Das heutige Tagesthema unsere Initiative ist, wie die EU-Politik für Agrarkonzerne & neoliberale Handelspolitik die Lebensgrundlagen im globalen Süden zerstören & zur Flucht zwingen. Dazu ein #Servicetweet mit den Kernaussagen der Studie #Fluchtursachen (Thread). Image
Die Handelspolitik zwischen Europa und insbesondere dem afrikanischen Kontinent ist weiterhin von der kolonialen Vergangenheit geprägt. Darin gleichen sich die bisherigen Abkommen: Lomé, Cotonou bzw Economic Partnership Agreements (EPAs) und das WTO-Abkommen:
Die afrikanischen Länder werden auf den Export von Rohstoffen festgelegt und gleichzeitig gezwungen ihre Märkte für Industrieprodukte und EU-Agrarkonzerne zu öffnen.
Hören wir dazu den nigerianischen Landwirtschaftsminister Adesina (2013): „In den 1960er Jahren konnte Nigeria die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln sicherstellen und war bekannt für seine globale Stellung was landwirtschaftliche Güter anging.
Wir fanden Öl und wurden abhängig davon. [Heute ist] Nigeria ein Importeur von Nahrungmitteln, der durchschnittlich 11 Millarden allein für den Import von [Nahrungsmitteln] ausgibt.“
Francisco Mari (Brot für die Welt) ergänzt dazu: „Europäische Molkereien kaufen kleine Molkereien in Nigeria auf und rüsten sie nach hochmodernen Standards um. [Dann] verarbeiten sie zu 90% importiertes billiges Milchpulver aus der EU.“ So werden Lebensgrundlagen zerstört.
Profiteure und Unterstützer dieser Politik sind nicht zuletzt EU-Agrarkonzerne. Zwar kam es aufgrund der Kritik & den Kämpfen von afrikanischen Kleinbäuer*innen & NGOs zur Abschaffung von Exportsubventionen, die Flächensubventionen bestehen aber fort. Das ermöglicht Dumping.
Besonders haarsträubend ist, dass der globalen Süden Großteils seinen eigenen Reichtum durch den globalen Norden weiterverarbeitet erneut importieren muss, wie das etwa bei Schokolode und geröstetem Kaffee der Fall ist.
Daher erhebt die Studie in diesem Feld zwei zentrale Forderungen:
➡️Gerechte Handelspolitik: sollte nicht auf mehr globalen Handel ausgerichtet sein, sondern den Ländern des globalen Südens ermöglichen eigene Entwicklungswege zu bestreiten.
Und durch Zölle ihre Industrien zu entwickeln und lokale bäuerliche Landwirtschaften zu stärken, um Ernährungssouveränität zu verwirklichen
➡️Ernährungssouveränität: Das bedeutet ökologische und demokratische Produktion von guten Lebensmittel für alle, dort wo sie leben. Es ist die Alternative zum Agrobusiness. UN-Expert*innen schätzen, dass es auf dieser Basis genügend Nahrung für 10-12 Mrd Menschen gibt.
Zu all diesen Fragen gibt es heute im Rahmen unserer Initiativenwoche eine spannende Veranstaltung:
Es sprechen: @MartinaSchnell1 (PRO-GE), Francisco Mari (Brot für die Welt), Maria Burgstaller (AK Wien), Cordula Fötsch (Sezionieri) und Julia Fehlinger (Via Campesina). Image
Lasst uns die Debatte über Flucht vom Kopf auf die Füße stellen und das #DasRechtNichtGehenZuMuessen durchsetzen!

• • •

Missing some Tweet in this thread? You can try to force a refresh
 

Keep Current with Lukas Oberndorfer

Lukas Oberndorfer Profile picture

Stay in touch and get notified when new unrolls are available from this author!

Read all threads

This Thread may be Removed Anytime!

PDF

Twitter may remove this content at anytime! Save it as PDF for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video
  1. Follow @ThreadReaderApp to mention us!

  2. From a Twitter thread mention us with a keyword "unroll"
@threadreaderapp unroll

Practice here first or read more on our help page!

More from @L_Oberndorfer

10 Jun
Wow! Mehrere Wissenschafter*innen (Ruth Wodak, Manfred Nowak, Judith Kohlenberger und Manfred Nowak) haben heute auf die Initiative #DasRechtNichtGehenZuMuessen Bezug genommen & zentrale Aussagen mit ihrer eigenen Arbeit untermauert. (Thread).
Fluchtursachen seien in den globalen Ungleichheitsverhältnissen zu verorten, betonte der Menschenrechtsexperte Manfred Nowak unter Verweis auf die Studie der AK Wien. Kinderrechte seien einzuhalten & Minderjährige nicht in Schub- oder Migrationshaft zu nehmen.
Anstatt Menschenrechte zu wahren und Fluchtursachen zu bekämpfen, würden Schutzsuchende in Europa von der Politik jedoch "instrumentalisiert", so die Migrations- und Fluchtforscherin Judith Kohlenberger.
Read 7 tweets
9 Jun
Beim heutigen Tagesthema unserer Initiative #DasRechtNichtGehenZuMüssen geht es darum, wie wir die Debatte drehen können, so dass die wirklichen #Fluchtursachen (die globale soziale + ökologische Frage) in den Mittelpunkt rücken. Dazu ein #Servicetweet (Thread). Image
Wenn wir die Debatte über Flucht vom Kopf auf die Füße stellen wollen, geht es nicht zuletzt um eine kollektive Bildungsarbeit, die es den Regierten ermöglicht, sich von den Regierenden intellektuell unabhängig zu machen.
Denn wie derzeit über Flucht gesprochen wird, nützt jenen, die mit den wirklichen Fluchtursachen Profite & Politik machen. Ihr Interesse ist, dass die Debatte bleibt, wie sie ist. Und nicht die globale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung rückt.
Read 15 tweets
8 Jun
Gleich geht es mit unserer heutigen Veranstaltung zu #DasRechtNichtGehenZuMuessen los, die ihr ganz gemütlich hier im Livestream mitverfolgen könnt: Im Thread stelle ich euch die klugen & engagierten Menschen vor, die heute auf der Veranstaltung sprechen. Image
Da wäre mal die Julianna Fehlinger von @ObvVia. "Ernährungssouveränität bedeutet demokratische Mitbestimmung am Nahrungsmittelsystem und das „Recht […] auf gesunde Nahrung, nachhaltig und unter Achtung der Umwelt hergestellt“ schreibt sie hier: mosaik-blog.at/zurueck-zum-ur…
Ebenso spricht heute Maria Burgstaller von der @Arbeiterkammer, die sich u.a. dafür einsetzt, dass nicht auf dem Rücken von Mensch und Natur Agrarpolitik gemacht wird: ots.at/presseaussendu…
Read 6 tweets
7 Jun
Wir sind überwältig von der Unterstützung und dem Widerhall für "Das Recht, nicht gehen zu müssen - Europäische Politik und #Fluchtursachen." Ein Thread zum ersten Tag unserer Initiative.
"Bitte wie?" War die Reaktion auf den Anruf, dass #Fluchtursachen gerade trended. Image
Hunderte Meinungen, Erfahrungen, Positionen, Brücken zur eigenen Arbeit, usw. Aber ein gemeinsamer Nenner: Die sozial-ökologische Frage muss in den Fokus, wenn wir das #RechtNichtGehenZuMüssen durchsetzen wollen.
Read 10 tweets
7 Jun
Was sind eigentlich die zentralen Ergebnisse der Studie "Das Recht, nicht gehen zu müssen - Europäische Politik und #Fluchtursachen", die heute der Öffentlichkeit präsentiert wird? Hier ein #Servicetweet mit Kernaussagen (Thread):
In einem ersten Schritt haben sich die Autorinnen der Studie den herrschenden Diskurs angesehen. Dieser besteht im Kern aus zwei Strängen: 1) Ursachen für Flucht werden allein in den Herkunftsländern verortet
2) Wird ein Bild suggeriert, das Grenzen durch Aufrüstung einfach zugedreht werden könnten. Doch beide Argumente sind, wie die Studie zeigt, empirisch nicht haltbar:
Read 14 tweets
5 Jun
Bei der gestrigen Polizei-Aktion am #Karlsplatz geht es vor allem darum, die Menschen nach den Lockdowns zurück in den warenförmigen Konsum zu zwingen. (Thread)
Das Steuern über Verwaltungsstrafen für Menschen, die durch den Verkauf von Bier ihren Kopf über Wasser halten wollen und die nicht Zuverfügungstellung von öffentlichen Toiletten (u.a.) hat nach den Lockdowns nicht mehr ausgereicht.
Zu massenhaft hat sich eine neue Kultur entwickelt, in der Menschen treffen, Plaudern & Feiern sich jenen Orten entzieht, in denen damit Profite für Unternehmen & Massensteuern für die Staatskasse gemacht werden können. Alles spricht dafür, dass gestern eine gezielte Aktion war:
Read 8 tweets

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just two indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3/month or $30/year) and get exclusive features!

Become Premium

Too expensive? Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal Become our Patreon

Thank you for your support!

Follow Us on Twitter!

:(