Habe diesen Tweet mit dem Artikel heute zum Anlass genommen, wenigstens den Artikel zu übersetzen. Die wichtigesten Erkenntnisse des Berichts des Kinderombudsmannes habe ich schon einmal zusammengefasst (Link im letzten Tweet). Ich habe den ganzen Artikel übersetzt und
"Die unbequemen Opfer der Pandemie
Kinder als Opfer passen nicht ins Bild der schwedischen Pandemie. Die Strategie war, dass es Lockdown-Länder gibt, wo auch jüngere Kinder von der Schule ferngehalten wurden, welche nun 2/n
einen hohen Preis in Form ihrer psychischen Gesundheit bezahlen. Aber die schwedischen Kinder, welche von #LongCovid betroffen sind, erzählen eine andere Geschichte, wie Lisa Bjurwald berichtet.
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Der Kinderombudsmann veröffentlichte jüngst (30.6.) einen Bericht über die Folgen der Corona-Pandemie für Kinder. Der Bericht, ein Schlussbericht aus einem Regierungsauftrag, scheint an den schwedischen Medien vorbeigegangen zu sein, obwohl er ziemlich sensationelle
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Informationen enthält. In der Zusammenfassung (und Vorurteile über den eigenen Berufsstand sagen mir, dass gestresste Redaktionen selten über diese hinausschauen) erwähnt nichts Unerwartetes. Aber auf Seite 13 kann man lesen: „Als (der Kinderombudsmann) Kinder mit #LongCovid
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für Interviews suchte, war die Antwort viel stärker als wir erwartet hatten. Zusammengenommen haben die Kinder uns ein starkes und vielfältiges Bild ihrer Erfahrungen mit der Krankheit und wie diese ihr Leben und ihre Rechte beeinflusst hat, gegeben.“
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Den Kindern, welche interviewt wurden, geht es allen auf unterschiedliche Weise schlecht, aber viele haben ähnliche Symptome wie abnormale Müdigkeit, Atemnot, behindernder Geruchs- und Geschmacksverlust - permanent oder vorübergehend, das weiss keiner.
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Schrecklich genug wurden einige der Kinder auch von kognitiven Beschwerden, wie Probleme mit dem Gedächtnis oder Gehirnmüdigkeit getroffen. Und es wird noch ernster:
„Viele der Kinder haben auch wiederkommende Bauch- oder Kopfschmerzen oder Schmerzen in anderen Teilen
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des Körpers. Mehreren Kindern ging es so schlecht, dass die Eltern oder die Lehrpersonen ein- oder mehrmals eine Ambulanz rufen mussten.“
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Hier ist es wert, innezuhalten und das Bild der Covid-19-Risiken für Kinder zu betrachten, wie sie von der Gesundheitsbehörde FHM seit Beginn der Pandemie beschrieben wurden. Fast nicht vorhanden, so hat die Botschaft gelautet. Im Herbst 2020 begann dieses Bild zu zerbrechen.
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Zusammen mit Agnes Ari habe ich die erste Untersuchung von schwedischen Kindern mit LongCovid in der schwedischen Presse gemacht (ETC, Sep. 2020). Die Zeugenaussagen über das unsichtbare Leiden der schwedischen Kinder waren schwerwiegend.
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Jemand hatten 130 Tage lang Fieber gehabt. Jemand anders hat vom Spielen schwere Atemnot bekommen. Fast keine der betroffenen Familien hat adäquate Hilfe vom schwedischen Pflegesystem bekommen, welches überrascht dastand.
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Die Zeugenaussagen von damals sind identisch mit denen, welche der Kinderombudsmann nun gesammelt hat. Ihm erzählt ein 13-Jähriger Junge: „(…) ich bin tagsüber sehr müde, so dass ich mindestens einmal tagsüber schlafen muss, also in der Schule. Ich werde müde und schwindelig
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im Kopf, aber ich habe einen Platz im Ruheraum der Schule bekommen, wo ich mich ausruhen kann.“
Viele der Kinder im Bericht erzählen vom psychischen Leiden, welches die Krankheit mit sich brachte. Dass ihnen nicht geglaubt wird, dass ihre Symptome in Frage gestellt oder
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abgewertet werden, dass sie vom Pflegesystem keine Hilfe erhalten, welches ihnen sonst immer geholfen hat, wenn sie den Fuss verstaucht hatten oder eine Magen-Darm.Grippe hatten. (Heute haben einige der betroffenen Kinder nach einer Zeit auf der Warteliste einen Platz auf den
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immer noch zu seltenen LongCovid-Beratungsstellen, welche in 🇸🇪 eröffnet haben, erhalten).
Schockierend genug kann der Kinderombudsmann auch berichten: „Mehrere Kinder, mit welchen wir gesprochen haben, haben heute angepasste Lernziele und besuchen nicht mehr alle Fächer.
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Dies betrifft Kinder von der Grundschule bis zum Gymnasium. (…) Einige Kinder sind so krank, dass sie fast gar nicht mehr zur Schule gehen.“
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Zwischentitel als Zitat:
Wir haben ganz einfach nicht verstanden, wieviele Kinder in der 1. Welle angesteckt wurden.
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Wo ist das politische Engagement für diese Kinder? Um wieviele handelt es sich? Muss ein nationaler Handlungsplan erstellt werden, um deren Bedürfnissen gerecht zu werden?
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Gemäss dem Kinderombudsmann haben gewisse Kinder immer noch Fernunterricht, gewisse haben einen Ruheraum erhalten, wo sie schlafen (!) können während ihres Schultages, andere haben überhaupt keine Anpassung an ihren Unterricht erhalten. Sie haben alle viele Fehlzeiten und
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sind unruhig wegen ihren schulischen Leistungen. Wo ist der Druck auf die Bildungsministerin?
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Etwas, was uns, welche wir frühzeitig Kinder und LongCovid untersucht haben, verwunderte, war, dass man Kinder in der ganzen ersten Phase der Pandemie fast nicht getestet hat in Schweden (das wurde etwas besser im Herbst, nach einem halben Jahr der Krise).
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Dies trotz der fleissigen Ermahnungen der WHO seit Pandemiebeginn an alle betroffenen Länder, sie sollen ihre Bevölkerung „testen, testen, testen“.
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Dass Schweden an der LongCovid-Front hinterherhinkt kann auch noch eine andere Erklärung haben, nebst einer Art wiederkehrenden nationalen psychologischen Wahnvorstellung, dass „nichts Gefährliches uns im kleinen sicheren Schweden“ geschehen kann.
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Wir haben ganz einfach nicht verstanden, wie viele Kinder in der 1. Welle angesteckt wurden, und wir haben nicht untersucht wie viele dieser von postvitalen Symptomen betroffen waren, was man berechnen könnte (nichts einmaliges des Coronavirus, sondern etwas,
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was Forscher bereits im Frühling 2020 markiert hatten). Die Bereitschaft für das, was Schulen nun unternehmen, ist mit anderen Worten null gewesen.
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Die Verantwortung für die unbekannte Anzahl schwedischer Kinder, welche an LongCovid leiden und darum kämpfen ihren Alltag zu bewältigen, ruht schwer auf der Gesundheitsbehörde FHM. Wenn Schweden zukünftige Herausforderungen um LongCovid bewältigen will -
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denn tausende Erwachsene sind ebenfalls betroffen - muss dieses Problem anerkannt, übernommen und untersucht werden und zwar in einem weitaus grösseren Umfang als das heute erfolgt. Auch wir Medien müssen Schuld auf uns nehmen, für das Ignorieren der jüngsten Opfer der Pandemie.
Dem Kinderombudsmann erzählen erkrankte Kinder über ihre Gefühle der Frustration und das Verlassenheitsgefühl aufgrund des Verrats der Erwachsenen(welt):
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„Das Erleben der Kinder ist, dass viele Erwachsene gesagt haben, dass Kinder nicht schwer an Covid-19 erkranken können und das stimmt nicht mit der eigenen Erfahrung der Kinder überein. In einigen Fällen ist auch eine Wut gegenüber denen vorhanden,
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welche sich so sicher geäussert haben, dass Kinder nicht schwer von Covid-19 betroffen sein. Mehrere Kinder drücken auf unterschiedliche Art aus, dass sie sich nicht gesehen fühlen von der Pflege, den Behörden u. den Medien, weil sie auf eine ungewöhnliche Weise betroffen seien.“
Kinder haben das Recht darauf, ernst genommen zu werden. Sie haben das Recht auf gute und adäquate medizinische Versorgung und sie haben das Recht auf einen funktionierenden Schulunterricht. All dies fehlt der Gruppe der Kinder, welche von LongCovid betroffen ist.
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Es liegt etwas Bizarres darin, dass die offensichtlichste Konsequenz einer tödlichen Pandemie - die Krankheit selbst - in Schweden wegen einigen Nebeneffekten in Vergessenheit geraten ist. Die Kind, die keineswegs „eine leichtere Erkältung“ bekommen haben, sollen unbequem
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für das schwedische Selbstbild werden (komisch intakt mit Hinblick auf die fast 15’000 Todesopfer, viele Male mehr als in unseren Nachbarländern) und von einer Pandemiebewältigung, welche auf Wahrscheinlichkeiten und Eigenverantwortung (Volksverstand) basiert.
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Das darf nicht im Weg stehen, damit deren Leiden und Bedarf anerkannt werden."
Dafür Kurz-Interview mit @quervain_de zu #LongCovid und #Ackermann, der sagt, dass wegen Delta jetzt Jüngere (unter 50-Jährige) in die Spitäler kommen werden und man sich entweder impfe oder infiziere.
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Danke @quervain_de für die Erwähnung der Kinder - in ihrem leider wirklich viel zu kurzen Statement. Aber wer ihn länger sehen möchte, Corona-Gipfel gucken
Ich übersetze, die Mail ist von Johnny Ludvigsson, Jonas Ludvigssons Vater (aus meinem pinned Tweet bekannt) an Peter Wolodarski von DN (Dagens Nyheter, einer der grössten Tageszeitungen Schwedens), er bezieht sich zu Beginn auf die Auto-Reply und schon vorrangig Sorry - 1/8
mit normalen Satzzeichen wie Punkten hat ers nicht so: „Ich verstehe. Und auch wenn du Zeit hättest, nehme ich an, dass du mir nicht antworten würdest! Dein Leitartikel heute war ein KLEINES bisschen besser, aber du erhöhst immer noch die Hysterie, indem du vom Massensterben
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sprichst? Welches Massensterben? Sprichst du von den 15’000, die täglich weltweit an Diabetes sterben? Durch dein Verhalten, übernimmst DU Verantwortung, dass viele Menschen sterben WERDEN, ein Teil davon, weil sie keine normale Krankenhausbehandlung erhalten,
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Ich hab da was gelesen: "Clear, consistent communication and advice on ventilation from government and professional bodies is needed to help building owners and operators to manage infection risks, finds the report."
So kann das aussehen (aus Abschnitt B des Reports, Link ⬇️)1/2
Betrifft Gebäude wie Schulen, aber auch Spitäler, alle Gebäude in denen sich Menschen aufhalten und gesund bleiben wollen. Abschnitt B des Reports
( Screenshots⬆️) ist mit Massnahmen für Herbst/Winter 2021/22 betitelt. #ProtectTheKids@BAG_OFSP_UFSP 2/2
Folie 1
155’000 Kinder haben in Schweden bestätigt COVID-19 gehabt. Höög hat die Anteile der Kinder an allen bestätigten Fällen angeschaut. FIN 22%, DK und N 22.5%, sehr konstant, in S nur 15%. 1/n
Johanna Höög: Entweder weniger Kinder in S haben Covid gehabt, glaubt niemand, da Schulen immer offen waren oder wir haben Kinder nicht so häufig getestet wie andere Länder.
Also sind diese 155’000 Kinder, von denen wir wissen, das absolute Minimum. 2/n
Folie 2
Dann kam Antikörperstudie von FHM heraus und wir kamen der Wahrheit näher.
4749 Personen, von denen man nicht wusste, ob sie Covid hatten, Kinder waren die Gruppe mit den meisten Antikörpern: 22,5%, über 65 Jährige nur 15% und 20-65-Jährige hatten 21% Antikörper 3/n
Nachtrag zu Ludvigsson: Er inszeniert sich weiterhin in seiner Opferrolle. Er wurde nur falsch verstanden, dann bedroht, dann der Rückzug aus der Forschung. Er berät aber weiterhin informell, via Mail, A. Tegnell und träumt davon Chef der WHO zu werden.
Liebe Schweizer Medienschaffende
Ich wünschte mir, jemand würde untersuchen, inwiefern der Einfluss von Schweden eine Rolle bei der Wahl unserer Strategie spielte. Einige Anregungen und Vorarbeiten von mir.
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Ich weiss, ist ein langer Thread, doch bitte vollständig lesen, es braucht die Hintergrundinformation. Zudem will ich alles belegen, was ich sage.
Ich fordere alle Medienschaffenden auf, die Vorarbeit als Ausgangspunkt zu nehmen & selbst tätig zu werden und zu recherchieren.
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Schwedens Weg wurde weltbekannt: die Alten und Kranken isolieren, beim Rest der Bevölkerung schauen, dass die Infektionsraten nicht zu hoch werden, damit die Spitäler nicht überlastet werden. tt.omni.se/ny-strategi-sk…
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