Thread by @BR24

Übergriffe und Gewalt in Kindertagesstätten – das ist ein Tabuthema. Aber es gibt sie. Und: Die Meldungen bei den Aufsichtsbehörden haben zugenommen. Das zeigt eine Umfrage von BR Recherche. #Kita

Diese #KitasamLimit Recherche beginnt im September. Mit einer Mutter. Sie erzählt, im #Kindergarten ihres Sohnes hat eine Mitarbeiterin Kinder geschlagen und ins Bad eingesperrt. Kein Einzelfall. Ein Thread 🧵 br.de/nachrichten/ba… 1/19

.@GuerkovC & @hawrankowa von BR Recherche reden mit 61 Kita-Mitarbeitenden, die sagen: Die Kinder sind kein Problem, sondern #Personalmangel und #Überlastung. #Corona hat vielen den Rest gegeben. „Come in and burn out“, sagt eine Leiterin. Aber es steckt mehr dahinter. 2/19

Wir fragen das Kita-Personal, ob es die eigenen Kinder in ihre Kita geben würden. Die meisten sagen: Nein. #twitterkita 3/19

Von 61 Erzieherinnen haben nur zwei keine seelische oder körperliche #Gewalt gegen Krippen- oder Kindergartenkinder erlebt. Gemeldet haben die Vorfälle nur wenige, sagen sie BR Recherche. Denn Gewalt, Fehlverhalten, Vernachlässigung sind Tabuthemen in der #twkita. 4/19

Das ist auch wissenschaftlich belegt: Kinderrechtler @liga_kind fordern deshalb #Kinderschutz & #Gewaltprävention als Thema in Aus- & Fortbildung. Aber reicht das? Ulrike, eine Erzieherin aus Niederbayern, wusste, dass Kolleginnen Kinder schlecht behandelten. Nämlich so: 5/19

„Kinder bekamen nichts zu trinken, weil sie ja sonst auf’s Klo müssten. Eine Eineinhalbjährige bekam eine Karotte in den Mund gesteckt, die Hände wurden festgehalten, nicht ausspucken, hieß es. Kinder wurden in Gitterbetten eingesperrt.“ 6/19

Gemeldet hat sie das alles nicht, sagt Ulrike. „Ich brauchte doch meine Stelle“, sagt sie und weint im Interview. Über Jahre versucht Ulrike, die Kinder zu beschützen, wirft etwa heimlich Essen weg, damit die Kleinen nicht aufessen müssen. 7/19

Als Ulrike einen anderen Job findet, kündigt sie. Trotzdem hat sie Angst, als Nestbeschmutzerin zu gelten. Sie bittet, ihren echten Namen nicht zu nennen. Dem BR liegen Mails, #Gefährdungsanzeige n und Gedächtnisprotokolle zu Ulrikes Fall und anderen Fällen vor. 8/19

Die Palette der Übergriffe in Kitas ist breit: Sie reicht von Erniedrigen über Zwang zu essen und zu schlafen bis hin zu körperlicher Gewalt. 9/19

Wir wollen wissen, was die #Kita #Aufsichtsbehörden über Missstände wissen und schreiben 76 in #Bayern an. 59 Behörden machen mit, die meisten wollen anonym bleiben. 10/19

Wir fragen nach, wie viele Meldungen zu mangelnder Aufsicht, Vernachlässigung und seelischer und körperlicher Gewalt in Kitas sie 2021 und 2022 erhalten haben. Die Antworten sind überraschend: 11/19

Die Zahl der gemeldeten Verdachtsfälle ist dieses Jahr um rund hundert auf 232 gestiegen. Aber: Zehn Kita-Aufsichten zählen ihre Meldungen nicht. Andere verweisen uns auf die #Dunkelziffer. Einige Umfrageergebnisse sind besonders auffällig: 12/19

Verstöße gegen die Aufsichtspflicht in Kitas haben sich laut Umfrage mehr als verdoppelt - von 24 auf 57. Auffällig ist auch der Anstieg bei körperlicher Gewalt, von 43 auf 59 Meldungen. Und die Zahl der Meldungen zu seelischer Gewalt ist von 16 auf 32 angewachsen. 13/19

Ein weiteres Indiz dafür, dass es in den #Kitas rumort: Vergangenes Jahr haben 21 bayerische Kita-Aufsichtsbehörden nach eigenen Angaben keine Meldung erhalten. Dieses Jahr waren es elf. 14/19

Lisa Pfeiffer, #Kita Fachkraft @BayernVerband, ist nicht überrascht: „Wir erleben tagtäglich in der Praxis, wie es oft abläuft aufgrund von Personalmangel. Das liegt auch an der ständigen Überlastung. Ein Teufelskreis, nicht in allen Einrichtungen, aber doch in vielen.“ 15/19

Deswegen betont Lisa Pfeiffer, ist es wichtig, offen über Fehlverhalten und Gewalt in der Kita zu sprechen – ohne das Kita-Personal zu stigmatisieren. Ein Baustein, der helfen soll, ist das sog. einrichtungsbezogene #Schutzkonzept. 16/19

Das Konzept soll vor kita-internen Gefährdungen schützen und sensibilisieren. Die Teams sollen es gemeinsam entwickeln, mit Eltern und Kindern. Sie sagen: Das ist kaum der Fall. 17/19

Im Bundesgesetz steht das Konzept seit Juni 2021 – ohne konkrete Frist oder job description für die Kita-Aufsicht. Das bayerische Sozialministerium schreibt auf Anfrage: Ein einheitlicher Vollzug sei wichtig. Zuständig aber seien die jeweiligen Kita-Aufsichten. 18/19

Viele #Kitas in Bayern haben noch kein Konzept. Das geht aus der Umfrage unter den Aufsichtsbehörden hervor: Nur 2 Aufsichten haben von allen Kitas die Konzepte erhalten. 5 Aufsichten haben kein einziges. Und ein Landkreis erklärt, die Kitas bräuchten keins vorzulegen. 19/19