Da leider zu erwarten ist, das es in den nächsten Tage relevant werden könnte und mich wieder einige Verständnisfragen dazu erreicht haben, was man sich darunter vorstellen muss - ein kleiner, einfacher (!) Erklär-🧵 zum Thema #UrbanWarfare bzw. Orts- und Häuserkampf🔛
Vorab: was der Kampf in urbanen Strukturen für den einzelnen #Soldaten bedeutet, wo die Herausforderungen für sie liegen, und wieso es so ungemein gefährlich für den Einzelnen ist, habe ich bereits an einem aktuellen Beispiel aus der Ukraine besprochen⬇️
Was bedeutet es nun, wenn #Israel sich auf eine massive Bodenoffensive auf den Gazastreifen einstellt?
In erster Linie: hochkomplexe und gefährliche Kampfgebiete in den Ballungszentren, insb #Gaza City. Mehrstöckige Gebäude, verwinkelte Straßen & Gassen und überall Zivilisten
1️⃣Anders als auf freier Pläne oder im Wald ist der Kampf in Städten dreidimensional. Ich muss nicht nur frontal und meine Flanke sichern, ich muss immer auch nach oben und - insb. auch mit den berüchtigten Tunnelnetzwerken der Hamas - nach unten denken.
Bereits in Fallujah 2004 oder Mosul 2016 kam es immer wieder dazu, dass Häuser und Stadtviertel mit hohem Aufwand (=Blutzoll) genommen wurden, nur damit Terroristen von Al-Qaeda und IS nachts durch Tunnelsysteme wieder im Rücken der eigenen Kräfte auftauchten.
Wenn also gesagt wird "#Hamas in Gaza" zu zerschlagen, bedeutet das einen irren Aufwand an Koordination, Manpower und Sicherung in alle Richtungen, um gem. "Find Fix Finish" die Schlinge wirklich enger ziehen und die Terrorgruppe niederkämpfen zu können. theguardian.com/world/2023/oct…
2️⃣ Man kennt es aus Filmen, Soldaten rücken vor, überwacht von MGs, Scharfschützen etc, damit sie nicht aus dem Hinterhalt beschossen werden können.
Vergessen Sie sowas.
In einer einigermaßen modernen Großstadt mit sovielen Fenstern und Türen völlig unmöglich.
D.h. der Verteidiger hat unzählige Möglichkeiten, die Initiative zu behalten und aus dem Hinterhalt zu schießen.
Und er muss ja keinen langen Feuerkampf führen.
Zweimal kurz geschossen, aus der Tiefe des Raumes - dann abhauen, bevor man im riesigen Fenstermeer lokalisiert wird.
...und selbst wenn die #IDF noch so gut ausgebildet ist, wenn sie noch so taktisch vorgeht - im Hinterhalt bleiben immer Verwundete oder Gefallene liegen.
Zudem ist die Hamas (wie Hezbollah) ein veritabler Gegner, wenn es um Panzerabwehrfähigkeiten geht.
Man muss es akzeptieren: der Kampf in & um Städte ist hochintensiv & verlustreich.
Streitkräfte können Verluste vermeiden, indem sie abstandsfähige Waffen wie Artillerie & Luftschläge einsetzen - aber damit kommen wir zum schlimmsten Aspekt:
3️⃣ Zivilisten icrc.org/en/document/re…
In Städten wohnen Menschen. Und Menschen sind leider Gewohnheitstiere, die selbst bei Krieg, Flut oder Feuer ihr Zuhause (=emotionaler Zufluchtsort) nicht verlassen wollen.
Man kann da zur Flucht auffordern, wie man will, es werden niemals alle gehen. euromaidanpress.com/2023/03/09/in-…
In Gaza kommt der zusätzliche Faktor dazu, dass Zivilisten weder nach Ägypten noch Israel fliehen können - und auch Terrorgruppen wie Hamas und Daesh 2014 in Mosul ihre menschlichen Schutzschilde sehr bewusst nicht gehen lässt. stratcomcoe.org/cuploads/pfile…
Streitkräfte stehen nun vor einem Dilemma. Artillerie und Luftschläge retten eigene Soldaten. Sind aber nicht geeignet, um den Feind endgültig zu zerschlagen und kosten irrsinnige zivile Kollateralschäden.
Also bleibt oftmals nur der Einsatz von Infanterie
Ganz abgesehen von der extrem emotional aufgeladenen Situation für Israelische Soldaten - so oder so ist der Kampf in Gebäuden, wo Feind & Zivilisten sich ständig durchmischen und die Lage sich in Sekunden ändern kann, mental & körperlich äußerst belastend bundeswehr.de/de/organisatio…
Nahkampf bedeutet Emotionen, Emotionen zehren an den Nerven, Nerven führen zu Fehlern, Fehler führen zu Verlusten und Verwunden - physisch wie psychisch. Die Folgen für die Soldaten - wie natürlich für die betroffene Zivilbevölkerung sind katastrophal.
Man sieht: eine "einfache" Bodenoffensive wird es nicht geben. Zu wünschen, die IDF möge nach Gaza gehen und es Hamas mal richtig zeigen, ist naiv und zynisch.
Es liegt nahe, dass nach den unvorstellbaren Anschlägen keine andere Option bleibt.
Aber die Kosten müssen klar sein.
Zu denjenigen, die das gerade aus der sicheren Ferne betrachten, als wäre es die Sportschau am Wochenende oder Stirb Langsam an Silvester, habe ich bereits zu genüge gesagt:
Wer sich noch genauer mit Themen rund um Orts- und Häuserkampf, oder generell mit dem Einsatz von Infanterie befassen möchte, habe ich hier ein paar meiner Threads zusammengefasst:
Ansonsten gibt es zu dem Thema einen Haufen Content, Bücher, Podcasts:
@Ausb_Eins @JaysonGeroux @WarInstitute @ANNOpktpktpkt @WarOnTheRocks
Im aktuellen Kontext insb. alles zu Gaza 2014, Mosul 2016, Fallujah 2004 und Marawi 2017
(pls aber keine 1:1-Vergleiche)
@CarloMasala1 m.B.u.K.u.Z.
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Als wir alarmiert wurden, hatte jeder von uns die Bilder aus #Khartum gesehen.
"Da sollen wir rein?" - jeder hat es sich gedacht, keiner hat es ausgesprochen, stattdessen wurden Witze gemacht, ob die "Mogadischu Mile" wohl als IGF zählt..
Im Nachhinein, wenn alles glimpflich ausgeht, wirkt die eigene Gefühlswelt nach Alarmierung surreal.
Aber beim letzten, schnellen Anruf zuhause, bevor es zu den Bussen ging und die Handys für 2 Wochen im Spind blieben...da war ein Kloß im Hals.
Beim Abflug aus Deutschland, in all der Eile, war da ein kurzer Blick auf die "Heimat"...und plötzlich werden so "altmodische" Worte wieder relevant und treffend und man blinzelt die feuchten Augen ganz schnell weg, bevor die Männer das sehen.
Leider ist der Einsatz im #Niger in Deutschland wenig beachtet worden - er war nach den nation-building-Ansätzen der 2000er eig der krasse Gegenentwurf. Zeitlich und räumlich begrenzt, nur ein kleiner, selektierter Kreis an auszubildenden Partnerkräften. ndr.de/nachrichten/sc…
Tatsächlich hat mich vor zwei Wochen der ehemalige Schulkommandeur der SOF-Schule CEFS (⬇️), mit dem mich mittlerweile eine Freundschaft verbindet, überraschend angerufen.
"You gave us the capabilities and skills. Now it's up to us!"
Das war das besondere dort unten. Die lokalen Kräfte waren hochmotiviert, weltoffen und beherrschten ihr Handwerk. Die nigrischen Offiziere waren deutlich erfahrener im Umgang mit internationalen Partnern als wir Deutschen. Wir konnten da unten extrem viel von IHNEN lernen.
Ich hab wirklich keine Ahnung, was heute los ist, wer wieder diese #Wehrpflicht- Debatte angefangen hat (oder mir die ganzen Kalten Krieger in die DruKos spühlt), aber - weil es einige anscheinend wirklich nicht verstehen wollen - kommt jetzt der wohl unausweichliche #rant⬇️
lol. Ich bin null gegen DIE Wehrpflicht. Die wenigsten Soldaten sind das. Natürlich gibt es gute Argumente dafür, natürlich gibt es positive Aspekte. Auch viele negative. ABER WIR HABEN DOCH GAR KEINE KONKRETE DISKUSSIONSGRUNDLAGE
Was viele aktive #Soldaten hier auf #miltwitter so aufregt, ist die nebulöse Debatte, die sich ständig im Kreis dreht, anstatt dass mal jemand einen konkreten Vorschlag macht, wie man die Wehrpflicht konkret & realistisch umsetzen könnte...ohne dabei die Probleme zu verschlimmern
Interessanter, gelungener Bericht von @nicolange_ zu möglichen #LessonsLearned aus dem #Krieg in der #Ukraine mit spannenden und dringenden Diskussionsansätzen für Innovation in den eigenen Streitkräften!
Für die lesefaulen unter euch habe ich die Empfehlungen der einzelnen Abschnitte hier rausgefasst. Spannend dabei, wenn man mal mental die Checkliste durchgeht, wie gut denn die #Bundeswehr in den jeweiligen Bereichen aufgestellt ist.
(Natürlich wird hier ein Optimum gezeichnet)
Zu #b2502 fällt mir nichts sinnvolles ein. Wer immer noch GEGEN Unterstützung der #Ukraine ist, den überzeugen wir nach einem Jahr #Vernichtungskrieg nicht mehr.
Für alle anderen, die vllt einfach unsicher/verängstigt sind - schaut euch diese Doku an! 1/x
Mit #b2502 hat Deutschland sein schlechtestes Gesicht gezeigt, die ganze Debatte dreht sich nur noch um UNS UNS UNS.
Wir können es abkürzen - es wird keine Verhandlungen geben!
Die #Ukrainer werden nach #Bucha keinen Zentimeter bewohnten Boden an Russenland kampflos übergeben.
DAS müssen wir (diejenigen, die sich nicht in ihren Meinungen aus ideologischen Gründen eingemauert haben) jetzt verstehen.
Ein Staat wurde angegriffen.
Ein Volk wird gefoltert, vergewaltigt und ermordet.
Und dieses Volk WILL kämpfen, bis das ganze Land frei ist.