Für wirksamen #Klimaschutz werden Techno-Lösungen allein nicht helfen. Gerade bei #Mobilität und #Ernährung wird es ohne Veränderung von Verhalten und Gewohnheiten nicht gehen. Das @UKHouseofLords hat hierzu einen epochalen Bericht vorgelegt.
Langer Thread mit Kernaussagen.
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Hier zunächst der Link zur Originalquelle: committees.parliament.uk/publications/3…
Zentrales Thema des Reports ist insbesondere die Frage, wie die Regierung mit den Bürger:innen kommunizieren sollte, um diese Klimaschutz-Lücke zu schließen.
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Vorab:
Ausgangspunkt ist Feststellung, dass #Klimaziele verfehlt werden, wenn man nur auf angebotsseitige Lösungen wie Ausbau Erneuerbare setzt.
Und wenn zugleich stark klimaschädliche Praktiken wie Flugverkehr oder hoher Anteil tierischer Lebensmittel beibehalten werden.
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Ausgangspunkt No 2 des Reports ist der Befund:
Die Bevölkerung ist in sehr hohem Maße zu Klimaschutz & Verhaltensänderungen bereit.
Dieser Befund ist empirisch sehr gut belegt. Für Deutschland z.B. durch die #Umweltbewusstsein-Studie von @Umweltbundesamt und @BMUV
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Die Studien von @moreincommon_de zeigen für 🇩🇪und 🇬🇧außerdem:
Die Bürger:innen erwarten von der Regierung Führung, klare Signale und dass Klimaschutz nicht an Privatleute delegiert wird.
Auch für UK stellt der Oberhaus-Report unmissverständlich klar:
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"Die bisherigen Bemühungen der Regierung, Verhaltensänderungen zu befördern, um Umwelt- und #Klimaziele zu erreichen, sind unangemessen, um der Größe der Herausforderung gerecht zu werden."
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"Die Öffentlichkeit erwartet von der Regierung eine klare Führung hinsichtlich der Verhaltensänderungen, die Priorität haben sollten, und ein koordiniertes Vorgehen, damit Veränderungen fairer und einfacher werden."
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"Die Regierung muss eine positive Vision vermitteln und klar vermitteln, wie die Bevölkerung dazu beitragen kann, Umwelt- und Klimaziele zu erreichen. Und sie muss mit eigenem Beispiel vorangehen."
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"Dabei sind Informationen nicht ausreichend, um Verhalten zu verändern; vielmehr muss die Regierung eine größere Rolle spielen, um die Rahmenbedingungen für privaten Konsum durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen zu verändern."
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"Die Regierung sollte insbesondere aus Beispielen lernen, wo es ihr gelungen ist oder wo sie daran gescheitert ist, Verhaltensänderungen wirksam zu erzielen, etwa während der COVID-Pandemie." Weitere Beispiele seien der Nichtraucherschutz oder ernährungsbedingte Krankheiten.10/⤵️
Die Befunde dieses überaus anregenden Reports sind an vielen Stellen 1:1 auf Deutschland übertragbar.
Eine vergleichbare kritische Bestandsaufnahme der staatlichen #Klimakommunikation wäre zugleich dringend angeraten.
Dies gilt insbesondere, weil:
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Stattdessen sind zu beobachten:
- Tendenzen zur Infantilisierung ("Doppel-Wumms", "You never walk alone") der Bürger:innen
- das Agieren mit empirisch nicht belegten, vereinfachenden Annahmen über Motivlagen der Bürger:innen ("nur am Geld orientiert")
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- das Agieren mit dem überholten Informations-Defizit-Modell
- die völlig unzureichende Beteiligung zentraler Disziplinen wie Kognitionsforschung, #Umweltpsychologie, Sozialpsychologie, Verhaltensökonomie am Politikdesign in der #Klimapolitik.
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Um dem Einwand zu begegnen, der Umweltausschuss des @UKHouseofLords (oder ich selbst) redeten staatlich mandatierten Psychotricks oder einem Staat das Wort, der Bürger:innen zu etwas bringen will, was diese ablehnen:
Hier nochmals die klaren, empirisch gut belegten Befunde:
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Die übergroße Mehrheit der Menschen will sich umweltgerecht und klimabewusst verhalten.
Sie erwarten, dass Staat und Regierung derartiges Verhalten begünstigt und ermöglicht - und nicht erschwert wie derzeit vielfach der Fall.
Und dass es dabei fair zugeht.
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Und wer ein grundsätzliches Problem damit hat, dass der Staat klar signalisiert, welches Verhalten der Allgemeinheit schadet und welches mehrheitlich gewollte Politikziele fördert, sei erinnert:
In sehr, sehr vielen Politikfeldern ist das unbestrittene staatliche Praxis.
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Sei es, wenn der Staat für die Verkehrssicherheit Ampeln aufstellt. Oder warnt, welches Verhalten Krebs oder Geschlechtskrankheiten befördert.
Höchste Zeit, diese Politikinstrumente auch beim Klimaschutz ernstzunehmen und anzuwenden.
Und zwar auf fachlich basierter Grundlage.
END
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Die Bundesregierung hat ein Problem, mit Bürgerinnen und Bürgern zu kommunizieren - weil sie ihnen nichts zutraut.
Dies zeigt sich beim #UkraineKrieg wie in der #Klimakrise.
Mit fatalen Folgen.
Ein 🧵1/14
Wie @SchullerKonrad kürzlich schrieb, verhält sich die Bundesregierung wie Neville Chamberlain:
Der hatte "den Briten und wohl auch sich selbst lange das bequeme Märchen erzählt, man könne Hitler zähmen, ohne große Opfer zu bringen."
2/14
Den Bürgern Veränderungsbereitschaft abzusprechen, ihnen nichts abzuverlangen, ist der kommunikative Kardinalfehler dieser Regierung.
Bundeskanzler Scholz unterließ es seit Beginn der russischen Invasion, die Bürger:innen direkt anzusprechen, um Unterstützung zu bitten.
3/14
Zum Regierungsdebakel bei #Corona:
Ich beschäftige mich mit Blick auf die #Klimakrise fast täglich mit Sozialpsychologie und Verhaltensforschung.
Ich weiß: es gibt gute, wissenschaftlich fundierte Ansätze, um Menschen für gemeinwohlorientiertes Verhalten zu gewinnen. 1/5
Davon ist im Regierungshandeln bei der #COVID19-Krise wenig bis nichts zu sehen.
Bei der Frage, wie man die #Impfquote deutlich nach oben bekommt, gibt es auch nach 18 Monaten Pandemie offenbar keine sozialwissenschaftlich fundierte Strategie der Bundesregierung. 2/5
Täglich melden sich auch alle möglichen Fachgesellschaften zu Wort: Notfallmedizin, Kinderärzte, Epidemiologie etc. Gut so.
Aber wo bleiben eigentlich Politologie, Sozialpsychologie, Verhaltensökonomie, Kommunikationswissenschaft? 3/5