Ich hing also Mitte 2018 die akademische Karriere an den Nagel.
(Thread von mir gelesen: traffic.libsyn.com/forcedn/expidf…)
Fühlte sich schon komisch an. Ich hatte viel Kraft in das Studium und meine Arbeit investiert; hart an mir selbst und meiner Forschung gearbeitet; viel gekämpft; immer wieder entwurzelt; immer wieder ein neues zuhause.
Das macht man nicht ohne, dass einem der Job Erfüllung verspricht, oder ohne große Ambitionen und Hoffnungen. Das zu beenden war schon eine harte Wende im Leben.
Zum Abschied aus der akademischen Laufbahn habe ich noch einmal meine Lieblingskonferenz besucht: den International Congress of Neuroethology. Der war in dem Jahr in Australien. So habe ich die akademische Laufbahn noch einmal mit positiven Eindrücken verlassen. Dennis Eckmeier füttert ein...
Dann habe ich ein Jahr frei gemacht – „selbstfinanziertes Sabbatjahr“ - um alles Mögliche auszuprobieren.

Zuerst dachte ich, ich mache vielleicht etwas in Richtung Data Science. Ich hatte immer viel und gern programmiert und ein Grundverständnis von Statistik.
Ich wollte auch immer schon mal mit Neural Networks herumspielen.
Das hat mich dann aber doch nicht wirklich gefesselt. Viel lieber habe ich an meinem Podcast gearbeitet und an wissenschaftlichen Texten; und auch ein paar Videos für YouTube habe ich gemacht.
Auch das machte Sinn: Konzeptionell arbeiten und Poster gestalten, Vorträge vorbereiten und halten? Paper und Fördermittelanträge schreiben? GEIL! Das ist eine Arbeit, bei der ich in den Flow komme.
Die Ereignisse der letzten Jahre haben mir auch vor Augen geführt, wie wichtig Wissenschaftskommunikation ist. Brexit und die Wahl von Trump in den USA waren begleitet von offener Wissenschafts- und Expertenfeindlichkeit;
ich erfuhr, dass Exxon seit den 80ern die Klimaforschung untergraben hat; und dass Scharlatane mit „alternativer“ „Medizin“ großen Schaden anrichten.
Mir wurde bewusst: Wir können es uns als Gesellschaft nicht erlauben, dass die Wähler fehlinformiert sind! Deshalb hatte ich schon 2017 den March for Science in Lissabon mitorganisiert. Der March for Science in Li...
Im Sommer 2019 - 10 Monate nach meiner Reise nach Australien - machte ich mich selbständig.
Ich hatte einen Dauerauftrag als Social Media Manager für @scienceslam angenommen, habe für einen Bekannten gegen Bezahlung ein paar Texte redigiert, und durfte mit @maithi_nk ein Video über Brain-Machine-Interfaces machen! Ein super Start! Screenshort von Mailabs Vid...
Dann musste ich aus meiner Wohnung in Lissabon raus – wegen Renovierung. Ohne festes Einkommen, keine Wohnung in Lissabon. So musste ich im Herbst nach Deutschland zurück. Und mich wieder neu als Selbständiger anmelden. 😖
Dann kam COVID-19. Als Solo-Selbständiger, der 2019 kein Einkommen hatte, ist es „ein bisschen schwierig“ mit den Nothilfen.
Auch die Jobs sind natürlich rar - und meistens auch nicht wirklich attraktiv. Meine wenigen Bewerbungen wurden abgelehnt aber es fällt mir schwer, das wirklich zu bedauern.
Jetzt heißt es also: mir selbst etwas aufbauen. Natürlich hatte ich schon in meiner Zeit als Akademiker einige Kurse zur Kommunikation von Wissenschaft mit Forschenden und Studierenden gemacht, und natürlich Erfahrung aus erster Hand.
Dieses Wissen hatte ich bereits im Sabbatjahr aufgefrischt und erweitert – mit online Kursen und Büchern, usw. Das führte ich seitdem auch für die Kommunikation mit Laien fort. Dabei spezialisiere ich mich auf digitale Medien: Podcasts und Webvideos.
Dazu gehört auch ein gewisses Verständnis von Social Media. Damit kenne ich mich aus. Ich bin seit 1995 in sozialen Medien unterwegs, seit 2012 auf Twitter und habe auch Accounts für die Champalimaud Research und March for Science Lissabon geführt. Und jetzt eben Science Slam.
Seit 2018 mache ich Podcasts – „Science for Progress” war ein Science Advocacy podcast, in dem wir über Forschungs- und Lehrbetrieb, die akademische Karriere und die Rolle von Wissenschaft in der Gesellschaft geredet haben. Fast 60 Folgen. Die kann man sich auch noch anhören.
„Science for Progress“ habe ich Anfang dieses Jahrs beendet, um mich auf meinen neuen, deutschsprachigen Podcast „Expedition in die Forschung“ konzentrieren zu können.
expeditionindieforschung.de
Seit 2019 mache ich Videos für YouTube. Ich habe mit Tutorials zum akademischen Schreiben angefangen, ein Video beim Fast Forward Science webvideo-Wettbewerb eingereicht. Für Science Slam bin ich Editor des Insta-Video-Formats „Frag ein Slammy“.
Und begleitend zum Podcast, mache ich ein Kurzvideoformat, das ich praktisch überall poste (siehe twitter.com/ExpIDForschung…)
Außerdem mache ich mit meinem Vater einen YouTube-Kanal. Keine Wisskomm, aber schon über 70 Folgen seit April 2020. Gute Übung! :D
Falls Du Klarinette lernen willst: youtube.com/oldmanwithacla…
Und ich arbeite an einem Online-Kurs für Wissenschaftler, die gerne mit digitalen Medien Wisskomm machen möchten. Da bringe ich mein Wissen in knapp 2h Tutorialvideos unter. Auf Englisch. Wahrscheinlich dann auf Udemy. Geplanter Veröffentlichungstermin: Anfang 2022.
Solche Projekte brauchen sehr viel Zeit und Arbeit, bis man damit Geld verdienen kann, und ich fange gerade erst so richtig an.

Wie gesagt: Ihr trefft mich in einer sehr seltsamen Zeit in meinem Leben.

• • •

Missing some Tweet in this thread? You can try to force a refresh
 

Keep Current with Marina @ Real Scientists DE

Marina @ Real Scientists DE Profile picture

Stay in touch and get notified when new unrolls are available from this author!

Read all threads

This Thread may be Removed Anytime!

PDF

Twitter may remove this content at anytime! Save it as PDF for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video
  1. Follow @ThreadReaderApp to mention us!

  2. From a Twitter thread mention us with a keyword "unroll"
@threadreaderapp unroll

Practice here first or read more on our help page!

More from @realsci_DE

7 Nov
"Bloodshot" - slick, exciting, SuperHero... Mal gucken.

#netflix
Oh nein... Vin Diesel.
lol, haben die gerade Flammen ins Mehl geworfen? Vollprofis.
Read 6 tweets
6 Nov
Ich habe ja im letzten Thread geschrieben, wie wichtig ich Vertrauen in die Wissenschaftskommunikation und -kommunikatoren finde. Das wirkt sich natürlich auf meinen Podcast aus.
Mein Ziel mit dem Podcast ist es, anhand spannender Forschungsarbeiten, das Berufsleben und Arbeiten von Wissenschaftler*Innen zu vermitteln. Also, ein realistisches Bild von der Wissenschaft zu zeichnen.
Wenn ich ein potentielles Thema für den Podcast aussuche, schaue ich zuerst die Pressemitteilungen nach Themen durch, die mich auch interessieren und mit denen ich mich schon einmal etwas beschäftigt habe.
Read 30 tweets
4 Nov
Ich habe ja schon erwähnt, dass ich von @maithi_nk ein paar Aufträge bekommen habe. Dabei ist erst einmal dieses tolle Video herausgekommen:
Vor ihrer Babypause suchten Mai und ihr Redakteur, @dittrich_lars, den ich noch aus dem Studium kenne, jemanden, der ihnen hilft noch schnell ein paar Videos rauszuhauen.
Weil Lars mich kannte und er wusste, dass ich gerade versuche, etwas auf die Beine zu stellen, kam der Kontakt zustande.

Super Zusammenarbeit. Mai ist wirklich nett und hat ihren Schitt beisammen, wie es so schön heißt ;)
Read 15 tweets
3 Nov
Menschen glauben den Wissenschaftler*Innen ihres Vertrauens. Die Frage ist, worauf das Vertrauen beruht.
(Vorgelesen von mir: traffic.libsyn.com/forcedn/expidf…)
Leute diffamieren mit dem Kampfbegriff „wissenschaftsgläubig“ diejenigen, die ganz gern wichtige Entscheidungen auf Evidenz basieren würden - ich sag nur „kLImAreLiGIon“ – und werfen der Gegenseite damit vor, nicht wissenschaftlich skeptisch zu sein.
„Wissenschaft wird nicht geglaubt, die wird gewusst!“
Ist das so?

Und wähnen sich hier nicht alle auf der Seite der Wissenschaft?
Read 28 tweets
1 Nov
Ihr trefft mich in einer sehr seltsamen Zeit in meinem Leben. Ich bin seit drei Jahren im Ausnahmezustand.
(Thread von mir gelesen: traffic.libsyn.com/forcedn/expidf…)
Aber von vorn: Ich bin Dennis Eckmeier.
Wer diesem Account schon eine Weile folgt, der kennt mich vielleicht schon. Ich war nämlich schon zwei Mal hier! Das letzte Mal vor drei Jahren.
Ich bin Diplombiologe. Die Biologie hat mich immer sehr fasziniert, weil sie so ein großes, komplexes System ist. Alles ist vernetzt.
Read 21 tweets
30 Oct
Heute geht es hier darum, wie die heutigen intellektuellen Vordenker der Politischen und Religiösen Rechten in den USA den Weg bereiten für autoritäres, (proto)-faschistisches Denken und so zu seiner schleichenden Normalisierung beitragen.
Wie schon erwähnt, geht es im christlichen Nationalismus darum, zu definieren, wer „wahre“ Amerikaner sind und wer nicht. Das ist keine Interpretation meinerseits, sondern das wird genauso formuliert. Beweisstück A: Dieser Artikel von Glenn Elmers: americanmind.org/salvo/why-the-…
Abgesehen davon, dass Elmers in einem Nebensatz behauptet, „Millionen von illegalen Einwanderern“ würden sich nie kulturell einleben und seien „rechtlich wie auch politisch Fremde“ (a lot to unpack even here), formuliert er den Kern des Christlichen Nationalismus ganz deutlich:
Read 30 tweets

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just two indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3/month or $30/year) and get exclusive features!

Become Premium

Too expensive? Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal Become our Patreon

Thank you for your support!

Follow Us on Twitter!

:(