#Dienst & #Corona: Ein #Thread. Seit Beginn der Pandemie arbeiten wir mit dem Schatten der Bedrohung durch Corona. Wir können nicht einfach ins Homeoffice. Spuren sind physisch, sie müssen praktisch am Tatort gesammelt werden. Diese Tatorte sind meist Haushalte von Geschädigten.
Man ist pro Tatort mit mindestens einer "neuen" Person in Kontakt bei bis zu 6 oder gar 8 TOs pro Dienst. Die Dienste müssen unvermeidbar physisch übergeben werden, Aufträge, Handy, Auto usw. Auch Dienstbesprechungen sind nicht vermeidbar, regelmäßige & außerplanmäßige. Die EDV
Infrastruktur der Dienststelle gibt Videomeetings nicht her. Auch Berichte sind kaum im Home-Office umsetzbar. Neben der Frage des Datenschutzes, der die Dinge kompliziert sind sie eben auch mit physischen Spuren, Spurenträgern & Asservaten verknüpft. Eine Fingerspurenkarte...
könnte man vielleicht noch mitnehmen, bei größeren, mehreren oder empfindlichen Asservaten wird's schwierig. Also arbeiten wir so gut es angesichts dieser Zwänge eben geht. Versuchen trotz Raumnot Bürogemeinschaften zu Einzelbüros aufzulösen, tragen FFP2 Masken wenn wir nicht
allein in unseren Büros sind, desinfizieren oft & viel, hoffen das Beste. Und nun; 10 Monate klappte das erstaunlich gut. Polizeibedienstete sind ja generell ein diszipliniertes Völkchen & im Zweifel ersetzt die Weisung zum Maske tragen was eventuellen Skeptikern hier an
Vernunft & Rücksichtnahme fehlt. Aber leider ist der Teufel ein Eichhörnchen & Gewöhnung + Routine nicht nur was Gutes. Da trinkt Kollege 1 dann doch nen Schluck Kaffe in der Frühbesprechung während Kollege 2 wegen seines längeren Redebeitrags die Maske abgenommen hat. Was zwar
epidemiologisch Schwachsinn ist, er aber laut Weisung durchaus darf und weil man ihn sonst wirklich kaum versteht. Da will man auch nicht der sein, der die dienstälteren Kollegen oder den Chef anpisst. "Et hätt noch emmer joot jejange." 10 Monate schon. Bis jetzt. Dann kommt
Kollege A Montag in den Dienst obwohl seine Frau da schon deutlich krank ist, denn er hatte am Wochenende ein Kapitaldelikt, dass er berichten muss. Dienstag bleibt er dann zuhause, weil die Frau am Montag Abend getestet wurde da sie wirklich harte Symptome zeigt. Abends weiß man
dass sie positiv ist & er zeigt erste Symptome. Nun ist er einer der Wenigen der in einer nicht auflösbaren Bürogemeinschaft steckt, als Bärenführer bei der Ausbildung von Kollegin 2, deren zügige Schulung bei der Personalnot unaufschiebbar ist. Die Kollegin 2 ist Dienstag
vorsichtshalber zu Hause geblieben. Mit Recht wir sich zeigt denn Mittwoch wird der Abstrich bei Kollege 1 gemacht und als der Donnerstag positiv gemeldet wird, hat sie auch Symptome. Ihren Mann hat sie da allerdings auch schon angesteckt, denn Freitag sind beide positiv & krank.
Samstag dann die Nachricht dass Kollege 3 der Freitag wegen Erkältungssymptomen nicht kam, positiv getestet & auch schon im Krankenhaus ist. Wenn man seine Vorerkrankungen rekapituliert, wird einem Angst & Bange. In Quarantäne kann die gesamte Dienststelle nicht gehen, man
wird also sehen wie es weitergehen kann. Die Moral: Ich will hier keine Schuld zuweisen, die Ursachen liegen meist bei einem selbst. Besonders wenn man eigentlich vorsichtig ist schleicht sich falsche Routine ein. Schließlich ist es fast ein Jahr trotz der unabänderlichen Risiken
ja so gut gelaufen. Weil man ja so vorsichtig & konsequent war, meint man gerne. Und merkt binnen einer Woche, dass man wahrscheinlich auch einfach nur lange unverdientes Glück hatte. Ich bin nicht eng befreundet mit den erkrankten Kollegen, aber ich habe wirklich Angst um sie.
Bleibt wachsam. Haltet Euch weiter an die Verhaltensregeln. Übertreibt konsequent & ausdauernd dabei, vielleicht reicht es dann bei Euch. Gewöhnung & Routine sind tückisch & Corona ist ein Arschloch. Bleibt gesund.
PS: Liebe #Querdenker, zieht statt ne dämliche Relativierung hierzu zu tippen einfach den Finger durch die Unterhose & schnuppert dran. Dann habt Ihr damit immer noch was 100x Sinvolleres getan als allen nochmal zu beweisen, dass Ihr realitätsfremde, empathielose Trottel seid.
PPS: Das ist hier eigentlich nicht mein Tonfall. Aber ich bin's Leid. 100x durchdiskuriert. Menschen die sich so eindeutig aus jeglichem gesellschaftlichen Konsens & faktischer Realität ausklinken, haben nicht nur den Anspruch auf Mitsprache verloren sondern auch auf Höflichkeit.
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