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Zum Thema #Denkmalsturz einige wertvolle Gedanken aus der #Geschichtsdidaktik (Thread!). Die Berücksichtigung von #Ambivalenz und #Ambiguitätstoleranz sind mehr als wünschenswert, doch zugleich in höchstem Maße politisch problematisch. Das will dieser Thread kurz begründen 1/...
1) In jeder Debatte um die Legitimität eines #Denkmals oder einer bestimmten Form der kollektiven #Erinnerung wird die #Ambivalenz des Gedenkens gern gegen die Entfernung eines Denkmals o. gegen eine Umbenennung argumentativ ins Feld geführt. #Colston oder #RobertKoch sind 2/...
hierfür tatsächlich gute Beispiele. Noch schwieriger sind aber von vielen als "Helden" angesehene, sehr ambivalente Figuren wie #Rommel oder #Richthofen. Üblicherweise akzentuieren die Angreifenden die verwerflichen Ansichten und Handlungen, während die Verteidiger hingegen 3/..
die #Ambiguität mit Hinweis auf den zeitgenöss. Kontext betonen. Das ist ein wiederkehrendes Muster. Und dieser Streit ist zweifellos legitim und demokratisch notwendig.
2) Die Rolle der Wiss. in diesem Streit ist schwieriger zu bestimmen, weil sich die daran beteiligenden 4/...
Historiker*innen auf ein Diskursfeld begeben, das nach anderen Regeln funktioniert als wiss. Gattungen. Komplexe und fein differenzierte Standpunkte dringen hier diskursiv oft nicht durch. Die beteiligte Öffentlichkeit und die Medienberichterstattung verlangen nach 5/...
klaren Positionierungen und fordern diese ein, Journalismus spitzt Aussagen sogar permanent zu. Das ließ sich zuletzt sehr gut am medialen Umgang mit #Drosten studieren. Als Wiss. sind wir in unserer Kommunikation auf permanentes Differenzieren geeicht und argumentieren 6/
oft so komplex, dass dies für "Laien" (i.S. von Nicht-Historiker*innen) kaum nachvollziehbar ist. In unserer Geschichtswiss. ist etwa die klare und pointierte Positionierung, wie sie etwa @juergenzimmerer in Erinnerungsfragen vertritt, habituell eher verpönt und wird 7/...
von vielen Kolleg*innen als nicht angemessen beurteilt. Inwiefern hinter solchen öffentlichen Statements eine eigene Forschungsleistung und viele sorgfälitge Abwägungen stecken, wird dann gerne ausgeblendet. Die Frage steht im Raum, ab wann und in welchen #Geschichtsdiskursen 8/.
sich die Geschichtswiss. zu Wort melden sollten? Und in welcher Form? Hist. in der Debatte haben also mit der doppelten Schwierigkeit von Komplexitätsreduktion & kommunikativen Bedingungen zu kämpfen. Sich darauf einzulassen, widerspricht für viele dem wiss. Selbstverständnis. 9/
Trotzdem können u. sollten sich Hist. aus den Debatten um #Geschichtspolitik nicht heraushalten. Sie sollten ihre Fähigkeit zum genauen Hinsehen und Differenzieren nicht ignorieren, müssen aber kommunikativ dazulernen.
3) In akt. Geschichtsdebatten agieren viele Hist. naiv 10/...
und blenden einen wichtigen polit. Kontext aus: #Geschichtspolitik gehört zu einem der zentralen politischen Feldern, auf denen #AfD & Konsorten sich gerne profilieren. Kubitschek, KHWeissmann u. die #Sezession verfolgen systematisch die Strategie, sich diskursiv u. politisch 11/
konservativen Positionen anzunähern, um hier politisch Anschluss zu gewinnen und noch vorhandene Barrieren zu schleifen. #Geschichtspolitik ist hierbei Mittel zum Zweck und hier machen sie sich die Aversion vieler konservativ, aber demokratisch gesinnter Menschen gegen 12/
eine Infragestellung ihrer Geschichtsbilder zu eigen, weil jene diese Debatten als eine Infragestellung ihrer politischen #Identität und als Bedrohung wahrnehmen.
Jede Debatte um #Straßennamen, jeden #Denkmalsturz nutzen die Rechten zur Mobilisierung, viel zu oft erfolgreich. 13/
Wenn man in diesem polit. Kontext mit #Ambiguitätstoleranz argumentiert u. immer wieder die #Ambivalenz betont, aber die unleugbaren u. faktisch überprüfbaren Argumente der Kritiker nicht aufnimmt, wird man leicht zum #Steigbügelhalter e. revisionistischen #Geschichtspolitik. 14/
Für die #Geschichtswissenschaft kommt es darauf an, mit den Differenzierungen und Ambiguitäten im Hinterkopf, sich in solchen Debatten zu positionieren, dabei die angelegten Kriterien und eigenen Werthaltungen offenzulegen und sich nicht im Elfenbeinturm zu verstecken. Die 15/
#Geschichtspolitik braucht Wiss., die sich beteiligen, weil sie sich auskennen. Alternativ überlassen wir alles dem Feuilleton.
Die Geschichtswiss. braucht aber auch eine Disziplin, die sich wiss. analysierend u. reflektierend mit diesen Debatten auseinandersetzt: #PublicHistory
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