THREAD: „3 Stufen Plan“
Weil ja soviel darüber geredet wird, hier mal ein paar Anmerkungen zum 3-Stufen Plan. 👇
Weil ja soviel darüber geredet wird, hier mal ein paar Anmerkungen zum 3-Stufen Plan. 👇
Die @UEFA „Three-step guidelines“ wurden am 1 Juli 2009 vom UEFA Executive Committee unter dem damaligen Präsidenten Platini eingeführt. Hier mal ein Artikel dazu aus diesem Jahr.
news.bbc.co.uk/sport2/hi/foot…
news.bbc.co.uk/sport2/hi/foot…
In den seit damals bestehenden Regelungen steht in den UEFA Safety und Security Regulations unter Annex C - „Guidelines for Match Officials in cases of Racist Behaviour in Football Stadiums“ (Article 45.05 b) folgendes: 
Der Schiedsrichter soll also bei rassistischen Vorfällen (nichts anderes wird hier erwähnt so vorgehen:
1. Spiel unterbrechen und Stadionsprecheransage.
2. Mannschaften in die Kabine holen.
3. Spiel abbrechen.
1. Spiel unterbrechen und Stadionsprecheransage.
2. Mannschaften in die Kabine holen.
3. Spiel abbrechen.
Diese Vorgehensweise war neu und etwas was viele antirassistischen Initiative (unter anderem wir) damals über Jahre gefordert und begrüßt haben. De facto gab bei vielen Spielen in UEFA Wettbewerben rassistische Vorfälle, die nur in den seltensten Fällen geahndet wurden.
Diese Regelungen zielten zum einen darauf hin, dass sich in dem Moment wo das Spielerlebnis gefährdet ist, die nicht-rassistischen Fans wehren (Selbstregulierung), sollten aber auch Vereine (und Verbände) in die Pflicht nehmen.
Damals (wie heute) gab es viele Vereine, die es nämlich - salopp gesagt - einen Scheissdreck interessiert hat, was in ihren Kurven an Nazischeiss gerufen wird.
Durch das 3 step protocol hätte hier aber potentiell sportlicher Erfolg riskiert werden können. Die Hoffnung war ein bisschen dass sich Vereine richtig, nachhaltig und langfristig um die Probleme kümmern.
Natürlich gab (und gibt) es von verschiedenen Seiten auch Vorbehalte gegen dieses Vorgehen. Eine der Hauptargumentationslinie der Verbände war, dass dann ja dauernd rassistische Sachen gerufen werden, wenn der eigene Verein zu verlieren droht.
Oder dass sich Fans als Fans der anderen Mannschaft „verkleiden“, rassistische Sachen singen um diesem so zu schaden.
Das waren natürlich meist Ausflüchte, da viele Vereine weder den Willen, noch das Know-how hatten sich um die Problematiken in ihren Kurven zu kümmern. Dies betraf vor allem die Kurven mit einer mächtigen „rechten“ Kurve, von denen es ja heute noch so einige gibt.
Das nur kurz zur Entstehung. Das größere Problem ist nun seit über 10 Jahren die Implementierung dieser Guidelines: Es mag in den 1000en Spielen seit Einführung einige Durchsagen gegeben haben bei UEFA Wettbewerben, abgebrochen wurde - unseres Wissens nach - kein einziges.
Obwohl es diverse Spiele gegeben hat, bei denen das hätte passieren können.
Am nächsten dran war man letztes Jahr bei Englands Gastspiel in Bulgarien, bei dem Step 1 (zweimal) erreicht wurde nachdem eine Gruppe bulgarischer Nazis das ganze Spiel über Affenlaute von sich gegeben hatten. sueddeutsche.de/sport/bulgarie…
Im Zuge dieses Spiel wurde (nach 10 Jahren) der 3 Stufen Plan überhaupt mal wieder diskutiert. Zumindest in England.
Die @fifacom_de zog 2017 nach und führte eine eigene (fast wortgleiche) 3 step procedure für ihre Wettbewerbe ein. Ein Grundlegender Unterschied: Die FIFA spricht von „serious discriminatory incidents“.
Im Juli 2019 „drängte“ FIFA Generalsekretärin Fatma Samoura alle Mitgliedsverbände diese Regelungen ebenfalls einzuführen. resources.fifa.com/image/upload/1…
Das vielleicht erstmal zum historischen Hintergrund. Dass @DFB Präsident Keller den „3 Stufen Plan“ jetzt im Sportstudio als eine Art Neuerung versucht zu verkaufen ist natürlich mehr als absurd.
Wenn der Verband überhaupt erstmal 11 Jahre gebraucht hat, um sich mit dem seit 2009 existierenden 3 Stufen Plan zu „beschäftigen“. Und zwar im Februar 2020 nach den rassistischen Rufen auf Schalke.
Da kann man ja im Umkehrschluss auch mal konstatieren, dass der DFB offensichtlich in den letzten 10 Jahren überhaupt keinerlei Bestimmungen hatte, wie mit Diskriminierenden Vorfällen umzugehen sei.
Und bei Beleidigungen gegen Hopp kam der 3 Stufen Plan jetzt am Wochenende gleich bei 4 Spielen zur Anwendung. Da kann man natürlich von Doppelten Standards reden, auch wenn man dann gleich wieder einen #Whataboutism Vorwurf bekommt.
Im Sinne der ursprünglichen Regelung ist das Vorgehen der Schiedsrichter nunmal absolut nicht. Zumal der Eindruck entsteht, dass eben nicht die sexistische Wortwahl „H****sohn“, sondern die persönliche, „menschenverachtende“ Beleidigung eines Einzelnen.
Und da würden wir dann doch gerne mal die entsprechende Grundlage in den Regularien lesen.
Die Wortwahl finden wir auch scheisse, aber inwieweit man einen weißen Milliardär mit dieser diskriminierend beleidigen kann, darum kann man sicherlich trefflich streiten, @CollinasErben hat da ja auch schon ein paar Worte zu geschrieben.
Darum geht es im Endeffekt auch nicht, in dem ganzen Konflikt ist auch das eher ein Nebengefecht und eine Spitzfindigkeit. So. Hätten noch viel@mehr schreiben können, aber erstmal keine Lust mehr.
interessant dazu hier:
Als weitere Ergänzung hier auch nochmal eine juristische Einordnung via @RobertGolz
