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Mar 1 22 tweets 14 min read
⚠️ LEAK: Im Auftrag des @BMWK hat das @ewi_koeln die globalen #Gas-Märkte untersucht. Ziel der Analyse: Die Grundlage für ein Gesamtkonzept für die geplanten #LNG-Terminals schaffen. Wir veröffentlichen die interne Analyse vollständig. Thread (1/18).
Hintergrund: Das @BMWK muss einer Berichtspflicht gegenüber dem Haushaltsausschuss des #Bundestag nachgekommen. Frist war eigentlich schon der 15. Februar. Robert #Habeck soll in dem Bericht die notwendigen Terminalkapazitäten begründen. (2/x)
Allerdings werden die #LNG-Kapazitäten in dieser Analyse nicht als zu ermittelnde Variable betrachtet, sondern als fixe Annahme. Damit bleibt die Analyse hinter dem Berichtsanspruch des Haushaltsausschuss zurück - sie kann nur rechtfertigen, was das @BMWK ohnehin plant. (3/x)
Dennoch erste Überraschung: Das @ewi_koeln geht NICHT vom Bau der Onshore-Terminals in #Stade und #Wilhelmshaven aus. Auch die gigantischen Kapazitäten für das Terminal vor #Rügen fehlen. Hier die Projektübersicht, die der Analyse zu Grunde gelegt wurde. (4/x)
Zweite Überraschung: Das @ewi_koeln rechnet in Summe 2030 nur mit 41 bcm #LNG-Kapazität in Deutschland. Das ist grob die Hälfte der bisherigen Planungen des @BMWK, das bis jetzt von rd. 77 bcm in 2030 ausgeht. (5/x)
Obwohl die Kapazität niedriger angesetzt wird, sind die Terminals mit 41 bcm in allen Szenarien ausreichend. In Szenarien mit sinkendem Gasbedarf sind sie nur niedrig ausgelastet. Fazit des @ewi_koeln: Über aktuell beschlossene Projekte hinaus gibt es keinen Ausbaubedarf. (6/x)
Wichtige Anmerkung an dieser Stelle: Das @ewi_koeln rechnet für die #FSRU mit jeweils 5 bcm Kapazität. In den bisherigen Antragsunterlagen wird die Kapazität der Anlagen jedoch mit 7,5 bcm angegeben. Damit wird die Summe in der Analyse künstlich klein gerechnet. (7/x)
Folge daraus: Wenn man die tatsächliche Leistungsfähigkeit der #FSRU ansetzt, sinkt die Auslastung noch weiter. Oder mit anderen Worten: Dann könnte man sich einige der Projekte sparen und würde dennoch eine geringe Auslastung behalten. (8/x)
In der Analyse verwendet das @ewi_koeln drei Szenarien aus dem World Energy Outlook der @IEA. Davon ist allerdings nur eines (Net Zero Emissions, NZE) mit dem Pariser Klimalimit kompatibel. In den anderen Szenarien (STEPS/BAU und APS) werden die #Klimaziele nicht erreicht. (9/x)
Nebenbei: Ich finde es überhaupt bemerkenswert, dass das @BMWK mit Szenarien rechnet, in denen die gesetzlichen #Klimaziele nicht erreicht werden. (10/x)
Im #Klimaziel-kompatiblen NZE-Szenario ist die Auslastung der #LNG-Terminals noch niedriger. Sie liegt 2030 zwischen 13 und 18%. Klartext: Wenn die #Klimaziele 2030 erreicht werden, brauchen wir nur ein Fünftel der vom @ewi_koeln angenommen #LNG-Kapazität! (11/x)
Dies entspricht einer Kapazität von nur rd. 7 bcm. Das ist ein einzelnes, vollausgelastetes #LNG-Terminalschiff. (12/x)
Voll ausgelastet sind die Terminals übrigens nur in einem Extremszenario, in dem der Gasbedarf über den bisherigen Bedarf wächst und dann bis 2035 konstant bleibt. Gleichzeitig sinken die Importe aus Norwegen. Das Szenario wäre klimapolitisch allerdings eine Katastrophe. (13/x)
Noch ein Blick auf die Speicher: Selbst in dem Extremszenario (gelb gestrichelt) bleiben sie gut gefüllt. Im NZE-Szenario fällt der Speicherstand quasi nicht unter 90%. Das ist schon fast grotesk, die Speicher werden praktisch gar nicht genutzt. (14/x)
(In der Darstellung oben wird zusätzlich unterstellt, das auch die letzten russischen Lieferungen nach Osteuropa noch ausfalllen und mitkompensiert werden müssen.) (15/x)
Fazit: Diese Analyse macht ein dickes Fragezeichen an die bisherigen #LNG-Planungen der #Bundesregierung. Eine unmittelbare Konsequenz muss sein, die Onshore-Terminals in #Stade und #Wilhelmshaven sowie die Mega-Pläne für #Rügen abzusagen. (16/x)
Dazu gehört natürlich auch, das unsägliche #LNG-Beschleunigungsgesetz zu ändern. Projekte, für die es gar keinen Bedarf gibt, müssen selbstverständlich gestrichen werden. Oder besser: Das #LNGG gleich ganz abschaffen! (17/x)
Darüber hinaus gehören nun alle #LNG-Projekte auf den Prüfstand. Gebaut werden darf nur, was wir wirklich brauchen. Ansonsten drohen schwere Risiken für unsere #Klimaziele. Das können wir uns angesichts der #Klimakrise schlicht nicht leisten. (18/18)
Download des vollständigen Gutachtens des @ewi_koeln hier: duh.de/fileadmin/user…
Hier unsere Pressemitteilung dazu: duh.de/presse/pressem…
Zuerst berichtet hat über die @ewi_koeln-Anaylse übrigens @felixseidai in #FAKT. Unbedingt anschauen! ardmediathek.de/video/fakt/sin…

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Feb 7
⚠️ Journalist*innen aufgepasst: In der kommenden Woche läuft eine wichtige Deadline ab. Der Haushaltsausschuss des #Bundestag hat das @BMWK verpflichtet, bis zum 15.02. ein Gesamtkonzept für die #LNG-Terminals vorzulegen. Hier der Beschluss der Haushälter. (1/x)
Der Beschluss war schon im November 2022 gefasst worden. Gleichzeitig hatte der Haushaltsausschuss die Mittel für eine siebte #FSRU gesperrt. Die Vorlage des Berichts ist eine Bedingung für die Freigabe der Mittel.(2/x)
Was will der Haushaltsausschuss alles wissen?
a) Investitionskosten und Betriebskosten in Jahresscheiben
b) Prognostizierte Bedarfe an #LNG-Kapazität unter Berücksichtigung der bestehenden Pipeline-Importe
c) Auswirkung auf die #Klimaziele
(3/x)
Read 9 tweets
Feb 6
Vergangene Woche gab es eine wenig beachtete aber dramatische Situation auf der #Nordsee: Der Frachter Royal II hatte einen Maschinenausfall und trieb ungesichert westlich von #Helgoland. Das Problem: Zwei #LNG-Schiffe waren in der Nähe, die Höegh #Gannet und die #ISH. (1/5)
Das Havariekommando musste eingreifen, die Royal II wurde mit einer Notschleppverbindung von den #LNG-Schiffen weggeschleppt. Damit ist der Vorfall glimpflich abgelaufen. (2/x)
Die Höegh #Gannet lag vor #Helgoland, weil sie im Hafen #Brunsbüttel Platz für einen Tanker machen musste. Sie war zuvor ohnehin nur für ein Medien-Event u.a. mit Robert #Habeck in #Brunsbüttel eingelaufen. Eine Genehmigung für den Betrieb gibt es nicht. (3/x)
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Jan 14
Heute ist wieder #LNG-Party! Diesmal in #Lubmin. Das Terminal wird eröffnet vom @Bundeskanzler himself, zusammen mit @ManuelaSchwesig und @MiKellner vom @BMWK. Dabei ist gar nicht klar, ob das #LNG-Terminalschiff sicher ist; der Brandschutz ist ungenügend. Thread (1/12)
Zuständig für den Brandschutz ist laut Genehmigungsentwurf die Freiwillige Feuerwehr in #Lubmin, gemeinsam mit Personal des #LNG-Terminalschiffs. Erst später soll eine Werksfeuerwehr gegründet werden. Eine Frist ist dafür nicht genannt. (2/x)
Nichts gegen die Freiwillige Feuerwehr #Lubmin, aber für einen größeren Störfall eines #LNG-Terminalschiffs scheint sie mir nicht geeignet ausgerüstet zu sein. Ein paar Bilder von der Website der Feuerwehr. ↪️feuerwehr-seebad-lubmin.de (3/x)
Read 13 tweets
Dec 28, 2022
Aktuell füllen sich die #Gasspeicher. Welchen Anteil daran hat das #LNG-Terminal #Wilhelmshaven? Das lässt sich aus den Daten zur Einspeisung der @bnetza sowie den Daten von @GIEBrussels zu Speicherfüllständen ermitteln. (1/4)
Die Auswertung für die vergangenen Tage seit Inbetriebnahme des #LNG-Terminals #Wilhelmshaven, Anteil des Terminals an der eingespeicherten #Gas-Menge in Deutschland pro Tag:

22.12. 14,1%
23.12. 5,3%
24.12. 5,4%
25.12. 11,8%
26.12. 10,4%

(2/x)
Die Einspeismengen aus dem #LNG-Terminal betrugen dabei 45 bis 106 GWh/d. Die eingespeicherten #Gas-Mengen betrugen in diesem Zeitraum 320 bis 924 GWh/d. Die maximale Kapazität der #FSRU in #Wilhelmshaven gibt @uniper_energy gegenüber @GIEBrussels mit 155 GWh/d an. (3/x)
Read 5 tweets
Dec 22, 2022
In #MecklenburgVorpommern ist der Rechtsstaat dysfunktional. Das #LNG-Terminal von #Regas in #Lubmin wird offenbar unter Umgehung rechtlicher Vorgaben in Betrieb genommen. (1/9) ndr.de/nachrichten/me…
Der Reihe nach: Umweltminister Till #Backhaus hat gestern per Pressemitteilung bekannt gegeben, dass eine Genehmigung für einen „Probebetrieb“ des #LNG-Terminals erteilt wurde. (2/x) ↪️ regierung-mv.de/Landesregierun… Image
Tatsächlich ist ein Probebetrieb laut #BImSchG nur für eine „Prüfung der Betriebstüchtigkeit“ erlaubt. Ein kommerzieller Betrieb ist aber nicht möglich. Genau das soll aber laut @ndr geschehen: Täglich soll 4 Stunden #Gas eingespeist werden. (3/x) Image
Read 14 tweets
Dec 14, 2022
Morgen soll der @KfW-Verwaltungsrat eine Finanzierungs-Leitinie verabschieden, die auch Projekt erlaubt, die dem 1,5 Grad-Ziel widersprechen. Solche Neuzusagen sollen bis zum 14.09.2024 möglich sein. Auch jenseits dieser Regelung ist die Leitlinie hochproblematisch. Thread (1/5)
Denn auch weit über 2024 hinaus sollen Neuzusagen für viele #Gas-Projekte möglich bleiben. Dazu gehören #LNG-Importterminals, Kauf und Neubau von #LNG-Tankern oder Handelsfinanzierungen für #Öl und #Gas. (2/x)
Alleine die @KFW-IPEX darf dafür ein stattliches Budget ausgeben. Für #Gas-Projekte sind das bis 2050 kumuliert fast 15 Mrd €. (3/x)
Read 6 tweets

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