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#BildungAberSicher #COVID19 Thread zu meinem absoluten Unverständnis zu den Plänen der meisten Bundesländer, ungeachtet des wieder stärkeren Infektionsgeschehens nach den Sommerferien die Schulen im Regelbetrieb ohne Abstand und ohne Masken zu öffnen. 1/x
Ich vergleiche das mit dem, was - als Beispiel - an meiner Universität gemacht wird. Auch die muss für das nächste Semester planen. Aber der Reihe nach, vom Beginn der Pandemie an. 2/x
Bald nach Beginn wurden alle Bildungseinrichtungen geschlossen, also Schulen und Universitäten. Für die Unis war gerade vorlesungsfreie Zeit, aber Prüfungen mussten zunächst ausgesetzt werden. 3/x
Sofort wurde begonnen, für das kommende Semester, das gerade zu Ende gehende Sommersemester 2020, zu planen. Sofort war klar, dass dieses nur als Online-Semester stattfinden kann. Da die Uni so etwas noch nie gemacht hatte, musste dafür Ausrüstung und Expertise her. 4/x
Das Rechenzentrum bekam Geld um die Serverkapazitäten massiv auszubauen. Software wurde getestet und angepasst, die Vorlesungen, Seminare und Übungsgruppen online abzuhalten gestattet. Die.Verankerung in das existierende Portal für die Studierenden wurde programmiert. 5/x
Dozent*innen wurden aufgefordert, Konzepte für Online-Lehrvernstaltungen zu entwickeln und dafür notwendige Hardware zu benennen. War die Hardwre niche vorhanden, wurde sie angeschafft. Das reicht von Videokameras für die Aufzeichnung von Vorlesungen über iPads bis hin zu 6/x
einfachen Stifttabletts für studentische Hilfskräfte, so dass diese leichter und leserlicher auf den virtuellen Tafeln in den Online-Übungsgruppen schreiben konnten. Foren und Hotlines wurden eingerichtet, damit Dozent*innen, die digital noch unerfahrener sind, Hilfestellung 7/x
erhalten konnten. Es gab Schulungen und Online.Einführungen in die neue Software. Diese ist ein Open-Source-Projekt, das auf den Servern der Uni läuft und daher datenschutzrechtlich weniger problematisch als zB Zoom ist. 8/x
Die Studierenden wurden ständig per Rundmails über den Stand der Dinge und die Gestaltung des Online-Semesters informiert. Das alles wurde in knapp einem Monat bewerkstelligt. Der Start des Online-Semesters wurde nur eine Woche verschoben, und gelang reibungslos. 9/x
Jetzt am Ende der Vorlesungszeit läßt sich sagen: das Semester war für die Studierenden fast durchweg ein Erfolg, die meisten konnten alle Studienleistungen erzielen, die sie auch in einem normalen Semester erzielt hätten. 10/x
Viele fanden Online-Übungen sogar produktiver, als die Präsenzübugen. Der Prozentsatz von Studienabbrechern ist nicht höher, als in einem normalen Semester mit einer Ausnahme: 11/x
ausgerechnet Studierende des fächerübergreifenden Bachelor (die also Lehrer*in werden wollen) kamen mit dem Online-Semester schlechter zurecht. Unter den Dozent*innen wird hinter vorgehaltener Hand immer wieder vermutet, dass Studierende auf Lehramt die gleiche 12/x
grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber allem Digitalem in der Bildung haben, wie ihre ehemaligen Lehrkräfte an den Schulen.
Denn vergleichen wir doch mal, was in der gleichen Zeit an den Schulen passiert ist: 13/x
Ich kann hier ebenfalls nur exemplarisch über eine Schule in der gleichen Stadt berichten: es gab Hausaufgaben für die Schüler*innen, die auch als Foto oder Scan per Email abgegeben werden konnten. Feedback dazu war eher dürftig. Einmal die Woche gab es einen 5-minütigen 14/x
Anruf durch eine Klassenlehrkraft. Virtuelle Klassenzimmer, synchrone Online-Angebote gab es nicht. Auch keine Video-Einheiten oder Ähnliches, in denen Lehrkräfte neue Lerninhalte vorstellen. Außer Arbeitablätter gab es keine asynchronen Inhlte. 15/x
Immerhin hat die von mir beschriebene Schule überhaupt ein Online-Portal und dort auch Möglichkeiten für das Stellen von Aufgaben und das Hochladen von Ergebnissen. Nach dem, was ich sonst so gehört habe, ist das nicht selbstverständlich. 16/x
Ich denke, jede*r kann sich schnell klar machen, dass ansonsten nichts von dem, was an der Uni ohne Probleme möglich gemacht wurde, an den Schulen auch nur ansatzweise versucht wurde. 17/y
Dann kamen die Lockerungen. Nach und nach konnten Jahrgänge an die Schulen zurück, in geteilten Klassen a 15 Kinder. An der Uni wurden die Lockerungen dafür benutzt, dass die Praktika, die man nunmal wirklich nicht online machen kann, in Kleinstgruppen (2 Personen) 18/x
wieder möglich wurden. Überhaupt blieb die Uni dabei, dass in allen Räumen nach qm-Zahl Peraonenobergrenzen festgesetzt wurden, die auch alle Angestellten betrafen. Übungsräume haben etwa Klassenzimmergröße und ein Limit von 5 Personen. 19/x
Für mündliche Prüfungen wurde extra die Prüfungsordnung geändert, so dass diese während der ersten Welle auch per Videokonferenz abgenommen werden konnten. Es gilt Maskenpflicht, wann immer 1,5 m Abstand nicht eingehalten werden können. 20/x
Man könnte noch viel schreiben, doch mir geht es insb. darum, dass an der Uni alle Hierarchien in einem konstruktiven Prozess in kürzester Zeit ein Online-Semester aus dem Boden gestampft haben, während in der Schulpolitk auf keiner Ebene etwas in dieser Richtung passierte 21/x
Ich hänge hier gleich einen zweiten Thread ein, der die Planungen für das kommende Wintersemester mit dem vergleicht, was für die Schulen nach den Sommerferien geplant ist: 22/x
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