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Eine kurze Geschichte über linke Zeitungen und freie Autoren zum Tag der #Pressefreiheit: Vor einigen Jahren habe ich ein kurzes Interview mit einer israelischen Berlinerin geführt. Das Thema – hebräische Bücher in städtischen Bibliotheken. (1)
Den Text habe ich dem Berlin-Ressort einer linken Zeitung angeboten. Wenige Minute danach kam eine schlichte Absage – sie hätten kein Interesse. Darauf schrieb ich dem Kultur-Ressort der gleichen Zeitung - und bekam eine Zusage - sie wollten den Artikel in 4 Tagen drucken. (2)
Ein Tag vor Veröffentlichung kam plötzlich eine Absage. In der E-Mail stand, mit dem Text gäbe es kein Problem aber Personen wie ich dürfen für sie nicht schreiben. Der Grund: Ich hätte Israel mit Apartheid verglichen und kritisiere die Propaganda der israelischen Regierung. (3)
„Wir müssen bei der Auswahl unserer Mitarbeiter solche Aspekte berücksichtigen.“ stand am Ende der E-Mail, die mir mehrere falsche Behauptungen, basierend auf rechten pro-israelischen Blog-Einträgen, unterstellte. Deswegen wurde mein Text auch vom anderen Ressort abgelehnt. (4)
Mit diesem Schreibverbot wollte ich mich natürlich nicht zufrieden geben. Mehrere Journalist_innen und Aktivist_innen, die ich angeschrieben habe, haben für mich interveniert. Am Ende entschuldigte sich der Ressortleiter, der Artikel wurde gedruckt und ich wurde bezahlt. (5)
Dass ich diese Unterstützung bekam, ist keine Selbstverständlichkeit. Ich frage mich, ob eine Person, die nicht wie ich über einige Kontakte verfügt, sich dagegen hätte wehren können. Was wäre zudem passiert, wenn ich keinen hebräischen sondern einen arabischen Namen hätte? (6)
Es gehört zur Pressefreiheit, dass Zeitungen selbst entscheiden, wer für sie schreibt. Solche Entscheidungen sollten aber transparent gemacht werden. Damals hatte ich das Glück, eine begründete (wenn auch schlecht recherchierte) Absage zu bekommen und konnte dagegen vorgehen. (7)
Wie oft wurden meine Artikel nicht aus inhaltlichen Gründen sondern wegen meines politischen Aktivismus abgelehnt? Das weiß ich nicht. Freie Autoren können kaum erfahren, wie über ihre Texte entschieden wird und welche persönliche und politische Beweggründe im Spiel sind. (8)
Gut, dass es auch zahlreiche Redakteur_innen und Journalist_innen gibt, die in ihrem Umgang mit freien Autoren ehrlich und solidarisch sind. Keine Sorgen, ich werde euch hier nicht taggen... (9)
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