Als wir vom Westerwald mit der Feuerwehr dort runter fuhren, hatten wir schon einiges in der Besprechung gehört.
Erzählungen, bei denen sich die Nackenhaare aufstellten.
Auch die Bilder und Videos Taten ihr übriges.
Dementsprechend macht man sich so seine Vorstellungen.
Der Bereitstellungsraum war bei der Firma Haribo in Grafschaft.
Die Einsatzkräfte mussten koordiniert ins Einsatzgebiet, alles andere wäre nicht zu verantworteten gewesen.
Als wir in die Nähe kamen, dachte man sich schon "wie wird es hier wohl aussehen".
Es war bei der Ankunft noch Dunkel und von "Katastrophengebiet" nicht viel zu sehen, außer der kurze Blicke von der A61 Ahrtalbrücke.
Ankunft Grafschaft.
Nichts deutete so richtig auf das gemeldete Szenario hin.
Außer die Unmengen an Einsatzkräften.
Als es heller wurde, erkannte man ein wenig von der Umgebung.
Das Haribo Werk ist recht hoch gelegen, weshalb man einen guten Rundumblick hatte.
"Hübsch hier", dachte ich.
Es kam einem gar nicht so vor, als hätte sich in der Nacht eine Hochwasserkatastrophe abgespielt.
Wir wurden von Grafschaft zum Feuerwehrhaus Bad Neuenahr verlegt.
Von dort sollten wir die örtlichen Einsätze abarbeiten.
Auf dem Weg dorthin, immerhin 7 Kilometer, guckten wir uns natürlich um.
Aber von einer Hochwasserkatastrophe keine Spur.
Ankunft Feuerwehr Bad Neuenahr.
Von Katastrophengebiet keine Spur.
Normaler Verkehr auf der Straße, Menschen gingen scheinbar entspannt umher, die Sonne schien.
Einzig die lange Fahrzeugreihe von Feuerwehr, DRK und THW wies darauf hin, dass hier was anders war.
Wir bekamen unseren ersten Auftrag.
"Eingeschlossene Person in Wohnung".
Der Ort war uns völlig fremd.
Ich hatte zum Glück eine Offlinekarte auf dem Handy und konnte uns da hin navigieren.
Wir fuhren in das Zentrum von Bad Neuenahr.
Immer noch keine Anzeichen einer Katastrophe.
Auf dem Weg bogen wir von der Hauptstraße in die gemeldete Straße ein.
Als wären wir durch ein Tor in ein Paralleluniversum.
Schlagartig, von jetzt auf gleich, standen wir im Katastrophengebiet.
Eben noch Idylle, jetzt das.
Es war schwer, diesen harten Umschwung einzuordnen.
Überall Trümmer und Schlamm.
Wir mussten zu Fuß weiter, weil Fahrzeuge Kreuz und quer auf der Straße standen.
Wir schimpften noch, wie man so dämlich parken konnte.
Bis uns auffiel, dass die hier niemand geparkt hatte.
Wir konnten unserem Einsatzort nicht erreichen.
Aus einer Straße die wir hätten überqueren müssen war ein reißender Fluss geworden.
Unmöglich für uns, diesen zu überqueren.
Eine Einheit von Strömungsrettern der DLRG, welche auf der anderem Seite standen, übernahmen per Zuruf unseren Auftrag.
Wir gingen wieder zurück zum Fahrzeug und fuhren zurück zum Feuerwehrhaus.
Aus dem Katastrophengebiet in die scheinbare Idylle.
Noch bevor wir ankamen sollten wir nach Ahrweiler fahren.
"Vermisste Person in Wohnung".
Die Anfahrt war was länger und durch den vielen Verkehr nicht einfach.
Wieder kein Anzeichen einer Hochwasserkatastrophe.
Bis wir in die Nähe des Ziels kamen.
Wir bogen in der Nähe des Bahnhof Ahrweiler in genannte Straße ein.
Und wieder fuhren wir in eine völlig andere Welt.
Wieder kamen wir nicht durch.
Wieder mussten wir zu Fuß weiter.
Nicht so einfach, denn überall lagen Trümmer, Schlamm, das Wasser stand teilweise noch hoch.
Wir mussten zu Fuß einige Umwege nehmen, weil der direkte Weg nicht passierbar war. Anwohner, die vor den Trümmern ihrer Existenz standen, halfen uns den Weg zu finden.
Angekommen, bahnten wir uns einen Weg in die Wohnung.
Also in die Reste davon.
Es war, vermute ich, eine Wohnung mit 3 Zimmern, Bad und einer Küche.
Das Wasser hatte hier bis unter die Decke gestanden.
Die Wassermassen haben das gesamte Mobiliar aufgetürmt.
Wir stiegen vorsichtig drüber hinweg, damit wir auf niemanden drauf traten.
Maximale Anspannung.
Und plötzlich kam der vermisste zum Vorschein.
Wohlbehalten!
Er hatte im letzten Moment aus seiner Wohnung schwimmen können, das Wasser fast bis an der Decke, um sich auf dem Dachboden zu retten.
Es war ein großer Stein, der uns vom Herzen fiel.
Auf dem Weg zurück suchten wir weiter nach vermissten oder Hilfsbedürftigen.
Einer Familie halfen wir aus ihrem Haus hinaus, indem wir die Trümmer im Eingang beseitigten.
Eine alte Dame, fast blind, trugen wir aus ihrer Wohnung und mehrere Straßen zum Auto ihres Sohnes.
Leider konnten wir nicht allen helfen, was uns mehr als Leid tat und auch innerlich zerriss.
Wir erinnern uns an den Unfall in Niederlahnstein?
Dem verantwortlichen Lokführer wurde durch das Eisenbahnbundesamt der Führerschein entzogen.
Dieser hat dagegen geklagt, verloren, ist vor das OVG gezogen und hat wieder verloren.
Die Begründung durch das EBA:
"Die erforderliche Zuverlässigkeit ist gemäß § 5 Abs. 1 Satz 5 TfV insbesondere dann nicht gegeben, wenn der Bewerber [...] erheblich oder wiederholt gegen verkehrsrechtliche Vorschriften verstoßen hat"
Das ist natürlich nicht ohne.
Interessant: Im Beschluss des Oberverwaltungsgerichts werden auch einige Details zum Fahrtverlauf des Unglückszuges dargelegt und auf das Handeln des Lokführers eingegangen.
Ein "Aktionskreis" für die Händler einer kleinen Stadt hier im Umkreis "begrüßt die Idee der #Paketsteuer, um den Einzelhandel in den Städten wieder zu stärken"
Wenn das deren einzige Hoffnung ist, dann gute Nacht...
1/*
Grundsätzlich ist die Idee des Einzelhandels vor Ort ja schön.
Allerdings hinkt eben dieser oft 20 und mehr Jahre hinter der Zeit zurück.
Vor allem hier auf dem Land.
Ich erkenne HIER auch nicht den Willen, aus den alten Strukturen raus kommen zu wollen:
2/*
Es fängt an mit den Öffnungszeiten:
Um 18 Uhr machen alle Läden zu.
Und das ist auch die Uhrzeit, in der die (neue und wirklich schön gestaltete) Fußgängerzone in der Stadt so gut wie Menschenleer ist.
Es ist natürlich immer tragisch, wenn bei einem Verkehrsunfall ein Mensch verstirbt. Besonders auf diese Art und Weise.
Laut Feuerwehr konnte bei eintreffen die Frau nicht mehr aus ihrem brennenden Pkw befreit werden.
2/*
Solche Situationen gibt es leider immer wieder.
Durch den Aufprall gerät das Auto im Bereich der Frontpartie in Brand, durch die verformte Karosserie lassen sich Türen nicht mehr ohne hydraulisches Rettungsgerät öffnen.
Gestern vor fünf Jahren habe ich von hier, natürlich unbeabsichtigt, den Bahndamm bis Baal-Hückelhoven in Brand gesteckt. 🔥
(Thread)
Schuld war eine feste Bremse am vorletzten Wagen, ein sog. Shimmns Wagen zum Transport von Coils (gewickelter Flachstahl).
Der Zug bestand aus 22 dieser Wagen, 1.980 Tonnen Gesamtgewicht.
Ich sollte ihn von Aachen nach Köln bringen.
Zwei Besonderheiten gab es an diesem Tag.
1.: Es wurde an diesem Tag ein neuer Hitzerekord aufgestellt, in Aachen waren es an die 38°C, soweit ich mich erinnere.
Die Wochen zuvor war es kaum besser und es hatte nicht geregnet, was eine staubtrockene Vegetation zufolge hatte.
"Absurde Lokführervorschrift kostet die Bahn Millionen"
Absurd ist hier allerdings die offensichtlich mangelnde Recherche, welche in eine Vielzahl von Fehlinterpretationen mündet und einen falschen Eindruck hinterlässt.
Leider liegt dieser Artikel hinter einer Paywall, welche man nur mit dem Abschluss eines Monatsabos umgehen kann. @Pohli3012 war so nett, mir den Artikel zukommen zu lassen 👍
Im Laufe des Threads werde ich also mehrmals aus diesem Artikel zitieren müssen.
Zunächst einmal finde ich es dreist, Regelungen aus dem Tarifvertrag für einen Millionenverlust verantwortlich zu machen.
Es ist schon ein Schlag ins Gesicht für einen Großteil der Kollegen, die tagtäglich Überstunden hinnehmen, um einen Zug doch noch ans Ziel zu bringen.