Der Staat steckt in einer Krise. Glaubwürdigkeit und Vertrauen schmelzen dahin. Unsere Demokratie ist repräsentativ, und als solche hat sie eine Output-Legitimation. Abgewählt werden die, bei denen der Output nicht mehr stimmt.
Normalerweise besteht politische Kommunikation sehr viel aus Output-Interpretation, und je komplexer eine Gesellschaft ist, desto mehr Wahrheiten können gleichzeitig richtig sein. Die Metamoderne.
Unsere Politiker sind alle in einer Welt groß geworden, wo das noch nicht so galt. Überall hatten Schwellenhüter den Zugang zu Information bewacht. Es gab den Mainstream, und wenn etwas laut war, war es vermutlich auch Teil davon. Mal war das gut, mal schlecht.
Heute ist es manchmal auch gut oder schlecht. Schlecht ist, das jede noch so abstruse Wahrheit so laut sein kann wie früher der Mainstream. Gut ist, das diejenigen, die wollen, immer den wahren Zustand einer Sache erfahren können.
Jetzt sind die Politiker verwirrt: Sie hören Dinge, die sie glauben, obwohl sie nicht wahr sind. Und sie können die Realität immer schwerer schönreden. Und dann kam auch noch Corona: Unerbittlich treten die Konsequenzen jeder Entscheidung ans Tageslicht.
Die armen Politiker der Pandemischen Metamoderne:
- Der Sinn für die Gesellschaft ist getrübt
- die Fähigkeit, sie zu formen ist dahin
- und wer sich täuscht, muss leiden
Also fallen sie auf ihren Notbetrieb zurück: den Kompromiss.
Klare Entscheidungen sind riskant, und bei einem Kompromiss kann sich danach wenigstens keiner beschweren. Wer sich zu einem harten Lockdown durchringt, müsste sich sicher sein. Aber sicher waren sich die Landesfürsten wohl schon länger nicht mehr.
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Wiesbaden, Anfang März, sollen "statt ursprünglich 5 nun bis zu 10 Kontaktnachverfolger pro 20 000" zur Verfügung stehen. Was ist die Realität? Weiß dass jemand, liebe #Hessen?
1/16 Was auch immer die MPK beschließt - der Weg in die Normalität ist beschwerlich:
• Der Weg zu Öffnungen ist lang
• Die Corona-Infektionen sind viele
• Die Opfer, die wir bringen sind groß
• Die Rettung durch Impfstoffe ist wahrscheinlich, aber spät.
2/16 Was auch immer die MPK beschließt:
• Das Vertrauen in die Entscheider ist beschädigt
• Die Fähigkeit, Krisen zu lösen ist dahin
• Die Hoffnung auf Lösungen aus eigener Kraft schwindet
• Die nationale Kraftanstrengung wirkt ziellos
3/16 Was auch immer die MPK beschließt:
• Wir zahlen einen hohen Preis und haben immer noch keine Sicherheit.
• Mutationen könnten schlimmer werden
• Übertragung durch Ratten ist möglich
• Wir stehen dieser Welle und allen kommenden immer noch hilflos gegenüber
Wir könnten dann jammernd und in Empörung darüber vergehen. Könnten.
Oder - wir machen etwas sehr, sehr Deutsches. Wir engagieren uns im Ehrenamt. In jeder Kommune genügend für 3-fach-tracing.
Eine Freiwillige Covidwehr.
2/8 Freiwillige Covidwehr - oder der Deutschen Covid-Tracing-Gesellschaft. Oder Tracking for Future. Oder in der COVIDA. Dem Landestracebund. Im hippen #tracetothetop. Zivildienst? Coviddienst. Kehrwoche? Tracewoche.
3/8 Entscheidend ist:
Wir müssen *absolut* sicher sein, dass wir von jeder Infektion alle Kontakte finden und jeden Tag testen. Bei jedem Fall muss das die Mission der Freunde, Familie, Kollegen sein.
1/33 Bei den R-Werten der Landkreise erkennt man sofort das Wesentliche:
Man erkennt nichts.
Das bedeutet etwas. Thread über Tracing, Testen und Tanten.
2/33 Das liegt daran, dass selbst die Landkreise, die Quarantäne professionell erheben vollkommen unterschiedliche aufgestellt sind - und sich fast alle mehr oder weniger gleich entwickeln.
3/33 Wenn sich morgen 500 Erlanger zusammen täten und ein paar Grundsätze befolgen, könnte Erlangen vermutlich als erstes die #Notbremse lockern.
Sie dürfen nur nicht versuchen, etwas schlaues zu machen.