Thread by @Anaesthet1

Antwort zu lang, deswegen als Thread:
Ich verstehe deinen Punkt, aber ich bin da sehr zwiegespalten. Denn man muss eins Bedenken: Wir reden nicht wirklich von Privilegien, sondern vom Wegfall deutlicher Grundrechtsbeschränkungen. Spätestens, wenn klar wäre (ist es aktuell nicht!)

https://twitter.com/SugammaHex/status/1350720462247092224

dass geimpfte auch nicht mehr ansteckend sind, lässt sich das nicht mehr rechtfertigen.
Aber selbst wenn nicht: Wenn geimpfte in Kinos oder Gaststätten gehen dürfen, werden diese sich nicht gegenseitig gefährden. Und das hilft den Betreibern.

Desweiteren dürften private Betriebe wohl ohnehin frei entscheiden, wen sie reinlassen (mit wem sie einen Vertrag schliessen), also könnten (wenn sie grundsätzlich öffnen dürfen) auch aus eigener Motivation am Staat vorbei so etwas beschliessen.

Ich verstehe (und trage mit) den Solidaritätsgedanken. Aber in Anbetracht der gegebenen juristischen (die ich nur aus Nachrichtenmedlungen wiedergeben kann) und infektiologischen Implikationen wird das schwierig.

Ergänzung 1 als Sammelantwort:
1. Zeitpunkt zu früh. Ja, denke ich auch. Aber was soll man machen? Die Diskussion ist ja da. Heute auf der Startseite der Tagesschau, mit dem Außenminister als Befürworter.
"Lasst uns mit der Diskussion warten, bis..." mag sinnvoll sein, aber der

Zug ist schon abgefahren. Es wird doch schon diskutiert.

2. Drüber nachdenken, wenn allen Impfwilligen auch tatsächlich ein Impfangebot gemacht werden kann: Ja, Solidaritätsgedanke. Ist gut. Aber mal rein juristisch betrachtet (juristische #followerpower, anyone?): Wie erkläre

ich der vollständig geimpften Person A, dass sie leider mit der Ausübung ihrer Grundrechte warten muss, bis x % der anderen geimpft sind? Spätestens falls (!) feststeht, dass die Person nicht mehr infektiös sein kann, lässt sich das nicht halten.

3. Ich habe initial geschrieben, dass ich diesbezüglich sehr zwiegespalten bin. Das meine ich auch so. Ich habe hier nicht ausschliesslich meine eigene Ansicht dargelegt, sondern versucht, den advocatus diaboli zu spielen bzw auch andere Argumente mit einzubeziehen.

Die Diskussion werden wir mit zunehmender Impfrate und mit Überlegung zu Lockerungen zum Zeitpunkt X eh bekommen, und dann vermehrt. Und wir werden dann vermutlich irgendwo Beispiele aus dem Ausland haben, wo es so praktiziert werden wird.

Von daher denke ich, sollte die Diskussion durchaus mit allen Pros und Kontras geführt werden. Sonst bleibt halt nur, es schulterzuckend hinzunehmen, wenn die Politik da zu Entscheidungen kommt.