Hat der ct-Wert eine prognostische Bedeutung? Diese Frage lässt sich nicht so klar beantworten. Hier ein Erklärungsversuch. Disclaimer: Basierend auf meinen persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen. KEINE Evidenz! Thread (1/9) nytimes.com/2020/12/29/hea…
Zum Verständnis: virale Infektionen laufen ganz anders als bakterielle Infektionen ab. Bakterien vermehren sich durch Zellteilung, während Viren in der Zelle replizieren und dann Nachbarzellen infizieren. Die resultierende Dynamik ist daher unterschiedlich (2/9).
Bei #SARSCov2 liegt die höchste Viruslast ca. zum Symptombeginn vor. Mit der Dauer der Symptome nimmt die Viruslast ab. Das kann zu der Situation führen, dass bei schwer Erkrankten kein Virus mehr nachweisbar ist. Auch deswegen ist der Effekt von Remdesivir so enttäuschend (3/9)
Warum überleben also Pat. mit einer niedrigeren Viruslast (hoher ct) eher als mit hoher Viruslast (niedriger ct)? Und spielt das in der klinischen Einschätzung eine Rolle?
Hier ist der Diagnosezeitpunkt vom Zeitpunkt der klinischen Symptome zu unterscheiden (4/9).
Im besten Fall werden ct-Werte bei ähnlicher Krankheitsschwere verglichen (z.B. Zeitpunkt der stat. Aufnahme mit ähnlichem Sauerstoffbedarf usw.). Und hier scheint es, dass gleich schwer Erkrankte eine unterschiedliche Prognose haben, wenn die Viruslast unterschiedlich ist (5/9).
Hierfür kann es unterschiedliche Gründe geben: Verlängerte virale Phase z.B. durch Immunsuppression oder fulminanter Verlauf mit schnellerer Verschlechterung in einer frühen (also noch viralen) Phase der Erkrankung.(6/9).
Konkret: Pat kommt mit Luftnot in die ZNA, Beschwerden seit 14 Tagen, ct-Wert hoch: Gute Chance, nicht intensivpflichtig zu werden.
Gleiche Symptome, aber Beschwerden seit 6 Tagen, ct-Wert niedrig: Hohes Risiko, dass sich der Zustand in den folgenden 6 Tagen verschlechtert.(7/9)
Ich weiß nicht, ob eine hohe Viruslast zu Beginn mit einer schwereren Erkrankung einhergeht, aber nach meinem Verständnis sollte das nicht der Fall sein. Das ist aber eine persönliche Einschätzung, es gibt auch andere Meinungen dazu, z.B. diese: nejm.org/doi/full/10.10…
(8/9)
Der ct-Wert kann also eine Rolle spielen. Wichtiger ist meiner Meinung nach die Kenntnis über die Dauer und Dynamik der Symptome, also die klassische Anamnese und eine sorgfältige Untersuchung. Diese helfen mehr, den weiteren Verlauf eines Erkrankten einzuschätzen (9/9).
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Ich möchte diesen Tweet zum Anlass nehmen, die Risikoreduktion durch #Schnelltests zu beleuchten, weil er suggeriert, dass bei 5% falsch negativen das Risiko bei 10 Anwesenden sich addiert oder gar potenziert und im zweistelligen Prozentbereich liegt. Hierzu ein Thread (1/8)👇
Gucken wir zunächst, wie hoch das Risiko für die 10er Gruppe wäre, wenn keine Tests durchgeführt würden. Bei aktueller Inzidenz von 250/100k und entsprechender Dunkelziffer müssen wir davon ausgehen, dass 1% der Bevölkerung infiziert ist. (2/x)
Es bedeutet, dass für die Gruppe ein 10% Risiko vorliegen würde, dass eine der anwesenden Person infiziert wäre. Würden aber alle einen Schnelltest benutzen, der 5% der Infektiösen nicht erkennen würde, würde das Risiko für die Gruppe auf 0,5% sinken! (0,1*0,05) (3/8)
1) Liebe Medien, in diesem Fall @fuldaerzeitung: Ihr tragt Verantwortung. Falsches muss nicht wiedergegeben werden und schon gar nicht ohne Widerworte. Hier sind leider viele Falschbehauptungen unkommentiert. fuldaerzeitung.de/fulda/corona-l…
2) Der Satz unten ist falsch. Schon der Begriff "Gefährlichkeit". Von der Zahl ganz zu schweigen. Die Infection fatality rate (IFR) ist deutlich höher. Könnten Sie hier zum Beispiel in dem Thread von @C_Althaus nachlesen.
3) Ja, das @rki_de sagt, der Test sei höchst präzise. Genauso wie z.B. @GesVirologie in ihrer Stellungnahme. g-f-v.org/node/1387
Die Anzahl der Gesamtzyklen spielt übrigens keine Rolle, sondern die Anzahl der Zyklen, bis die Virus-RNA nachweisbar wird.
#Gassen sprach gestern in der Pressekonferenz von einer #COVID19 Belegung von 25-30% in 4 Wochen. Zitat: "Selbst dann wäre also noch Puffer". Offensichtlich hat er die gestrigen freien Betten in Bezug auf Gesamtbetten gesetzt. Das ist aus mehreren Gründen falsch. Thread:
(1/7)
Eine ideale Auslastung einer Intensivstation liegt bei 70-80%. Eine Belegung >80% gilt als Überauslastung. Die 25-30% zusätzlichen #COVID19 Pat. würden zu einer Belegung >100% führen und damit zu einer starken Überauslastung. (2/7)
Wenn eine Intensivstation ausgelastet ist, wird sie z.B. von der Notfallversorgung abgemeldet. Dann übernehmen andere Intensivstationen Pat. Das funktioniert natürlich nicht, wenn alle Intensivstationen überlastet sind. (3/7)
In dieser Studie wurden zwei Abstrichmethoden eines #SARSCoV2 Antigen-Schnelltests miteinander verglichen: professionell durchgeführter tiefer nasopharyngealer Abstrich und ein selbstdurchgeführter Abstrich aus dem vorderen Nasenbereich. (1/7)
Die AutorInnen konstatieren, dass der selbstdurchgeführte vordere Nasenabstrich eine zuverlässige Methode darstellt. Interessant sind die Details: Falsch negativ sind die Ag-Abstriche vor allem bei entweder einer niedrigen Viruslast oder bei länger bestehenden Symptomen. (2/7)
Es bleiben zwei falsch negative Tests mit einer relativ hohen Viruslast. Bei den vorderen Nasenabstrichen fällt ein falsch negativer Test bei einer hohen Viruslast auf.
Insgesamt aber ermutigende Ergebnisse. (3/7)