Es gibt inzwischen aussichtsreiche Behandlungsoptionen selbst für die am stärksten gefährdeten Gruppen. Allerdings sind die nicht ohne Probleme.
Wie der Stand ist und worauf ihr achten müsst.
1/15
Daten zeigen, dass die meisten Immunschwachen nach 3 Impfungen einen ordentlichen Schutz aufbauen. Z.B. 60% Serokonversion nach 2 Impfungen bei Krebs. Weitere Impfungen steigern die Serokonversion, d.h. auf jeden Fall 3. & 4. Dosis holen.
2/15
Bei zwei Gruppen wirken die Impfungen kaum: Organtransplantierte und Leute, die das Medikament #Rituximab bekommen.
Da gibt es aber inzwischen auch Optionen. Primär sind das monoklonale #Antikörper, die in DE nach meinen Infos weithin mit gutem Erfolg eingesetzt werden.
3/15
Die Antikörper haben zwei Nachteile.
Zum einen können sie ineffektiv werden. Gegen #Omikron wirken viele etablierte Präparate nicht mehr. Ein neues ist aber grad zugelassen worden. Ist letztendlich ein Wettrennen zwischen Evolution und Medis.
4/15 aerzteblatt.de/nachrichten/13….
Wobei ich da optimistisch bin. Monoklonale AB sind ja kein Hexenwerk.
Das zweite Problem ist für die Praxis entscheidender: die Präparate wirken nur sehr früh in der Erkrankung. Deswegen sollten Gefährdete sicherstellen, dass sie im Ernstfall schnell reagieren können.
5/15
Das heißt: regelmäßige Schnelltests nach Risikokontakten, und zwar so, dass sie wirklich funktionieren. Sorry, macht keinen Spaß, aber muss halt... Bei Omikron scheinen Rachenabstriche empfindlicher zu sein.
6/15 mri.tum.de/news/covid-19-…
Außerdem solltet ihr euch VORHER mit eurem betreuendem Zentrum absprechen, wie ihr im Ernstfall Zugang zur Antikörpertherapie kriegt. Also wem Bescheid sagen, wie ihr da hin kommt, was der Ablauf ist. So dass ihr nach einem positiven Test schon genau wisst, was zu tun ist.
7/15
Eine rechtzeitige Antikörpertherapie scheint fast immer sehr gut zu funktionieren, wenn ihr zusehr, dass ihr sie schnell kriegt.
Dazu gibt es noch die Möglichkeit der Prä- und Postexpositionsprophylaxe. Also Antikörpergabe als passiver Schutz auf Verdacht oder nach Kontakt.
8/15
Prophylaxe mit AK funzt auch gut, ist nach meinem Eindruck weniger verbreitet. Sinnvoll ist das auch nur, wenn ihr oft Hochrisikokontakte habt oder jemand im Haushalt infiziert ist.
Auch da gilt: informiert euch, BEVOR die Kacke am Dampfen ist... nejm.org/doi/10.1056/NE…
9/15
Will sagen, fragt euer Zentrum nach Postexpositionsprophylaxe, bevor das Blag mitm positiven Test aus der Schule kommt und nicht erst, wenn es ganzganz dringend ist.
Grundsätzlich gilt: kümmert euch früh, dass ihr wisst, wo ihr hin könnt.
10/15
Antivirale Medis werden im Moment anscheinend bei Immunsupprimierten nicht umfassend eingesetzt, obwohl sie gegen alle Varianten incl #BA2. wirken Das hat Gründe. #Molnupiravir wirkt weit, weit schlechter als die Antikörper, also warum sollte man, wenn man die Wahl hat?
11/15
Paxlovid dagegen ist sehr effektiv, allerdings enthält das Medikament einen Wirkverstärker, der mit sehr vielen anderen Medis wechselwirkt. Darunter auch gängige Immunsuppressiva. Das macht den Einsatz bei Transplantierten kompliziert, und anscheinend wird es vermieden.
12/15
Also zusammengefasst: es gibt inzwischen gute Behandlungsmöglichkeiten auch bei Immunsuppression. Entscheidend sind aber Zugang und schnelle Reaktion. Da müsst ihr euch selbst drum kümmern und wirklich auf Zack sein, sonst geht das in die Hose.
13/15
Im big picture bedeutet das natürlich, dass keineswegs alle RisikopatientInnen damit auf der sicheren Seite sind. Im Gegenteil. Viele Benachteiligte können das "auf Zack sein" nicht leisten, wegen Geld, Sprache, Informationshürden, whatever.
14/15
Das heißt, hier passiert vermutlich die stärkste soziale Selektion in der Pandemie, weil #Covid19 in diesen Gruppen unbehandelt so gefährlich ist, und die Hürden für erfolgreiche Behandlung relativ hoch sind.
15/15
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Kurzer Einschub: Ich hatte letztes Jahr zusammengefasst, was über das Thema bekannt ist. Da sind auch ein paar der hier besprochenen Effekte etwas ausführlicher erklärt.
2/15 scilogs.spektrum.de/fischblog/unfr…
Die neuen Ergebnisse stammen aus Untersuchungen an 11 an #Covid19 verstorbenen Männern. Das hat den Nachteil, dass man hier nur die Effekte schwerster Verläufe sieht. Aber nicht tödlich erkrankte Männer rücken gemeinhin nur sehr ungern geeignete Untersuchungsobjekte raus.
3/15
Wir wissen ja, dass #Covid19 auch Schäden am Herz-Kreislauf-System verursacht. Diese Langzeitstudie liefert konkrete Zahlen über das zusätzliche Risiko nach 12 Monaten.
Die Untersuchung ist besonders hilfreich, bei sie ein paar mehr Details bietet. 1/6
Zum einen ist darin aufgeschlüsselt, wie wichtig die Schwere der Erkrankung ist. Auch mit sehr milden Verläufen gibt es höhere Risiken, aber der Anstieg ist sehr gering, außer bei Herzmuskelentzündungen. Mit der Schwere der Erkrankung nehmen auch die Folgen zu.
2/6
Kurios ist der Befund, dass bei Übergewicht und Diabetes die Folgen fürs Herz-Kreislauf-System geringer zu sein scheinen. Das kann mehrere Gründe haben. Zum Beispiel könnte die medizinische Behandlung des Diabetes eine Rolle spielen. Oder dass hier schlicht mehr sterben.
3/6
Kurzer Hinweis zum Umgang mit beruhigenden und beunruhigenden Forschungsergebnissen aller Art über #COVID19.
In den letzten 2 Jahren wurde darüber gefühlt mehr geforscht als über alle anderen Infektionskrankheiten in den letzten 50.
Das hat zwei Konsequenzen:
1/4
Erstens ist davon sehr viel vorläufig, ungeprüft und nicht reproduziert.
Zweitens erforscht man dadurch unglaublich viele Sachen, die man bei anderen Viren noch nicht nachgeguckt hat. Entweder weil das Geld oder die Motivation fehlte oder es die Methode noch nicht gab.
2/4
Das heißt, man findet jetzt bei #Covid19 ganz viele Sachen, die außergewöhnlich, exotisch und bizarr erscheinen.
Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass Sars-CoV-2 außergewöhnlich, exotisch und bizarr ist. Jedenfalls nicht mehr als andere Viren.
3/4
Vielleicht noch als Nachtrag zu meinem Arztbesuch: natürlich kann man sich vor #Omikron schützen und so verhindern, dass man es bekommt. Lasst euch da nix erzählen.
Das ist kein magisches Virus, das bleibt an ner gut sitzenden FFP2-Maske hängen wie alle anderen auch.
1/6
Das Problem ist einerseits, dass der Kram ansteckender ist. Das heißt, man hat ohne Maske leichter mal Pech mit verseuchter Raumluft oder bei flüchtigem Kontakt (und ich tippe auf höhere Wahrscheinlichkeit von Schmierinfektionen).
2/6
Andererseits scheint der Anteil an symptomlos infizierten bei #Omikron sehr hoch zu sein, laut Daten aus Südafrika. Das heißt, man hat leichter mal Pech mit Sozialkontakten, die man für sicher hält. 3/6 reuters.com/business/healt…
Phagentherapie
Viren gegen antibiotikaresistente Bakterien einzusetzen, ist ja inzwischen ein weithin bekannter und erforschter Ansatz. Es gibt allerdings mehrere Gründe, weshalb man Bakteriophagen immer noch nicht routinemäßig in der Medizin einsetzt.
1/13 #Virenadventskalender
Das zentrale Problem ist, dass Phagen etwas grundlegend anderes sind als die klassischen Antibiotika, und deswegen auch komplizierter in der Anwendung. Antibiotika sind breit wirksame chemische Waffen, die kippt man drauf und es ist Ruhe. Das geht bei Phagen nicht.
2/13
Phagen sind spezifisch für ein bestimmtes Bakterium. Das ist einerseits gut, weil man so die nützlichen Bakterien in Ruhe lässt. Andererseits muss man genau rausfinden, welches Bakterium am Werk ist, und das macht zusätzlichen Aufwand und kostet Zeit.
3/13
Gelbfieber
Mit einer Sterblichkeit zwischen ca. 5 und 10 Prozent ist Gelbfieber weniger tödlich als zum Beispiel Pocken oder Ebola. Aber historisch ist es eine der bedeutendsten Seuchen überhaupt, und mögliche Quelle verheerender zukünftiger Epidemien.
1/14 #Virenadventskalender
Das Gelbfiebervirus wird von Stechmücken übertragen, stammt vermutlich aus Zentralafrika und erlangte seine Bedeutung durch den Kolonialismus. Gelbfieber war neben Malaria der Grund, weshalb es vor Ende des 19. Jahrhunderts keine größere europäische Präsenz in Afrika gab.
2/14
Erst ab etwa den 1870er Jahren waren Medizin und Seuchenkontrolle weit genug fortgeschritten, um den "Wettlauf um Afrika" zu ermöglichen. Um 1820 starben monatlich etwa 5% der europäischen Truppen durch Fieber, am Ende des Jahrhunderts nur noch etwa ein Zehntel davon.
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