10 Sätze, die Menschen vor Jahren in der #Psychotherapie hörten – und heute noch darüber nachdenken:
[Vor drei Tagen habe ich nach diesen Sätzen gefragt und bekam über 300 Antworten. Eine kleine Auswahl:]
„Wer in Therapie geht ist nicht schwach. Die Schwachen bleiben in ihrem Teufelskreis hängen. Die Starken gehen in Therapie, und holen sich Hilfe.“
„Schuldgefühle sind genau das, Gefühle, keine Schuld.“
"Warum muss es perfekt sein?"
„Sie dürfen wütend sein, es ist sogar wichtig, dass sie sie zulassen!“
„Ich bin nicht stolz auf Sie. Sie müssen schon stolz auf sich selbst sein. Sie haben es schließlich selbst geleistet.“
„Frau N., bitte machen sie sich Gedanken, wo, wer oder was sie nicht zur Ruhe kommen lässt. Dann sortieren sie aus, auch wenn es erst mal schmerzt und verlassen sie das Stressgebiet.“
„Es reichen auch mal 80 oder vielleicht auch mal 60% Leistung. Niemand muss immer 100% oder mehr liefern.“
„Du musst nicht alles glauben, was du denkst.“
„Wenn sie sich immer nur von Ihrer besten Seite zeigen geben sie niemandem die Chance sie als Ganzes zu mögen.“
„Sie haben jetzt 35 Jahre in dieser Situation gelebt. Erwarten Sie nicht von sich, dass sich in kürzester Zeit alles ändert. Lassen Sie sich Zeit.“
Auf Insta und Twitter sehe ich öfter Posts von sogenannten #notjustsad-Aktivist:inen, die eine (!) depressive Episode überstanden haben und die Krankheit als Geschenk ettikettieren. In ihrem unreflektierten Eifer erklären sie das Mindset Betroffener zum Problem.
Nicht selten bieten sie sich als Depressions-Expert:innen an und posaunen in ihren Beiträgen hinaus, wie sie ihre Krise mit purer Dankbarkeit bewältigt hätten. Sie seinen unfassbar froh über diese „außergewöhnliche Erfahrung“. Soweit, so weird. Doch dann machen sie einen Fehler.
Sie glauben, dass ihre Erkenntnisse auch für andere gelten und dass ihr Weg DER Weg für alle ist. Sie behaupten, depressive Menschen müssten nur ihre Perspektive justieren. Sie müssten verstehen, wie TOLL die Krankheit eigentlich sei. „Die Depression ist ein Geschenk.“
Meiner Erfahrung nach glauben viele Menschen, dass #Depressionen eine Art »Ich hab‘ ne Krise«-light sind.
Sie unterschätzen, dass die Krankheit das Leben eines bislang aktiven und glücklichen Menschen komplett zum Stillstand bringen — und dann in Grund und Boden verwüsten kann.
Deshalb reagieren sie irritiert, wenn eine Person keine Kraft dafür hat, sich zu duschen, eine Tasse Kaffee zu kochen oder etwas Frisches anzuziehen. Sie *können* es nicht nachvollziehen — und reagieren entsprechend.
Viele wissen nicht, dass die Krankheit tödlich sein kann, weil sie Depressionen und Suizidalität nicht als Ursache und Wirkung kennengelernt haben.
Sie glauben, Suizid sei immer eine Stressreaktion — und nicht die fatale Folge einer Krankheit, die alle treffen kann.
Es kostet mich ein bisschen Mut und Überwindung, das zu schreiben – aber jetzt ist es soweit:
Warum ich darüber nachdenke, ein Leben lang #Single zu bleiben.
Ein Thread über Depressionen und Partner:innenschaften.
Letztes Jahr fiel mir etwas merkwürdiges auf. Immer, wenn meine Depressionen ausbrechen, bin ich in einer Beziehung. Die letzten drei Episoden war ich gleichzeitig frisch verliebt – und jedes Mal landete ich in der Psychiatrie.
Mein Therapeut sagte mir dieses Jahr: Martin, ich mache mir keine Sorgen, wenn Du eine Beziehung beendest, ich mache mir Sorgen, wenn Du eine neue Beziehung startest. Es ist schwer zu beschreiben, aber wenn ich mich verliebe, dann bricht etwas in mir.
1/ Es ist Samstag, 16.49 Uhr. Du hast die ganze Woche auf dem Bau durchgearbeitet und seit gestern Abend 20 Stunden geschlafen. Du öffnest die Augen, versuchst aufzustehen, bemerkst aber zu Deinem Schrecken »ACH DU SCHEISSE« dass Du Dich besten Willen nicht rühren kannst.
2/ Du hast um 19 Uhr ein Treffen mit Freund:innen, jedoch ist Dir das völlig egal, weil Du einfach nur weiterschlafen willst. Einkaufen wolltest Du auch — egal. Deine Freundin anrufen — »AUF KEINEN FALL«: Deine Knochen fühlen sich an wie dreißig Tonnen harter Zement.
3/ Du denkst darüber nach, Dich umzudrehen, Dein Körper sehnt sich so sehr danach, Du denkst denkst denkst und als Du Minuten später einen Versuch startest, kommst Du nicht weit. Du bleibst exakt so liegen, wie Du aufgewacht bist. »ICH WERDE EINEN MONAT SCHLAFEN«.
Liebe Leute, wir müssen reden. Denn es gibt Menschen, denen mein permanentes, offenes und verletzliches Schreiben über meine Krankheit, Depressionen auf die Nerven geht. Und wisst ihr was? Ich don't give a Fuck. Denn ich verfolge ein Ziel: [Thread!] (1/9)
Wenn wir WIRKLICH wollen, dass mehr Menschen sich trauen, offen über ihre Krankheit zu schreiben, dann müssen wir etwas dafür tun. Denn diese Gesellschaft wird sich nicht alleine verändern. Die Stigmatisierung psychisch kranker ist IMMER NOCH ein Problem. (2/9)
Es ist bequem, sich mit der eigenen Twitter-Blase zu begnügen, sich zurückzulehnen und zu denken: WIR haben es kapiert.
Realitäts-Check: Jedes Jahr erkranken 5,3 Millionen der erwachsenen Deutschen an einer Depression. Millionen! Jesus f***** Christ. (3/9)
Ja, der Lockdown war schlecht für die psychische Gesundheit. Aber: Es wäre schlimmer gewesen, es nicht zu tun. Das schreiben Dirk Richter und Lucy Foulkes im Guardian (Thread) #mentalhealth (1/9)
Die Auswirkungen der Lockdowns auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung wurde zur Monition für Lockdown-Kritiker und -Gegner weltweit.
„Auf den ersten Blick wären weniger harte Maßnahmen offensichtlich besser für unsere kollektive psychische Gesundheit gewesen.“ (2/9)
Richter und Foulkes schreiben: „Tatsächlich könnten weniger restriktive Sperrmaßnahmen zu ebenso vielen psychischen Problemen – und möglicherweise zu mehr geführt haben.“ (3/9)