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21 Jul, 12 tweets, 3 min read
Nach der #Flutkatastrophe? Es scheint als seien sich alle einig:

✅Soforthilfe für die Betroffenen
✅Mehr Hochwasserschutz
✅Bessere Warninfrastruktur
✅Mehr Klimaschutz

Aber, wenn sich alle einig sind, stimmt etwas nicht. krautreporter.de/3963-die-lasch…
Was nicht stimmt, beschreibe ich in meinem neuen Artikel.

Es ist als würde uns die Klimakrise eine Falle stellen – in die vor allem Armin Laschet hineinläuft.
Denn in der Klimakrise müssen die Menschen gleichzeitig retten und verhindern.

Sie müssen ihre Gesellschaft in eine Klimaschutz- und in eine Hochwasser-Hitze-Waldbrand-Schutzgesellschaft umbauen, die Katastrophen aushält, die immer extremer werden.
Politisch ist die eine Aufgabe scheinbar leicht, die andere schwer. Die eine bringt in wenigen Jahren sichtbare Ergebnisse hervor, die andere unsichtbare in ein paar Jahrzehnten. Was nun, liebe Follower:innern, werden Politiker:innen mit Amtszeiten von vier Jahren eher angehen?
Es ist als würde die Klimakrise uns eine Falle stellen: Während wir die unmittelbaren Gefahren durch Katastrophen abwehren müssen, wächst die Wahrscheinlichkeit für genau diese Katastrophen stetig weiter – und irgendwann wird es unmöglich, sich noch weiter anzupassen.
.@ABaerbock fordert, den Hochwasserschutz an "Worst-Case-Szenarien" auszurichten. Das muss bedeuten, dass Deiche, Pumpsysteme, Rückhaltebecken und Stauseen für Wassermassen ausgelegt werden, die heute noch als absurd hoch gelten.
Aber muss das nicht eigentlich auch bedeuten, dass bestimmte Gebiete schlicht nicht mehr besiedelt werden können?
Für Politiker:innen gibt es keine Anreize, in die Dörfer zu fahren und der Bevölkerung dort zu sagen, dass sie eventuell umziehen muss. Mehr noch: Es gibt noch nicht einmal Anreize dafür, über das Risiko zu sprechen. Denn das verärgert Hauseigentümer und vertreibt Investoren.
Die Gefahr ist, dass sich Politik und Gesellschaft in diesen Konflikten verkämpfen und dabei die größere, viel undankbarere Aufgabe des Klimaschutzes beiseiteschieben. Nicht aus bösem Willen, sondern weil Aufmerksamkeit, Geld und Ressourcen begrenzt sind.
Die Alternative ist natürlich nicht, Katastrophenschutz sein zu lassen und nur noch Klimaschutz zu verfolgen – beides müssen Deutschland und die Europäische Union gleichzeitig stemmen und so planen, dass das Eine dem Anderen nützt und andersherum.

Ein Beispiel:
Ein besserer ÖPNV lockt Menschen aus ihren Autos. Das wiederum spart wertvollen grünen Strom beziehungsweise zerstörerische, fossile Treibstoffe ein und schafft den Platz für die Grünflächen, die die heißen Städte der Zukunft abkühlen könnten.

Noch ein Beispiel:
Der Kerperner Bruchs ein Naturschutzgebiet westlich von Köln. Es nahm Millionen Kubikmeter Wasser auf und dämpfte so die Wucht der Fluten.

Umweltschutz ist Klimaschutz ist Menschenschutz.

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