Ich mag nicht mehr über den politisch-gesellschaftlichen Umgang mit Covid diskutieren. Ich habe das Gefühl, seit 22 Monaten tauschen wir trotz medizinischem Fortschritt, trotz viel mehr Wissen, trotz Impfung, Masken, Tests exakt die gleichen Argumente aus. Nur immer mehr in einen
autoritären politischen Bereich verschoben & mit zunehmend Tabubrüchen auf beiden Seiten, manche so heftig, dass man
dazu gar nichts Adhäquates erwidern kann (und will), das über „ernsthaft?“ hinaus geht.
Es ist frustrierend, dass valide Argumente und Strategien als
„unsagbar“ geframt werden, anstatt sie inhaltlich in einer respektvollen Diskussion zu erörtern.
Und während sich die Faschos radikalisieren, weil man sie lässt,
- weil man ihnen (!) ausgerechnet die linken (!) Themen Freiheit und Bürgerrechte (!) überlassen hat (‼️), haben viele Menschen irgendwo im Graubereich zwischen Querdenken und NoCovid ihre Stimme verloren, weil viele Diskussionen,
sei es medial, politisch und z.T. leider sogar innerhalb der Wissenschaftskommunikation und vereinzelt in der Wissenschaft selbst, mittlerweile mit Tunnelblick geführt werden.
Es betrifft also Fachleute ebenso wie Laien.
Wann haben wir vergessen, dass „thinking outside the box“ deshalb so erfolgreich ist, weil Lösungen und innovative Strategien manchmal unkonventionell und überraschend daher kommen?
Wenn man immer die gleichen Leute befragt, interviewed, multipliziert, featured, framed und
begutachten lässt, dann werden auch immer nur die gleichen ausgetretenen Wege beschritten, die uns in diese Spirale aus „nicht ganz so richtig hilfreichen und sozialverträglichen“ Maßnahmen, von denen man aber auch nicht abweichen will, weil Alternativen fehlen und man es lieber
mit noch mehr vom
„Semi-Effektiven“ versucht.
Und bei der juristischen Prüfung lässt man dann einfach diejenigen begutachten, die eingangs schon beraten haben.
Und so gehen wir ins dritte Pandemiejahr und setzen uns mit der Frage auseinander wie viel wir (und nicht ob wir!)
Einschränkungen in einem endemischen Zustand (!) haben werden/wollen und wenn man dann in den Werkzeugkasten schaut, liegen da weiterhin die altbekannten, sehr eingriffsstarken Interventionen wie Quarantäne, Distanzunterricht, 2G mit Sternchen und Impfpflicht auf der einen Seite
(die ich hier gar nicht über ihre Härte hinaus beurteilen will), während Teststrategien, Abwassersurveillance und Maßnahmen, die gesellschaftliches Leben in den Aussenbereich verlagern oder Zuhausebleiben bei Symptomen erleichtern, weiterhin im Schmuddelfach liegen.
Warum eigentlich? Das sind keine ethischen Perspektiven für einen Dauerzustand. Und so richtig effektiv waren diese letztlich aus diversen Gründen auch nicht alle. Könnte es daran liegen, dass immer die gleichen Menschen zu dem gleichen Themen in den gleichen Medien sprechen?
Dass wir aus Angst vor False Balance einen Schritt zu weit gegangen sind und uns damit vielleicht neue Köpfe, Optionen und Gedanken genommen haben, die es braucht um einem komplexem Problem auf diversen Ebenen innerhalb eines bräsigen, unterausgestatteten Verwaltungsapparates zu
begegnen?
Versteht mich nicht falsch, es geht mir nicht darum, „Halbedelsteine als Infektionsschutz um den Hals Tragen“ als „Alternative“ zu evidenzbasierter Medizin zu diskutieren.
Aber ich denke, dass wir gerade im Bereich der nicht-pharmazeutischen Interventionen
mittlerweile weder auf Verhältnismässigkeit und Alternativen prüfen, noch uns besonders Mühe machen, diese überhaupt zu validieren und zu erforschen.
Heftigste Maßnahmen sitzen mittlerweile ähnlich locker wie Omas Geldbeutel mit den Enkeln auf dem Rummelplatz.
Die Voraussetzungen, aber, haben sich im Gegensatz zu März 2020 deutlich verändert. Wir sollten sie daher eigentlich deutlich kritischer hinterfragen.
Nur - viele trauen sich nicht mehr zu hinterfragen, weil Framings, wie den Querdenkern nahe zu stehen, mittlerweile verteilt
werden wie Kamelle zu Karneval und das, obwohl sie nicht etwa positiv auf die Pandemiebekämpfung wirken, sondern Familien, Parteien und Teile unserer Gesellschaft entzweien.
Wenn man nicht unter die Oberfläche schaut, dann könnte eine Bauchfellentzündung von außen „nur“ als der
#Blinddarm wahrgenommen werden. Dann hat man aber auch nur eine einfache und falsche Erklärung für ein komplexes Problem.
Wenn man Menschen davon abhält, sich zu Wort zu melden, kann man mit dem Finger immer auf „die paar Extremisten“ verweisen, dann hört man aber auch nur die
lauten, extremen Stimmen. - Die, die sich immer melden. Die, die sich in der rechten Ecke wohl fühlen. Die, die zurecht keinen Nährboden finden sollten.
Die, die in einer Demokratie zwar das Recht haben, ihre Meinung zu sagen, aber nicht, dass man ihnen Recht gibt.
Die, die die sich genau die Plattform nehmen, weil man sie anderen nicht gibt.
Weil die demokratische Mitte sich verboten hat, über Freiheit und Rechtsstaatlichkeit zu diskutieren, wenn es um Pandemiemassnahmen geht, als könnte ein solcher Diskurs allein die Pandemie verlängern.
Aber: März 2020 ist lange vorbei. Wir haben neue Möglichkeiten - technisch, medizinisch und gesellschaftlich.
Es wird Zeit dass wir offen und ohne Scheuklappen darüber diskutieren, wie wir das auch in unserem Diskussionen und in unserem Maßnahmen-Werkzeugkasten widerspiegeln.
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Deutschland hat weltweit den zweithöchsten Stringenzindex bei #Covid_19#Massnahmen.
👉 Heute möchten der Bund und die Länder diese noch weiter verschärfen. Ein Rant ⬇️⬇️⬇️
Ein Lockdown wird kommen
▶️ Obwohl zumindest Zweifel angebracht sind, ob eine hohe Zahl an Omicronfällen
tatsächlich eine hohe Hospitalisierungsrate nach sich zieht.
▶️ Obwohl die Infektionszahlen offenbar auch in UK ähnlich schnell wieder fallen wie in Südafrika.
▶️ Obwohl Gamma als Variante sich trotz Lockdown durchsetzen wird.
▶️ Obwohl die Impfungen weiter gut gegen schwere
Verläufe schützen.
▶️ Obwohl die Pandemie 2 Jahre andauert und die Politik ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat, um die Behandlungskapazitäten für Notfallsitationen zu erhöhen.
👉 Was misst der Index und was will der Bund verschärfen?
Ich glaube übrigens auch, dass #Omicron das Potential hat die kritische Infrastruktur in diesem Land lahm zu legen. Dabei wird (unabhängig von der Schwere der Erkrankungen) vor allem unsere aktuelle Quarantänepolitik eine entscheidende Rolle spielen: Wenn jede Kontaktperson,
unabhängig vom Impfstatus, mindestens 5 Tage mit Freitesten in Quarantäne muss, weil man eine Ausbreitung verhindern will, würde das bei einer derart ansteckenden Variante (wie es sich derzeit abzeichnet) nur eine Frage der Zeit.
Das kann man jetzt blöd finden, aber dann müsste
man abwägen, welcher Schaden großer ist: überlastete Kliniken durch viele Ansteckungen und damit verbundene Immunisierung oder überlastete Kliniken durch quarantänisiertes Personal und ein Aufschieben der Immunisierung bis zur nächsten (noch fitteren Variante).
#Myokarditis und andere Entzündungen an Herz geblieben sind als Nebenwirkungen für mRNA #Impfstoffe gegen #COVID19 geschrieben. Eine neue Studie aus Dänemark hat sich die Häufigkeit nun in einer kontrollierten Studie auf Bevölkerungsebene angeschaut.
Thread ⬇️⬇️⬇️
👉 Wie wurde vorgegangen?
Auf Grundlage der (außerordentlich gut geführten) Gesundheitsdatenbanken Dänemark wurde der Impfstatus aller über 12 jährigen DänInnen erhoben und anhand von Laboruntersuchungen bei Hospitalisierungen festgestellte erhöhte Troponinwerte erfasst, was ein
Marker für Entzündungen am Herzen ist. Außerdem wurden Myokarditis und Perikarditis als Hospitalisierungsdiagnosen erhoben. Es wurden also (bei Geimpften und Ungeimpften) nur Fälle erhoben, die mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden waren. Gemischte Impfschemata und Impfungen
Offiziell erster Omicronfall im KollegInnenkreis.
Geboostert, bisher komplett fit.
Froh, die letzten Tage im Homeoffice gewesen zu sein. Froh, dass hier alle geimpft sind. Froh, dass sich hier alle regelmäßig testen.
Ich habe die Kommentarfunktion gesperrt.
Wenn ich äußere, dass ich mich um KollegInnen und PatientInnen sorge und froh bin, dass alle im Umfeld bestmöglich vorgesorgt haben, dann habe ich keine Lust, mich dafür für irgendwem zu rechtfertigen.
Ich werfe hier auch niemandem vor,
dass er sich nicht impfen lässt, auch wenn ich das persönlich nicht gutheiße und für falsch halte.
Aber angesichts einer recht unklaren Situation, jemandem, der genau einen Kontakt von Stammzelltransplantierten entfernt arbeitet, Impfgegnerkommentare unter einen besorgten Tweet
Heute möchte ich euch einen wissenschaftlichen Review vorstellen, der sich mit der Frage beschäftigt, welche #Covid_19#Massnahmen evidenzbasiert und strategisch empfehlenswert sind.
👉 Vorbemerkung: Diese Frage ist auch aus wissenschaftlicher Sicht hochpolitisch, denn auch WissenschaftlerInnen weltweit haben unterschiedliche Sichtweisen auf Pandemiepolitik und auch, wenn das hier gerne anders geframt wird: jenseits der Extreme, wie zB. komplette Leugnung
(die ich aus “Wissenschaft” ausklammern würde, denn bloß weil jemand als Arzt oder Wissenschaftler tätig war oder ist, hält dies natürlich nicht davon ab, einen evidenzbasierten Weg zu verlassen), gibt es sehr viele Graustufen, die in einem zunehmenden Pool an Wissen mehr oder
Lieber @Tagesspiegel, Ich möchte die Kontra-Position zu eurem Kommentar von @skarbonat einnehmen, welcher zeigt, dass nicht die #Stiko, sondern die Zivilgesellschaft die Wichtigkeit von präzise auf Evidenz basierenden Entscheidungen falsch einschätzt.
Ich teile die Einschätzung, dass das Vorgreifen von Stiko Chef Mertens sehr unglücklich war.
Dennoch: gerade angesichts auf allen Eben beschleunigter Zulassungsprozesse muss Evidenz nicht Eminenz-basierten Entscheidungen übergeordnet werden.
Dabei ist es nichts als ein falscher Kontext, hier ausgerechnet den WHO Direktor Michael Ryan zu zitieren, der Schnelligkeit im Kampf gegen Epidemien einfordert, denn, wenn man es an dieser Stelle einsetzt, widerspricht es Grundsätzen ärztlichem Handelns: Im Gegensatz zu nicht