1/ Ein Artikel von Profs. R. Gottschalk und U. Heudorf (GA Frankfurt a.M.) sorgt aktuell für Gesprächsstoff. Wie zu erwarten bedienen sich einige des Textes, um ihre grundsätzlichen Ablehnung der #Corona-Maßnahmen mit Expertenaussagen zu untermauern. Bedauerlicherweise… 1/n
2/ … behandelt der Artikel auch noch das ohnehin viel zu breit diskutierte Thema der PCR-Spezifität, wobei Herr Gottschalk bereits signalisierte, dass der Artikel an dieser Stelle ungeschickt verkürzt darstellt. Der Text sollte aber auf keinen Fall hierauf reduziert werden!
3/ Tatsächlich beleuchtet der Artikel nämlich durchaus einige wichtige Fragen und mahnt vor allem 1.) eine bessere Risikokommunikation in der Öffentlichkeit an, sowie 2.) einen breiteren, ehrlichen Diskurs über unsere Schutzziele, v.a. im Hinblick auf eine möglicherweise…
4/ … noch lange Zeit nicht (breit) verfügbare Schutzimpfung.
Bezüglich der öfftl. Kommunikation plädieren die Autoren für detailliertere Aufschlüsselung der Fallzahlen, v.a. im Hinblick auf den Anteil an hospitalisierten oder gar Intensivpatienten. Hier wird Herrn Gottschalk…
5/ … häufig Verharmlosung vorgeworfen, u.a. auch mit diesem Zitat aus einem Interview. Ich bin eigtl. entschieden gegen diese Grippe-Vergleiche, aber im Kern hat Herr Gottschalk hier schon einen Punkt: #COVID19 ist ca. 15x tödlicher als die Influenza, dem widerspricht auch...
6/… er hoffentlich nicht. Aber in der Grippesaison ist auch unsere Chance, uns anzustecken locker 15x höher. Das wiederum heisst, unser INDIVIDUELLES Risiko an COVID zu sterben ist nicht höher, als in einem beliebigen Jahr an der Grippe! Das ist jetzt vereinfacht dargestellt…
7/… aber macht vielleicht den Punkt erkennbarer: unsere Risikowahrnehmung ist sehr asymmetrisch! Wir neigen dazu, die Gefahr zu überhöhen, wenn viel auf dem Spiel steht (Leben!) und unterschätzen die Wichtigkeit der Wahrscheinlichkeit, überhaupt in die Situation zu kommen.
8/ Und hier setzt der Vorschlag von Herrn Gottschalk an, die Kommunikation der Fallzahlen in einen Kontext zu setzen, der klarer macht, dass das INDIVIDUELLE Risiko aktuell(!) gar nicht so hoch ist! Wir brauchen mehr Verständnis und weniger Angst in der Gesellschaft! Nur dann…
9/… können wir auch (Punkt 2) einen sinnvollen und offenen Diskurs darüber führen, wie wir mit der Pandemie weiter umgehen wollen. Wie ich schon oft schrieb, und auch @c_drosten u.a. schon verschiedentlich anklingen ließen, sollten wir uns von der Vorstellung verabschieden, …
10/… das #Coronavirus komplett einzudämmen und „auszurotten“. Das wird nicht mehr funktionieren. Auch eine Impfung kann u.U. noch lange auf sich warten lassen; jedenf. sollten wir das in Betracht ziehen und darüber reden, wie wir mittel-/langfristig mit dem Virus leben wollen.
11/ Das Ziel muss bleiben, die Situation unter Kontrolle zu behalten, d.h. eine explosive, unkontrollierbare Ausbreitung zu verhindern, denn nur dann können die Gesundheitsämter ihren Job weiterhin so exzellent ausfüllen, wie bislang, und gerade anfällige Bevölkerungsgruppen…
12/… (auch besonders anfällige Einzelpersonen) so gut (oder besser?) schützen bis bisher. Hierfür schlagen die Autoren Maßnahmen vor, die gar nicht so weit weg liegen von dem, was ohnehin bereits Realität ist oder breit gefordert wird.
13/ Für mich kommt in dem Artikel allerdings der Gedanke zu kurz, dass die aktuell ganz ordentliche Situation in 🇩🇪 ja so ist, wie sie ist, WEIL wir extrem viel testen und frühzeitig in Isolation / Quarantäne stecken (siehe auch Artikel selbst!). Vor diesem Hintergrund…
14/… zu „bezweifeln“, dass diese Maßnahmen „sinnvoll“ sind, verwundert mich. Hätten wir sie nicht, wäre die Situation mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine andere! Ich hoffe sehr, dass die Autoren hier eigentlich anstoßen wollten, mehr Anstrengungen…
15/… zu unternehmen, die Test-, Isolierungs- und Quarantänestrategie zu verfeinern und damit längerfristig tragfähig zu machen. Ein einfaches Herunterfahren der Tests und Quarantäneregelung kann hier kein guter Vorschlag sein. Ein Neudenken der Kriterien für Isol./Quarant. …
16/… ist hingegen dringend nötig! Ansätze hierfür wären zum einen, die PCR-Tests standardisiert semi-quantitativ auszuwerten, also eine Wahrscheinlichkeit der Infektiosität des Infizierten besser zu ermitteln. Berühmter NYT-Artikel hierzu:
17/ Zum Anderen sollte die Rückverfolgungsstrategie bei den GAs angepasst werden und mehr auf potentielle #SuperSpreader Ereignisse / Cluster fokussieren. So können die Ressourcen des GA am effizientesten eingesetzt und explosive Ausbreitung des Virus am Besten verhindert werden.
18/18 (fertig!! 😅) Eines ist jedenfalls sicher, auch wenn man mal ins (benachbarte) Ausland schaut: wenn wir UNBEDACHT nachlassen mit der Stringenz unserer Maßnahmen, dann kann die Situation mir nix, Dir nix außer Kontrolle geraten!
What makes kids so remarkably resilient to acute #COVID19 as compared to grownups and, especially, the elderly?
Here we take a deep (#singlecell) look into their noses and follow up on what we found in a cell culture model.
#SARSCoV2 #innateimmunity #children #adults
Colleagues at BIH @berlinnovation @ChariteBerlin have previously collected nasal swabs of children and adults in the context of #SARSCoV2 and performed single cell transcriptomics #scRNASeq. We described a baffling #interferon response in children:
We now followed up on these findings wondering what causes the nasal epithelium of kids to be so much more sensitive to detect virus #infection. We reused the #scRNA data focussing specifically on healthy, uninfected individuals, and we combined it with in vitro experiments.
3/
Spannende Studie– die Menge an #SARSCoV2 #Corona Viren, denen man ausgesetzt ist, hat einen entscheidenden Einfluss auf das Risiko sich anzustecken- (auch und insb.) für Geimpfte und Genesene. Das zeigt einerseits: die #Impfung kann sehr wohl die Ansteckung verhindern!
V.a. bei flüchtigen Zufallskontakten reduziert sie das Ansteckungsrisiko nennenswert.
Aber: alles hat eben seine Grenzen! Wenn einem Geimpften genug #Virus ins Gesicht geniest wird (oder man rund um die Uhr mit Infizierten zusammen ist), steckt man sich trotz Immunität an!
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Das ist immunologisch spannend (wenngleich nicht unerwartet, aber hier mal systematisch analysiert) und deckt sich auch mit früheren Studien zum Zusammenhang von #Virusdosis und Krankheitsschwere ⬇️!
Es hat auch eine praktische Konsequenz: man kann nämlich…
Ich komme eben aus der Vorlesung und die Studenten haben sich im Anschluss noch angeregt mit mir über das wahrscheinlichste Ausbruchsszenario von #Corona / #SARSCOV2 unterhalten.
Kurz mal hier für alle: ob ein infizierter #Marderhund auf dem Markt in Wuhan war…
1/n
… oder nicht ist gar nicht sehr erheblich. Viel wahrscheinlicher erscheint mir ohnehin, dass es ein infizierter Tierzüchter war.
Das Szenario: Fledermäuse tragen die nächsten Verwandten des SARS2 #Coronavirus, das ist unstrittig. Fledermäuse können auch in Pelztierfarmen…
2/n
…umherfliegen oder gar „wohnen“. Dabei kommt es unweigerlich zu regelmäßigem Kontakt der Pelztiere, zB Marderhunde, mit dem Kot (etc) der Fledermäuse. Das Virus hat ausgiebig Gelegenheit, Mutationen ⬇️ „auszuprobieren“, die die Vermehrung im neuen Wirt (Marderhund) erlauben. 3/n
Und hier nochmal zum selben Thema wie gestern vom anonymen Mäuschen (das übrigens im echten Leben auch gestandener Wissenschaftler ist!) heute von Emanuel ⬇️
Um das klar zu sagen: wieviel es epidemiologisch brachte, #Kitas und Grundschulen zu schließen, und ob es…
… unter Abwägung aller Faktoren (inkl. entwicklungspsychologischer, sozialer, ökonomischer [arbeitende Eltern!], …) sinnvoll war– das ist eine ganz andere Frage.
Aber die aktuell häufig zu lesende Darstellung „Ich und die Kinderärzte haben es ja schon 2020 gesagt:…
2/n
…Kinder spielen keine nennenswerte Rolle im Pandemiegeschehen!“, das ist einfach (häufig: selbstgefälliger) Quark. Auch die akt. Studie sagt genau das *nicht*– wo viele Kontakte stattfinden, wird das Virus selbstverständlich effizient verteilt!
- ca 15% der longCOVID-Patienten litten auch nach 12 Mon. noch an mind. einem Symptomkomplex (also <1% aller betrachteten COVID-Patienten); manche hiervon dürften chronisch bleiben.
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Anmerkungen:
- betrachtet wurden „Symptomkomplexe“, die verschiedene Einzelsymptome vereinen
- andere Symptome wurden nicht betrachtet (geplant für künftige Updates der Studie): Kopfweh, Schlaflosigkeit, Geruchs-/Geschmackverlust, Schlaganfall, …
Hier eine Studie aus Dänemark, die sich Ansteckungen im Haushalt (mutmaßlich häufigster Ansteckungsort) anschaut. Steckte ein Infizierter mit #Delta noch 21% der Mitbewohner an, waren es mit #Omikron 31%!
Spannend auch: Geimpfte steckten sich nur ~halb so oft an!
Nicht nur das– Geimpfte waren auch weniger infektiös und stecken ihrerseits weniger Haushaltskontakte an, wenn sie infiziert waren (Durchbruchsinfektion)!
Zeigt schön & in real life: #Impfung verhindert nicht „nur“ schwere Verläufe, sondern ist sehr wohl auch Fremdschutz!
PS: der ganze Thread ist lesenswert, am Ende gibt es auch eine schöne Diskussion zu möglichen Schwächen. Ich streiche noch heraus: Genesen galt hier als Geimpft; Zeit zwischen letzter Impfung und Ansteckung ging nicht in Analyse ein (Dauer des Ansteckungs-Schutzes).