Mir gehen die Umstände des Anschlags auf #Navalny nicht aus dem Kopf. Sie sind von besonderer Grausamkeit. Das gewählte Mittel, ein Nervengift, lässt das Opfer unter brutalen Schmerzen langsam kollabieren. Man erlebt den eigenen Todeskampf /1
Das erzeugt einen besonderen Schrecken bei allen, die sich die Tat vergegenwärtigen. Für Angehörige und Freunde beginnt eine Zeit quälender Ungewissheit. Selbst wenn das Opfer überlebt, ist das Risiko bleibender Schäden hoch. /2
Es ging nicht darum, Navalny möglichst geräuschlos zu beseitigen. Ganz im Gegenteil: die Tat sollte Angst und Schrecken verbreiten. Sie ist nackter Psychoterror, Sadismus auf offener Bühne. /3
Es spielt keine Rolle, ob der Anschlag auf #Navalny und all die anderen Oppositionellen von Putin persönlich abgesegnet wurde. Entscheidend ist das System der Straflosigkeit: die Mörder und ihre Hintermänner werden von oben gedeckt /4
Das Regime macht sich über die Opfer lustig. Die Chefin des Kreml-Propagandaimperiums tippte auf Unterzuckerung und empfahl, immer ein paar Pralinen dabei zu haben. Der Präsident der Duma spricht von einer Provokation des Westens /5
Weder Putin noch sein Pressesprecher nennen den Namen des Opfers - sie reden von #Navalny als "dem Blogger" oder "dem Patienten." Wer den obesten Führer herausfordert, wird zur Unperson. /6
Es wird Zeit zu realisieren, mit welchem Regime wir es in Russland zu tun haben. Für Putin gelten keine zivilisierten Normen, kein Völkerrecht und keine Achtung vor dem Gegner. Er handelt allein nach dem Recht des Stärkeren. /7
Wir dürfen Gleiches nicht mit Gleichem beantworten. Aber wir sollten aufhören, uns Illusionen über eine Verständigung oder gar eine strategische Partnerschaft mit diesem Regime zu machen. /8
Doch noch ein Nachtrag: Man muss sich die Liste der Gewaltakte des Kremls in den letzten Jahren vergegenwärtigen: Krieg gegen Georgien, Annexion der Krim, Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 über der Ostukraine, Bombardierung von Krankenhäusern in Syrien /10
.. Das Anheizen des Bürgerkriegs in Libyen, die Serie von Mordanschlägen auf russische Oppositionelle, der vom FSB orchestrierte Hackerangriff auf den Bundestag: Putin handelt nach dem Motto „Ich tu’s, weil ich es kann“ – und weil er keine Konsequenzen befürchten muss./11
Dass die Bundesregierung trotz alledem eisern an #Nordstream2 festhält, kann der Kreml nur als Ermutigung verstehen: Wir können machen, was wir wollen, der Rubel rollt weiter. Der Anschlag auf #Navalny muss ein Wendepunkt sein: Bis hierher und nicht weiter /12
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Das übliche Verwirrspiel. Weshalb wirft der Kreml die Vernebelungsmaschinen an, wenn er doch mit dem Giftanschlag auf #Navalny nichts zu tun haben will? /14 spiegel.de/politik/auslan…
Überraschung! Der Kreml sieht keinen Anlass für strafrechtliche Ermittlungen zum Fall #Navalny. /15 theguardian.com/world/2020/aug…
