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Gestern kam die Meldung aus dem @BMI_Bund, dass im vergangenen Jahr 313 Fälle von Hasskriminalität gegen LGBTI*s registriert wurden.

Diese Zahl hat *nichts* mit der Realität zu tun. Nichts. Here is why (Thread):
1. Die meisten Übergriffe werden nicht bei der Polizei gemeldet – weil die Betroffenen nicht glauben, dass es etwas bewirkt oder den Vorfall als wichtig genug erachten. Dass die Beleidigung „du Schwuchtel" eine Straftat ist (kann zB. 1000 € Buße kosten), wissen gar nicht alle.
2. Die Polizei selber hat überhaupt nicht die Infrastruktur, um Hasskriminalität gegen LGBTI*s angemessen zu betreuen. In einigen Bundesländern (zB. in Mecklenburg-Vorpommern) gibt es keine Kategorie dafür, diese Fälle zu erfassen. Heißt: Null Fälle aus Meck-Pomm.
3. Die bundesweiten Zahlen des Bundesinnenministeriums waren 2017 ähnlich hoch, wie die eines einzigen Anti-Gewaltprojekts eines Bundeslandes (Maneo in Berlin).
(Zum Vergleich: In den USA werden 20 % aller Hassdelikte auf Grund der sexuellen Orientierung verübt. In England + Wales sind LGBTI*s laut Kriminalstatistik die am zweithäufigsten von Hassverbrechen betroffene Gruppe – die Zahl der Übergriffe ist dreißigmal so hoch wie in DE)
4. Das ist ein Problem weil: Diese Zahlen suggerieren, dass Hasskriminalität gegen LGBTI*s kein dringliches Problem ist. Ist es aber. Wir haben vergangenes Jahre eine Recherche mit über 650 Personen gemacht.
5. Uns schrieben 42 Menschen, dass sie in den vergangenen vier Wochen körperlich angegriffen wurden – fast jede zehnte Person. Vier von fünf Teilnehmer*innen wurden im vergangenen Jahr aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität beleidigt. Mehrfach.
6.

„Schwuchtel“

„Du wirst in der Hölle brennen“

„Sowas wie Dich, Du Möchtegern-Schlampe, hätten wir früher vergast und durch den Schornstein geblasen“

Die Liste der Beschimpfungen als alltägliche Erfahrung war – selbst in meinem langem Excel-Sheet – schwer erträglich.
7. Dieser Hass und die Gewalt frisst sich tief in das Bewusstsein von LGBTI*s. Ein anderes Ergebnis unserer Recherche: Die Hälfte der LGBTI*s schaut sich in der Öffentlichkeit um, bevor sie sich küssen. Jede siebte Person meidet öffentliche Verkehrsmittel.
Wann habt ihr das letzte Mal die Umgebung gescannt, bevor ihr eurer Partner*in einen Kuss gegeben habt? (Frage für eine diskriminierte Minderheit)
8. Es ist frustrierend zu sehen, wie wenig politische Aufmerksamkeit das Thema erhält. Ich kann aus diesen Zahlen des BMI keine Nachricht machen. Und möchte bitte nicht ständig hören, Schwul-Sein wäre ja inzwischen völlig akzeptiert und Deutschland so tolerant. Danke
P.S. Hier unsere Berichterstattung zum Nachlesen:
Die Ergebnisse unserer Umfrage: bzfd.it/2MvDlrK
Worum es geht und woran es hakt: bzfd.it/2OGscpL
Wie trans Personen besonders betroffen sind: bzfd.it/2Dymp2O
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