Dieses Bild hat Willi Kirmes gemalt, ein Junge aus Erfurt, der im Alter von 16 Jahren von den Nazis ermordet wurde. Ich möchte euch seine Geschichte erzählen. Ich habe von Willi heute im Erinnerungsort Topf & Söhne erfahren. #keinVergessen#Thread
Bei Topf & Söhne in Erfurt ist, noch bis 1. Mai 2022, die sehenswerte Sonderausstellung „Wohin bringt ihr uns?“ über die „Euthanasie“-Verbrechen im Nationalsozialismus zu sehen. Informationen hier: topfundsoehne.de/ts/de/service/…
Willi Kirmes wurde am 2. Juni 1924 in Erfurt geboren, er kam gut ein Jahr übrigens vor meinem Vater zur Welt. Über seine Eltern ist nichts bekannt. Zunächst war er zur Pflege in einer Familie.
Er lebte zunächst in Fürsorge- und Erziehungseinrichtungen. Willi Kirmes war ein unruhiger Junge. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Oft geriet er mit anderen Kindern in Streit.
1930, mit fünf Jahren, wurde er in die psychiatrische Landesanstalt Uchtspringe in der Provinz Sachsen eingeliefert. Die ärztliche Diagnose lautete „Psychopathie“, ein damals typischer Befund für erziehungsschwierige Kinder.
Willi war kreativ, malte, bastelte und sang gerne, konnte aber die geforderte Disziplin nicht einhalten. Weil es ihm nicht gelang, „still zu sitzen“ und leise zu bleiben, bestraften ihn die Erziehungskräfte.
Im März 1936 wurde er entlassen, kam in ein Landeswaisenheim in der Nähe von Weißenfels. Er selbst erinnert sich an eine glückliche Zeit. Der wissbegierige und unternehmenslustige Junge sammelte viele neue Eindrücke.
Nach der Auflösung des Heimes im Dezember 1938 kam Willi zurück nach Uchtspringe. Ab Juli 1939 lebte er in Familienpflege auf einem Hof in der Nähe der Anstalt. Dort musste der 15-Jährige hart arbeiten.
Nach wenigen Wochen verletzte er sich am Kopf und kam zur Behandlung zurück nach Uchtspringe. Mit anderen Jungen hatte er eine Drahtseilbahn gebaut und war abgestürzt. Obwohl er sich nicht vollständig erholt hatte, musste er auf den Hof zurück.
Weihnachten 1939 brachte man erneut ihn zurück in die Landesanstalt. Man warf ihm vor, eine Scheune angezündet zu haben. Er bestritt dies glaubhaft und die Tat konnte ihm nicht nachgewiesen werden.
Nach seiner Rückkehr auf den Hof wurde er angefeindet und häufig beschimpft. Im April 1940 kam er wieder nach Uchtspringe. Sein Verhalten sei auffällig geworden, hieß es, er sei „auffällig“ und „zerfahren“. Die Diagnose lautete nun „Schizophrenie“.
Am 21. August 1940 wurde Willi Kirmes zusammen mit 73 anderen Patienten „nach außerhalb“ verlegt. Der Transport ging in die Tötungsanstalt Brandenburg, wo er vermutlich noch am selben Tag in der Gaskammer ermordet wurde.
Mich hat die Geschichte von Willi Kirmes sehr berührt, gerade in diesen Tagen, in denen manche „Querdenker“ aberwitzige NS-Vergleiche anstellen. Vor kurzem hat die aktuelle Dresdner Stadtschreiberin den Bogen gezogen von den Medizinversuchen der Nazis zum Impfen von Kindern.
Schockierend. Bitte widersprecht vehement, wenn ihr so etwas hört. Lasst nicht zu, dass unsere Gesellschaft immer weiter verroht. Schaut euch die Ausstellung in Erfurt an, und andere Gedenkstätten. Vergesst Willi Kirmes nicht.
PS: Ich sehe gerade, dass der Erinnerungsort Topf & Söhne zur Geschichte von Willi Kirmes ein Online-Seminar anbietet. Informationen hier: topfundsoehne.de/ts/de/bildung_…
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Weil so viel über den @cdusachsen-Politiker @wanderwitz gestritten wird und ihm sein CDU-Landeschef @MPKretschmer eine Mitverantwortung für das schlechte Abschneiden der Union bei der #btw21 gibt: kleine Erinnerung an einen Vorgang aus dem Jahr 2017. #Thread
Im @ChLinksVerlag brachten @HeikeKleffner und ich damals das Buch #UnterSachsen heraus. Enthalten war unter anderem eine kritische Analyse des „Systems Biedenkopf“ von @derspiegel-Redakteur Andreas Wassermann.
Ich selbst schrieb in einem Beitrag, dass die @cdusachsen als „Staatspartei“ zu wenig gegen Fremdenhass unternehme. Und: „Klare Grenzen zu Rechtspopulisten in den eigenen Reihen zieht die Sachsen-CDU nur selten.“ stern.de/politik/deutsc…
Dem rechtsextremen #AfD-Politiker Jens Maier droht ein Disziplinarverfahren, sollte er nach Verlust seines Mandats über einen Antrag auf Wiederverwendung zurück auf seinen Posten als Richter am Landgericht Dresden gelangen. Das verlautet aus sächsischen Justizkreisen. #Thread
Grundsätzlich hat Maier laut Abgeordnetengesetz Rückkehr auf seinen früheren Posten am Landgericht Dresden, den er bis zu seinem Einzug in den Bundestag 2017 inne hatte.
Bisher ist von Maier kein diesbezüglicher Antrag eingegangen. Das Disziplinarverfahren müsste vom Präsidenten des Landgerichts, Martin Uebele, eingeleitet werden. Hinreichende Anhaltspunkte dafür, dass Maier als Richter nicht mehr tragbar ist, gibt es.
Das macht fassungslos, @CDU: @ArminLaschet macht Wahlwerbung mit dem #Querdenker#ThomasBrauner, der sogar Kontakte ins Neonazi-Milieu pflegt - „gerade mit denen“ reden, „die eine kritische Haltung haben“.
Die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete und frühere DDR-Oppositionelle Angelika #Barbe, seit 1996 Mitglied der @CDU, driftet weiter nach rechts ab - und ruft bei der #btw21 in Sachsen zur Wahl der #AfD auf. #Thread
In einer Erklärung Barbes heißt es, die AfD sei in Sachsen im Vergleich zur CDU „die deutlich bessere Wahl“. Die @cdusachsen mit @MPKretschmer an der Spitze habe die Wähler belogen: „So nannte er Kritiker an den Corona-Maßnahmen abwertend Verschwörungstheoretiker.“
Barbe behauptet, die @cdusachsen koaliere im Kenia-Bündnis mit Linksextremisten. Zur Begründung verwies sie darauf, dass die @gruene_sachsen-Politikerin @Ka_Meier@SMJusDEG-Ministerin geworden sei. Die @cdusachsen habe zudem in Chemnitz eine Veranstaltung mit @feinesahne besucht.
In einem Brief schreibt das Ministerium, mit der unabgestimmten Publikation sei die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen @BMI_Bund und @bpb_de gefährdet worden. Es müsse eine „frühzeitige Einbindung des BMI bei politisch relevanten Vorhaben stets sichergestellt“ werden.
Ich habe mir das neue Buch „Corona-Diktatur“ von Helmut Roewer angetan. Manches befürchtet, aber eine solch krasse Ansammlung von verschwörungsideologischem und antidemokratischem Gedankengut dann doch nicht erwartet. Ein paar Beispiele im #Thread:
Roewer war Verfassungsschutzchef in Thüringen sowie Ministerialrat im @BMI_Bund. Sein Buch ist erschienen in der Reihe „Exil“ des Buchhauses Loschwitz von Susanne Dagen.
Geschenkt, dass Roewer in @Karl_Lauterbach, @c_drosten und @Markus_Soeder „Hofnarren, Büchsenspanner und Scharlatane“ sieht. Dass er sich auf Sucharit Bhakdi, Wolfgang Wodarg und „alternative Medien“ wie Epoch Times und Tichys Einblick beruft.