Meiner Erfahrung nach glauben viele Menschen, dass #Depressionen eine Art »Ich hab‘ ne Krise«-light sind.
Sie unterschätzen, dass die Krankheit das Leben eines bislang aktiven und glücklichen Menschen komplett zum Stillstand bringen — und dann in Grund und Boden verwüsten kann.
Deshalb reagieren sie irritiert, wenn eine Person keine Kraft dafür hat, sich zu duschen, eine Tasse Kaffee zu kochen oder etwas Frisches anzuziehen. Sie *können* es nicht nachvollziehen — und reagieren entsprechend.
Viele wissen nicht, dass die Krankheit tödlich sein kann, weil sie Depressionen und Suizidalität nicht als Ursache und Wirkung kennengelernt haben.
Sie glauben, Suizid sei immer eine Stressreaktion — und nicht die fatale Folge einer Krankheit, die alle treffen kann.
Dieses Unverständnis trifft dann auf die knallharte Realität einer erkrankten Person — ein Konflikt ist unausweichlich. Die*der Betroffene fühlt sich nicht gesehen und reagiert verletzt. Der*die Nichtbetroffene fühlt sich hilflos und überfordert.
Ich behaupte: Es gibt Nichtbetroffene, bei denen es sich nicht um bösen Willen oder absichtliches Verletzenwollen handelt. Sie *können* nicht verstehen, weil ihr Grundverständnis der Krankheit auf falschen Annahmen beruht.
Deshalb ist #mentalhealth-Aufklärungsarbeit so wichtig.
Jeder Tweet von Euch Mitbetroffenen ist wertvoll, der die rohe und zermürbende Erfahrung der Krankheit in einer einfachen Sprache ausdrückt.
Denn so machen wir denen, die verstehen wollen, Depressionen verstehbar.
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Es kostet mich ein bisschen Mut und Überwindung, das zu schreiben – aber jetzt ist es soweit:
Warum ich darüber nachdenke, ein Leben lang #Single zu bleiben.
Ein Thread über Depressionen und Partner:innenschaften.
Letztes Jahr fiel mir etwas merkwürdiges auf. Immer, wenn meine Depressionen ausbrechen, bin ich in einer Beziehung. Die letzten drei Episoden war ich gleichzeitig frisch verliebt – und jedes Mal landete ich in der Psychiatrie.
Mein Therapeut sagte mir dieses Jahr: Martin, ich mache mir keine Sorgen, wenn Du eine Beziehung beendest, ich mache mir Sorgen, wenn Du eine neue Beziehung startest. Es ist schwer zu beschreiben, aber wenn ich mich verliebe, dann bricht etwas in mir.
1/ Es ist Samstag, 16.49 Uhr. Du hast die ganze Woche auf dem Bau durchgearbeitet und seit gestern Abend 20 Stunden geschlafen. Du öffnest die Augen, versuchst aufzustehen, bemerkst aber zu Deinem Schrecken »ACH DU SCHEISSE« dass Du Dich besten Willen nicht rühren kannst.
2/ Du hast um 19 Uhr ein Treffen mit Freund:innen, jedoch ist Dir das völlig egal, weil Du einfach nur weiterschlafen willst. Einkaufen wolltest Du auch — egal. Deine Freundin anrufen — »AUF KEINEN FALL«: Deine Knochen fühlen sich an wie dreißig Tonnen harter Zement.
3/ Du denkst darüber nach, Dich umzudrehen, Dein Körper sehnt sich so sehr danach, Du denkst denkst denkst und als Du Minuten später einen Versuch startest, kommst Du nicht weit. Du bleibst exakt so liegen, wie Du aufgewacht bist. »ICH WERDE EINEN MONAT SCHLAFEN«.
Liebe Leute, wir müssen reden. Denn es gibt Menschen, denen mein permanentes, offenes und verletzliches Schreiben über meine Krankheit, Depressionen auf die Nerven geht. Und wisst ihr was? Ich don't give a Fuck. Denn ich verfolge ein Ziel: [Thread!] (1/9)
Wenn wir WIRKLICH wollen, dass mehr Menschen sich trauen, offen über ihre Krankheit zu schreiben, dann müssen wir etwas dafür tun. Denn diese Gesellschaft wird sich nicht alleine verändern. Die Stigmatisierung psychisch kranker ist IMMER NOCH ein Problem. (2/9)
Es ist bequem, sich mit der eigenen Twitter-Blase zu begnügen, sich zurückzulehnen und zu denken: WIR haben es kapiert.
Realitäts-Check: Jedes Jahr erkranken 5,3 Millionen der erwachsenen Deutschen an einer Depression. Millionen! Jesus f***** Christ. (3/9)
Ja, der Lockdown war schlecht für die psychische Gesundheit. Aber: Es wäre schlimmer gewesen, es nicht zu tun. Das schreiben Dirk Richter und Lucy Foulkes im Guardian (Thread) #mentalhealth (1/9)
Die Auswirkungen der Lockdowns auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung wurde zur Monition für Lockdown-Kritiker und -Gegner weltweit.
„Auf den ersten Blick wären weniger harte Maßnahmen offensichtlich besser für unsere kollektive psychische Gesundheit gewesen.“ (2/9)
Richter und Foulkes schreiben: „Tatsächlich könnten weniger restriktive Sperrmaßnahmen zu ebenso vielen psychischen Problemen – und möglicherweise zu mehr geführt haben.“ (3/9)
Arschlöcher und die #Psychiatrie: Ein Plädoyer gegen die permanente Stigmatisierung psychisch Kranker in 17 Tweets (1/17):
Liebe Leute, ich habe es satt, permanent auf eine Linie mit Menschen gebracht zu werden, die sich wie Fanatiker*innen oder Arschlöcher verhalten – oder schlicht und ergreifend Nazis sind. (2/17)
Gestern Abend las ich in meiner erweiterten Twitter-Bubble dass Xavier Naidoo ein „Psycho“ ist „in die geschlossene psychiatrische Anstalt“ gehört, weil er aufforderte, Handys in Alufolie zu packen. Und es ist nicht das erste Mal, dass ich diesen Zuschreibungen begegne. (3/17)
Depressionen haben nichts mit Selbstdisziplin zu tun.
Wir sind nicht zu faul.
Wir sind nicht zu bequem.
Wir tun nicht so, also ob.
Wir sind krank.
Manchmal innerlich tot.
Wir sind #notjustsad.
Die Hauptsymptome sind:
1. Gedrückte, depressive Stimmung: Die Depression ist charakterisiert durch Stimmungseinengung oder bei einer schweren Depression das „Gefühl der Gefühllosigkeit“ bzw. das Gefühl anhaltender innerer Leere.
2. Interessensverlust und Freudlosigkeit: Verlust der Fähigkeit zu Freude oder Trauer; Verlust der affektiven Resonanz, das heißt, die Stimmung des Patienten ist durch Zuspruch nicht aufzuhellen