Ja, die #Bildung der Kinder macht mir Sorgen.
Aber ich habe die erste G8-Generation bei uns an der Uni erlebt. Und wisst ihr, was uns da aufgefallen ist?
Die waren nervös und eingeschüchtert, weil ihnen jahrelang von Presse und Gesellschaft erklärt wurde, dass sie es (1/8)
so super schwer haben würden.
Das war der Jahrgang, wo sie beim Dozentenkennenlernen auffällig oft gefragt haben, wie man später an Promotionsstellen und Jobs kommt.
Die waren oft geradezu panisch, wenn Klausuren anstanden oder wenn sie mal durch eine durchgefallen waren. (2/8)
Was sie nicht waren: Schlecht, dumm und unfähig.
Aber gestresst waren sie, von den Ansprüchen, die eine Debatte um ihre zukünftige Arbeitsmarktfähigkeit ihnen von klein auf aufgedrängt hat.
Und ja, auch die Coronazeit ist eine riesige Belastung für Schulkinder. Und darüber (3/8)
müssen wir reden, klar.
Aber diese Debatten bekommen sie mit. Und diese Debatten schüchtern sie ein, wenn sie sie ständig mit dem Bild einer zukünftigen Versagergeneration konfrontieren.
Und das ist keine Folge von Corona und den Massnahmen dagegen. Das ist etwas, das wir (4/8)
ihnen aufbürden. Und auch da gilt es, verantwortungsvoll zu sein, gerade im Internetzeitalter, wo Medien und Social Media eben allen zugänglich sind.
Die Umstellung auf G8, selbst die Nachkriegszeit haben nicht zu Generationen von Bildungsversagern geführt und ich halte die (5/8)
Kinder von heute nicht für unfähig. Mit etwas Hilfe können die mit sehr vielem eingermaßen gut umgehen. Aber dass WIR ihnen das zutrauen, das müssen wir ihnen mitgeben.
Und dieses Vertrauen vermisse ich von selbsternannten Fürsprechern "in der Krise", aber auch von (6/8)
Kultusministern.
Und dass hier zuweilen "Panikmache" auf dem Rücken und zum Schaden von Kindern stattfindet, um egoistische Interessen durchzusetzen - das macht mich wütend.
Und wenn ich einem Teil von Euren Kindern später an der Uni ein bisschen mehr beibringen muss - (7/8)
mich werdet ihr nicht jammern hören.
Das sind sie mir wert! Denn ich galube daran, dass auch aus dieser Generation tolle Menschen werden, selbst wenn wir heute einiges an Mist bauen!

Mäuschen out (8/8)
Nachtrag: Danke für die vielen tollen Diskussionsbeiträge. Zwei allgemeine Anmerkungen:
Ich rede von Gymnasiasten und Akademikern, weil ich die direkt beobachtet habe, aber ich glaube fest, dass auch andere Schul- und Ausbildungswege unter der Debattenkultur als zusätzlichem(9/8)
Stressfaktor leiden - teilweise vielleicht sogar noch mehr, da sie das zusätzlich zu einer zu oft sowieso schon empfundenen Abwertung tragen müssen. Gerade hier darf Wertschätzung und Vertrauen nicht zu kurz kommen!
Und zum zweiten: Natürlich gibt es viele echte (10/8)
Probleme, die wir auch benennen und diskutieren müssen - von Bildungsgerechtigkeit über Leistungsstress zu veralteten Konzepten usw. Aber das muss alles weit über Corona hinaus angegangen werden und auch hier sollten wir klarer auf Verbesserungen hinarbeiten, als (11/8)
in die "früher war alles besser" und "ach, die Kinder von heute, aus denen wird nix"-Falle zu tappen. Denn das sind Stereotypen, die nur Druck aufbauen, einem oft verklärten Ideal nachzueifern, die aber nicht gemeinsam mit den Heranwachsenden von heute konstruktiv für die (12/8)
Zukunft planen.
Nach der Krise gilt es, all das nicht zu vergessen.
Jetzt gilt es, zu unterstützen, zu helfen und die Leistungen von jetzt anzuerkennen - ohne den Blick nur auf den Abstand zu einem Ideal der Wirtschaft oder der Generation davor zu fokussieren.
Und ja, dazu (13/8)
gehört auch in den kommenden Jahren etwas Flexibilität und Verständnis, wenn eine Schülergeneration zwar technisch brilliant und medienkompetent ist, aber ab und zu nochmal ein bisschen Hilfe mit dem Dreisatz oder Kommasetzung braucht! (14/8)

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10 Feb
Exponentielles Wachstum kann wirklich doof sein (Und wer immer noch nicht kapiert hat, dass wir bei z.B. Corona von Abschnitten näherungsweisen exponentiellen Wachstums reden, darf gerne weg bleiben...):
Bei positivem exponentiellen Wachstum haben wir da ja schon (1/8)
viel drüber geredet, aber zur Wiederholung hier nochmal kurz eine beispielhafte Kurve. Man sieht schön, dass die erst eher harmlos aussieht, es dann aber bei gleich bleibender Wachstumsrate irgendwann so schnell nach oben geht, dass die Zeit zwischen "Ups" und (2/8) Image
"Katastrophe" sehr kurz wird. Das its das allseits bekannte Problem bei R>1.
Bei R<1 bekommen wir eine Kurve mit negativem exponentiellen Wachstum und auch die hat ihre Tücken:
Denn erstmal sieht da alles prima aus und die Zahlen nehmen richtig schön schnell ab. Aber dann (3/8) Image
Read 8 tweets
3 Feb
Okay, soll ich nochmal für alle erklären, warum wir in Mikrobiologie, Epidemiologie etc. von "#exponentiell|em Wachstum" reden?
Stefan, hörst Du zu? Prima, ich versuch, es einfach zu halten, okay?
Gut, also, nehmen wir mal an, wir haben ein Geschehen in der Natur, das wir (1/20)
gerne mathematisch beschreiben möchten. Grundsätzlich gibt es dann mehrere Möglichkeiten:
a) Das vielleicht simpelste, ist dass wir an die Messwerte eine Kurve anlegen und die soweit modifizieren, dass sie möglichst gut passt. Genau, Stefan, da könnten wir zum Beispiel die (2/20)
Gompertz-Funktion verwenden. Wir können dann die Parameter so anpassen, dass die Kurve möglichst gut passt (z.B. Methode der kleinsten Quadrate) und fertig. Damit wir das machen können, müssen wir halt von vornherein annehmen, dass unser Geschehen dem Modell entspricht, das(3/20)
Read 21 tweets
16 Jan
* Januar: Armin Laschet gewinnt gegen Friedrich Merz die Wahl des CDU-Vorsitzenden
* Februar: Armin Laschet hält eine unsägliche Büttenrede, die aber keinen Skandal auslöst, weil Karneval nur virtuell stattfindet und er bei Zoom den Ton aushatte und so drollig aussah
* März: Die bisher unbekannte Regionalpolitikerin Friederike März gründet, unterstützt durch milliardenschwere Spenden, die Arbeitgruppe "Förderung besserverdienender Frauen in der CDU" und macht sich vehement für die Doppelspitze stark
* April: Ein vorsorglich schon mal als Aprilscherz gerechtfertigter Redebeitrag Alexander Gaulands, dass Angela Merkel sich zur Diktatorin auf Lebenszeit ausrufen lassen möchte, wird zum ersten mehrheitsfähigen AfD-Vorschlag
Read 11 tweets
13 Jan
Es war einmal ein junger, gutaussehnder Virologe. Er war ein Fachmann für ein fieses Virus, das das Immunsystem befällt und über Geschlechtsverkehr und Austausch von Blut übertragen wurde. (1/10)
Er wusste, wie dieses Virus Zellen befällt und dass dieses Virus sich besonders stark in bestimmten Risikogruppen ausbreitet, die man aber auch gezielt schützen konnte. (2/10)
Er wusste auch, dass eine Epedemie dieses Virus schnell verlaufen, mit entsprechenden Massnahmen aber auch gebremst werden konnte, so dass keine neuen Wellen auftreten würden, denn seine Verbreitung war kaum von Umweltbedingungen abhängig. (3/10)
Read 10 tweets
10 Jan
Wir haben jetzt über eine halbe Million Impfungen in Deutschland und über 23 Millionen weltweit.
Wirklich große Probleme? Fehlanzeige!
Aber was ist mit den paar Berichten, die derzeit durch die (digitalen) Medien geistern? Ein kurzer Blick... (1/n)
zeit.de/wissen/gesundh…
Zur Erinnerung, darüber wie ich vermute, dass der Impffortschritt läuft, hatte ich ja schon einmal geschrieben und tatsächlich sind da ein paar Ideen schon drin, die ich jetzt nochmal aufgreifen und ein bisschen erläutern möchte. (2/n)
publikum.net/was-mit-der-im…
Fangen wir mal mit dem einfachsten an: Warum gibt es inzwischen einige Fälle von Menschen, die nach der Impfung an Corona erkrankt sind? Kann man vielleicht sogar duerch die Impfung Corona bekommen?
Einfache Antwort: Definitiv nein, denn in den mRNA-Vakzinen ist gar kein (3/n)
Read 25 tweets
8 Jan
Nicht alles, was die Nazis gemacht haben, war schlecht.
Und bevor Ihr mir jetzt entfolgt, lest bitte etwas weiter. Ich möchte nämlich mal über die Idee der "Volksgesundheit" reden und warum sie trotz einzelner positive Punkte noch heute so gefährlich ist. (1/n)
Schauen wir zuerst einmal auf ein paar Punkte aus der Gesundheitspolitik des dritten Reiches, dann finden wir da tatsächlich ein paar Dinge, die erstaunlich modern und positiv erscheinen.
Da wäre zum Beispiel der Arbeitsschutz, wo 1936 die Staublunge als Berufskrankheit (2/n)
bei Bergarbeitern anerkannt wurde (commons.wikimedia.org/wiki/File:Deut…) und in den Folgejahren zum Beispiel der umgang mit verschiedenen Chemikalien für Jugendliche verboten.
Da ist einiges an Gesundheitsvorsorge, gerade in der Krebsprävention - bekannt bis heute die Kampagnen (3/n)
Read 27 tweets

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