aus AFG-Zeiten, sind uns im Flieger nach Hause einig:
Das war keine Sicherheit, als wir losgeflogen sind.
Und darin liegt der Stolz auf die Männer und Frauen, die trotzdem nicht gezögert haben.
Schwangere Frauen zuhause, angespannte Beziehungen, sonstige Probleme. Sie haben alles stehen und liegen gelassen, von heute auf morgen - weil wir Offiziere gesagt haben, dass es nötig ist.
Dieses Mal hatten wir Glück und Henkel.
Nächstes Mal vllt nicht.
#Kriegstauglichkeit und #Kaltstartfähigkeit sind keine Binsen mehr.
Sie sind persönliche und politische Pflicht, unsere mutigen Männer und Frauen für zukünftige Katastrophen immer besser und besser vorzubereiten.

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Apr 4
Leider ist der Einsatz im #Niger in Deutschland wenig beachtet worden - er war nach den nation-building-Ansätzen der 2000er eig der krasse Gegenentwurf. Zeitlich und räumlich begrenzt, nur ein kleiner, selektierter Kreis an auszubildenden Partnerkräften.
ndr.de/nachrichten/sc…
Tatsächlich hat mich vor zwei Wochen der ehemalige Schulkommandeur der SOF-Schule CEFS (⬇️), mit dem mich mittlerweile eine Freundschaft verbindet, überraschend angerufen.
"You gave us the capabilities and skills. Now it's up to us!"
Das war das besondere dort unten. Die lokalen Kräfte waren hochmotiviert, weltoffen und beherrschten ihr Handwerk. Die nigrischen Offiziere waren deutlich erfahrener im Umgang mit internationalen Partnern als wir Deutschen. Wir konnten da unten extrem viel von IHNEN lernen.
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Apr 2
Ich hab wirklich keine Ahnung, was heute los ist, wer wieder diese #Wehrpflicht- Debatte angefangen hat (oder mir die ganzen Kalten Krieger in die DruKos spühlt), aber - weil es einige anscheinend wirklich nicht verstehen wollen - kommt jetzt der wohl unausweichliche #rant⬇️
1️⃣ "Ihr seid einfach nur aus Prinzip dagegen!!!"

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Was viele aktive #Soldaten hier auf #miltwitter so aufregt, ist die nebulöse Debatte, die sich ständig im Kreis dreht, anstatt dass mal jemand einen konkreten Vorschlag macht, wie man die Wehrpflicht konkret & realistisch umsetzen könnte...ohne dabei die Probleme zu verschlimmern
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Mar 1
HOW TO BEAT #RUSSIA

Interessanter, gelungener Bericht von @nicolange_ zu möglichen #LessonsLearned aus dem #Krieg in der #Ukraine mit spannenden und dringenden Diskussionsansätzen für Innovation in den eigenen Streitkräften!

#Leseempfehlung & #thread⬇️
globsec.org/what-we-do/pub…
Für die lesefaulen unter euch habe ich die Empfehlungen der einzelnen Abschnitte hier rausgefasst. Spannend dabei, wenn man mal mental die Checkliste durchgeht, wie gut denn die #Bundeswehr in den jeweiligen Bereichen aufgestellt ist.
(Natürlich wird hier ein Optimum gezeichnet)
1️⃣ Total Defense

Möchte jemand nochmal das beliebte Buzzword "gesamtgesellschaftliche Resilienz" bemühen? Nein? Schade😔

Auge @drfranksauer @krawallerist @VorgBeob
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Feb 27
Zu #b2502 fällt mir nichts sinnvolles ein. Wer immer noch GEGEN Unterstützung der #Ukraine ist, den überzeugen wir nach einem Jahr #Vernichtungskrieg nicht mehr.
Für alle anderen, die vllt einfach unsicher/verängstigt sind - schaut euch diese Doku an!
1/x
Mit #b2502 hat Deutschland sein schlechtestes Gesicht gezeigt, die ganze Debatte dreht sich nur noch um UNS UNS UNS.
Wir können es abkürzen - es wird keine Verhandlungen geben!
Die #Ukrainer werden nach #Bucha keinen Zentimeter bewohnten Boden an Russenland kampflos übergeben.
DAS müssen wir (diejenigen, die sich nicht in ihren Meinungen aus ideologischen Gründen eingemauert haben) jetzt verstehen.
Ein Staat wurde angegriffen.
Ein Volk wird gefoltert, vergewaltigt und ermordet.
Und dieses Volk WILL kämpfen, bis das ganze Land frei ist.
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Feb 26
WOW. Spannender #thread zu taktischen "Innovationen" auf russischer Seite. Interessante Umstellung auf eine Art "Stoßtruppgliederung" - die aber Fragen aufwirft!
(angenommen, existiert nicht nur auf dem Papier - aber selbst dann offenbart es ja ein gewisse taktische "Denke")
Auffällig ist zuerst einmal die massive Unterbesetzung der Züge. Das ist gerade mal eine verstärkte Gruppe bis Halbzug. Bedeutet? Die Möglichkeit zur gegenseitigen Unterstützung mit Feuer ist gering, die Durchhaltefähigkeit ebenso.
Etwas kurios, da man meinen sollte, nach der #Mobilisierung wäre nun wenigstens #Infanterie ausreichend vorhanden. Zeigt vmtl EINMAL mehr: das Zeitalter der Massenheere ist vorbei und eine 1500km Front muss erstmal besetzt werden.
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