Wir reden nach der #Flutkatastrophe darüber, dass wir uns auf die Folgen der Klimakrise besser vorbereiten müssen. Deswegen will ich euch eine Geschichte aus Chicago erzählen – die Mut macht und den Weg weist 👇
Im Juli 1995 zog die schlimmste Hitzewelle über Chicago hinweg, die die nordamerikanische Millionenstadt seit den 1930er Jahren gesehen hatte. Alle Bewohner Chicagos litten. Aber vor allem die alten starben.
Der US-Soziologe Eric Klinenberg hat in seinem Buch "Heat Wave" untersucht, wo die meisten Menschen gestorben waren: erwartbar, vor allem in den armen Nachbarschaften – und doch gab es auch dort Unterschiede.
In dem einen armen Stadtteil starben sechs Mal so viele Menschen wie in dem anderen. Klinenberg fand heraus, warum. Was er herausgefunden hat, ist in meinen Augen der Schlüssel in allen Anpassungsdebatten.
Klinenberg interviewte die älteren Bewohner:innen beider armer Stadtteile. Im Süden erzählten sie, dass sie das gemacht hätten, was sie immer an warmen Tagen machen: raus gehen, Schwätzchen mit Bekannten halten und Zuflucht in den klimatisierten Ladengeschäften suchen.
Nichts davon war Alltag für die alten Menschen aus dem Norden, in dem es mehr Morde und Raubüberfalle gab, viele Gebäude verlassen und die Wege weit waren. Als die Hitzewelle die Stadt traf, blieben diese Menschen in ihren Wohnungen.
Die Hitze hatte sie getötet, aber eigentlich waren sie gestorben, weil die Gemeinschaft vor ihrer Haustür schon lange vorher zusammengebrochen war.
Eine funktionierende Gemeinschaft, gedacht als Parks, Polizei, Feuerwehren, Geschäfte vor der Haustür, kurze Wege, bezahlbare Schulen etc. – das hat Wert auch völlig unabhängig von Klima und Wetter.
Was nötig ist, um die Folgen der Klimakrise abzufedern, ist das, was viele Menschen sowieso schon schätzen.
Redet nicht über CO2, redet über Stadtparks!
Mehr solcher Geschichten findet ihr übrigens ab August jeden Samstag in meinem Newsletter. Den könnt ihr hier kostenlos abonnieren: krautreporter.de/9-rico-grimm
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Was nicht stimmt, beschreibe ich in meinem neuen Artikel.
Es ist als würde uns die Klimakrise eine Falle stellen – in die vor allem Armin Laschet hineinläuft.
Denn in der Klimakrise müssen die Menschen gleichzeitig retten und verhindern.
Sie müssen ihre Gesellschaft in eine Klimaschutz- und in eine Hochwasser-Hitze-Waldbrand-Schutzgesellschaft umbauen, die Katastrophen aushält, die immer extremer werden.
In China brechen 2 Dämme, in Deutschland sterben 150 Menschen, in Sibirien ist es so trocken wie seit 1870 nicht mehr, das Great Barrier Reef wird wohl als gefährdet eingestuft & Teile des Amazonas geben mehr CO2 ab als sie speichern
Die News einer Woche in der Klimakrise.
(Und das waren mit Sicherheit nicht alle.)
Der menschliche Geist ist nicht dafür gemacht, solche Dimensionen wirklich zu begreifen. Unsere Regierungssysteme nicht dafür ausgelegt, so etwas zu managen. Wir sind Höhlenmenschen mit Supercomputern.
Wir müssen annehmen, dass uns diese Woche in ein paar Jahren als harmlos vorkommt 👇
Erst hat es in einem kanadischen Ort 48 Grad, dann brennt dieser Ort ab. In Portland suchen Arme Schutz vor der Hitze in Tiefgaragen während Reiche in Vancouver die klimatisierten Hotels ausbuchen. Vor Mexiko brennt das Meer, ...
im japanischen Ort Atami gehen gewaltige Schlammlawinen ab, Landshut und andere deutsche Städte erleben Sturzfluten wie seit Jahren nicht mehr und die pakistanische Stadt Jacobabad verzeichnet 52 Grad plus eine Luftfeuchtigkeit, in der das schiere Sein ein Überlebenskampf wird.
Bin gerade auf eine Rede von Dr. Angela Merkel, Parteitag der CDU, Karlsruhe 1995, aufmerksam gemacht worden.
Sie wussten, was zu tun war. Sie taten nichts.
"Wir müssen fragen: Wie geht es der Schöpfung, wie geht es der Natur bei all unserem menschlichen Handeln und bei dem Wachstum des Bruttosozialproduktes?"
"Wir sind uns darüber einig, daß das Bruttosozialprodukt so, wie wir es aus der Sozialen Marktwirtschaft kennen, keine automatische Aussage darüber macht, wie gut es unserer Gesellschaft geht und wie groß der Wohlstand ist."
Erinnert ihr euch noch, wie die Union vor ein paar Wochen Klimaschutz gegen die "kleinen Leute" ausgespielt hat? Jetzt weigert sich Scheuer auch Kerosin zu besteuern. Eine Steuer, die vor allem wohlhabende Menschen zahlen würden, weil sie mehr fliegen: br.de/nachrichten/me…
Er setzt stattdessen auf "CO2-neutrales" Kerosin "made in Germany". Das ist wie Warten auf den Wettergott, denn es gibt keine Projekte, die CO2-neutrales Fliegen absehbar (<10 Jahre) ermöglichen. airliners.de/der-weg-co2-ke…
Was viele, auch arme Menschen nicht wissen. Zur Zeit besteuern alle EU-Länder Kerosin mit sage und schreibe:
Als ich nach dem Studium ein paar Monate in Jerusalem war, war ich durchaus obsessiv mit dem Nahostkonflikt beschäftigt. So geht es vielen, ich würde sagen: So geht es dem halben Westen. Kein anderer Konflikt kann unsere Aufmerksamkeit so in den Bann ziehen. 1/
Warum das so ist, beschreibe ich hier – und auch, warum gefühlt jeder eine ganz klare Meinung dazu hat: krautreporter.de/3875-deswegen-…
Die Medien sind nicht Schuld, sie richten sich nach der Nachfrage. Es liegt auch nicht an der Länge des Konflikts per se oder der Opferzahl, die verglichen mit anderen Konflikten (Jemen, Syrien, Kongo) gering ist. 3/