Nach dem Rücktritt von Nobert #Hofer ist nun ein erbitterter Machtkampf zwischen zwei Flügel in der FPÖ zu erwarten, so die ersten Zeitungskommentare. Soweit so richtig. Falsch ist nur die Einschätzung in welcher Frage sich #Kickl und #Haimbuchner unterscheiden (Thread)
Kickl so die herrschende Meinung stünde für eine rechtsextremere Linie, während Hofer/Haimbuchner moderater einzuschätzen wären. Das ist grundfalsch:
Haimbuchner ist Mitglied der schlagenden deutschnationalen Burschenschaft "Corps Alemannia Wien zu Linz", deren Mitglied auch der SA-Sturmführer Horst Wessel war.
2016 nahm er bei einer FPÖ-Jubiläumsfeier teil, bei welcher dem NS-Politiker Anton Reinthaller gedacht wurde. Haimbuchner hat sich immer wieder völkisch-rassistisch zur Wort gemeldet.
Die Bruchlinie zwischen Kickl und Haimbuchner verläuft daher sicher nicht entlang der Frage, ob der eine oder der andere weiter rechts steht. Vielmehr ist der Konflikt, wie man dem völkischen Rassismus, den beide vertreten, zum Durchbruch verhelfen kann.
Kickl verfolgt stärker eine kleinbürgerliche Linie, die einer national-sozialen Rhetorik anhängt (auch wenn dann in letzter Instanz Politik gegen die breite Masse gemacht wird). Er setzt, wie in den Corona-Demos gezeigt hat, stärker auf die Straße.
Während Haimbuchner will (wie Hofer bisher) durch eine Regierungsbeteiligung eine Normalisierung rechtsextremer Inhalte ermöglichen.
Ausdruck dieser Linie ist auch der Atterseekreis, in dem Haimbuchner aktiv ist, und über den FPÖ-Politiker die Nähe von Unternehmen suchen, um gemeinsam neoliberale Politik zu voranzubringen.
Kurz: Beide Lager, die nun aufeinandertreffen, sind anti-demokratisch und brandgefährlich. Sie unterscheiden sich nicht in ihrer Gesinnung, sondern in ihrer Strategie zur Machtübernahme.
Herbert Kickl wird nun versuchen „die Basis“ der FPÖ für sich zu mobilisieren und hat dazu in den sozialen Medien und mit seinen Corona-Leugner-Mobilisierungen vorgebaut.
Haimbuchner wir eher auf das Partei-Establishment setzen und die stille Hoffnung von Sebastian Kurz sein, da mit ihm erneut die Option einer Regierung mit der FPÖ in seine Hand kommen würde.
Aus linker Perspektive wird es darauf aufkommen, beide mögliche Optionen (Kickl und Haimbuchner) in der sozialen Frage zu stellen und zu zeigen, wie beide auf Rassismus setzen, um die Menschen zu spalten, zu führen und zu regieren.

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4 May
Die Ereignisse überschlagen sich in #Kolumbien. In der Nacht auf heute musste der Finanzminister nach massiven andauernden Protesten zurücktreten. Der nächste Erfolg der Bewegung, die am Tag zuvor schon die neoliberale Steuerreform zu Fall gebracht hatte. (Thread)
Kolumbien ist dabei ein möglicher Blick in die Zukunft anderer Länder: Denn das Land kann sich im Gegensatz zu Ländern im Zentrum weniger leicht bzw. günstig verschulden. Die Kosten der Pandemie und der mit ihr verbundenen Wirtschaftskrise schlugen daher unmittelbarer durch.
Die Antwort der Regierung: Eine Steuerreform, welche die Krisenlasten vor allem der breiten Masse in Form einer erhöhten Mehrwertsteuer aufgebürdet hätte, während große Vermögen und Unternehmen ungeschoren davon gekommen wären.
Read 18 tweets
1 May
Im Mai 1892 setzt sich Rosa Luxemburg, gerade mal 21 Jahre alt, an ihren Schreibtisch und verfasst einen Text über den 1. Mai 1892 und den daran anschließenden Streik der Arbeiter_innen in Łódź. Dieser sei im Thread in Auszügen wiedergegeben.
Der Text ist berührend und kämpferisch. Er schildert, wie Rassismus und Antisemitismus als Herrschaftsstrategie eingesetzt werden und wie dem die Einigkeit der Arbeiter_innenklasse entgegenwirkt.
Er beschreibt staatliche Herrschaft im Spannungsfeld von Konsens und Zwang und zeigt, wie der Kampf um demokratische und soziale Reformen mit dem Horizont einer befreiten Gesellschaft zu verbinden ist.
Read 45 tweets
10 Apr
In welchem Verhältnis stehen eigentlich Sebastian Kurz und Siegfried Wolf - also jener Manager, Millionär und Schlossbesitzer dessen mit Lohnkürzung und Kündigungen durchzogenes Übernahmeangebot die Arbeiter_innen bei #MAN #Steyr vorgestern mutig abgelehnt haben? (Thread)
Wolf war einer jener Industriellen, die Kurz 2017 den Weg zur Kanzlerschaft ebneten. Bei den Millstätter-Gesprächen, einer Netzwerktagung zwischen ÖVP und Unternehmen, war er einer der ersten, die sich offen für Neuwahlen aussprachen (kleinezeitung.at/wirtschaft/521…).
Reinhold Mitterlehner hätte als Wirtschaftsminister keine Kompetenz, meinte Wolf dort. Jetzt müssen Jüngere ran, die wie Sebastian Kurz klug die Themen "Wirtschaft und Sicherheit" miteinander verbinden. Dass Kurz dies könne, hätte der (damalige) Außenminister bewiesen.
Read 17 tweets
9 Apr
Freu mich sehr, dass mein Kommentar zur Entscheidung bei #MAN Widerhall gefunden hat und auch von Arbeiter_innen des Werkes geteilt/kommentiert wurde (bit.ly/39X5uXc). Hier ein Thread mit Beiträgen für den Kampf um einen sozial-ökologischen Leitbetrieb in Steyr:
1) Der Wissenschafter und @Arbeiterkammer-Referent Heinz Högelsberger hat sich mit der Geschichte des Werkes beschäftigt und zeigt damit auch Zukunftschancen auf:
Gemeinsam mit Puch stellte man in den 70ziger Jahren ein Elektromoped und für die Stadt Wien einen erdgasbetriebener Stadtbus her. Und auch jetzt produziert MAN (in Kleinserie) einen elektrisch betriebenen Lkw. Darauf ließe sich aufbauen. wienerzeitung.at/meinung/gastko…
Read 12 tweets
8 Apr
Die Arbeiter_innen bei #mansteyr haben sich nicht erpressen lassen. Ihre Enscheidung ist nicht nur mutig und kämpferisch, sondern könnte auch zu einem Wendepunkt hin zu einer sozial-ökologischen Industriepolitik werden. Ein Thread was es jetzt dazu braucht
Um was ging es? Im letzten Jahr hatte MAN, eine Tochter des VW-Konzerns, die Schließung des Werkes in Steyr mit rund 2000 Beschäftigen und einer Wertschöpfung von rund einer 1 Mrd Euro in der Region trotz einer Beschäftigungsgarantie bis 2030 bekanntgegeben.
Daraufhin wurden ein Deal mit dem Ex-Magna-Manager Wolf verhandelt. Sein "großzügiges" Angebot: Kündigung von rund 800 Kolleg_innen und ein Gehaltsverzicht von 15%. Dann Weiterführung des Werkes durch Wolf - selbstverständlich ohne Beschäftigungsgarantie für die Verbleibenden.
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26 Mar
Das Spiel mit Schuldzuweisungen von Sebastian Kurz rund um die Impfstoffbeschaffung ist gestern Nacht beim EU-Gipfel (#EUCO) hart auf Eis gelaufen. Auch nach bürgerlichen Kriterien hat Kurz völlig versagt (Thread).
Am greifbarsten wird das, wenn man dem bürgerlichen Premierminister Rutte hört, den Kurz oft als seine Verbündeten ausgibt: Ö sei in der Ausrollung der Impfungen "nicht schlecht unterwegs", so Rutte gestern, daher müsse es Priorität für Bulgarien, Kroatien und Lettland geben.
Denn während Kurz sich noch vor wenigen Tagen als Schutzherr dieser Länder aufgespielt hat, will er ihnen nun einen Teil der zusätzlichen 10 Millionen Dosen von Biontech abzwacken. Denn der Vorschlag der andern EUCO-Mitglieder war, die nachhinkenden Länder zu bevorzugen.
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