Thread by @johanna_vogel

Anlässlich der Debatte um das 🇪🇺#Verbrenner"verbot", die von 🇩🇪 jetzt auch nach 🇦🇹 schwappt, hier etwas Hintergrund zum optimalen #policy #mix, wenn es darum geht, den technologischen Fortschritt in eine #CO2-freie Richtung zu lenken, aus umweltökonomischer Sicht 1/

1. Instrument der Wahl ist i.d. Theorie eine umfassende #CO2-Bepreisung in angemessener Höhe (z.B. = #Schadenskosten) mit sozial ausgewogener #Rückvergütung: CO2-Preis korrigiert fehlenden Preis für Umweltgüter, der #fossile Kraftstoffe zu günstig macht

https://twitter.com/ChFlachsland/status/1634121101469941764

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Aber i.d. Realität lässt sich ein angemessen hoher CO2-Preis nicht überall umsetzen: Weil a) der ökonomisch #perfekte Markt nicht existiert (weitere #Marktversagen), und b) sich aus #sozialen Gründen im Gebäude- und Verkehrsbereich keine so hohen CO2-Preise durchsetzen lassen 3/

Die Folgen von b) hat @ChFlachsland hier schön als #politökonomisches Commitment-Problem beschrieben

https://twitter.com/ChFlachsland/status/1631246484866842624

, s. auch Besley & Persson hier 👉

https://twitter.com/edenhofer_jacob/status/1633001452682502147

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a) bedeutet weitere #Marktversagen u. dynamische #Ineffizienzen (Ökonom:innensprache), die den dzt. dominanten CO2-intensiven Technologien einen Vorteil verschaffen: Insbes. #Externalitäten im Innovationsprozess, Unsicherheiten, unvollst. Information u. #Pfadabhängigkeiten, 5/

infolge derer zu wenig in Erforschung neuer CO2-freier Technologien investiert wird, #Technologieunsicherheit herrscht und die etablierte Technologie (#Verbrenner) den Markt und die Infrastruktur dominiert

https://twitter.com/PHuenermund/status/1632414667434778625

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Bei ausreichend hohem CO2-Preis ist z.B. jetzt schon klar, dass sich #efuels ohne massive Subventionen nicht durchsetzen können, weil sie aufgrund der vielen Umwandlungen u. -verluste beim selben grünen Strommix viel energieintensiver u. daher teurer sind als BEV #physics 7/

Wenn also aus den #sozialen und #politökonomischen Gründen in b) CO2-Preis im Verkehr zu niedrig bleibt, und/oder aufgrund d. Marktversagen/Pfadabhängigkeiten in a) neue CO2-freie Technologien Nachteile in #Entwicklung u #Diffusion haben, braucht es weitere Politikinstrumente 8/

Und hier kommen #Subventionen f. CO2-freie Technologieentwicklung ins Spiel, und DAZU #Gebote wie d. #EU-Vorschlag zu 100% CO2-freien #PKW-Neuzulassungen ab 2035, der Gemüter so erhitzt. Letztere dienen genau der Lösung des #commitment #problems in b) 9/

https://twitter.com/ChFlachsland/status/1631246868742127616

NB: 🇪🇺-Vorschlag ist *kein* #Verbot des Verbrennungsmotors, sondern ein #Gebot, das 100% CO2-freie Antriebstechnologien vorsieht - also ein #Technologiestandard, der ein erwünschtes Ziel vorschreibt, aber nicht, *wie* dieses erreicht wird 👉 S. 18 §5a bit.ly/3YKc0qK 10/

Auch die Euro-Abgasnormen der 🇪🇺 sind solche Standards. Zudem wissen wir aus der Literatur zur #policy #evaluation, dass solche ordnungsrechtlichen #Regulationen im Vgl. zu ökonomischen Instrumenten effektiver in der Zielerreichung sind (s. Zertifikatsreduktionspfad im #ETS) 11/

Regulatorische #Standards sind also gerade in der #Klimapolitik besonders sinnvoll, wo wir aus der naturwissenschaftlichen Forschung das notwendige Ausstiegsdatum zur Erreichung der #Klimaziele kennen. Wobei wir auch wissen, dass 2035 sogar eher zu spät sein wird 12/

Zusammenfassend braucht es also höchstw. SOWOHL CO2-Preis ALS AUCH Subventionen UND Regulationen wie Standards. Ein "technologieoffener" Standard wie der EU-Vorschlag schafft aus innovationsökonomischer Sicht #Zielsicherheit u. kann helfen, #Pfadabhängigkeiten aufzubrechen. 13/

Dabei ist d. Ausgestaltung d. Policymixes zentral - so sollte z.B. keine Technologie subventioniert werden, die im Status Quo begünstigt ist u. von zu geringem CO2-Preis profitiert #efuels (enorm energieintensiv u erzeugen am Auspuff im Gegensatz zu BEV sehr wohl Emissionen) 14/

Außerdem sind Subventionen teuer, kommen aus begrenzten staatl. Mitteln (Allgemeinvermögen) und schaffen auch wieder #politökonomische Probleme zwischen Lobbyorganisationen und Staat 👉

https://twitter.com/BachmannRudi/status/1634256221308944385

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Aber ganz besonders wichtig: Die #Nachhaltigkeitstransformation ist besonders umfassend u komplex, es braucht also den kompletten Instrumenten-Toolkit - verweise dabei bescheidenst auf Papier mit Kollegen ➡️
sciencedirect.com/science/articl… 16/

Auch das innovationsökonomische Rational für #Technologiestandards kommt mir in der (informierten) Debatte bis jetzt zu wenig vor: Man braucht lt. #Tinbergen zumindest ein Instrument pro Marktversagen, allein deshalb ist CO2-Preis allein nicht genug 17/

Ähnliches gilt übrigens für die bereits heraufdräuende Debatte über Phase-out v. fossilen #Heizungen im Gebäudebereich - dieses kann genauso als "technologieoffenes" Gebot formuliert worden, mit Ziel = 100% emissionsfreie Heizung bis 2035 ➡️ notwendig für Zielerreichung! 18/end

PS. Hier noch ein kurzer Thread dazu, was wir aus Klima- und Energieszenarien bis 2030/40/50 für 🇦🇹 wissen. Tl;dr: Wir kennen die nötigen #Innovationen bereits, um die Klimaneutralität rechtzeitig zu erreichen. #Gebote helfen bei der Umsetzung 👉

https://twitter.com/johanna_vogel/status/1632030611685748737

PPS. Dabei ist noch gar nicht der gesamte Nicht-CO2-Bereich unserer Umweltprobleme berücksichtigt, den ich sonst immer predige 😅 Also wir haben auch ein #Material- und #Landverbrauchs- sowie ein #Biodiversitätsproblem, plus die diversen #Schadstoffe ➡️

https://twitter.com/johanna_vogel/status/1583848931829551105

Überall dort müssen wirtschafts- und technologiepolitische Instrumente zum Einsatz kommen - die "externen" Umwelteffekte in der Ökonomie bestehen nicht nur aus CO2, es kann uns also nur eine #systemische Betrachtung wirklich helfen!

Addendum: Technologieoffene Standards schaffen mit der Zielsicherheit auch einen Markt für CO2-freie Technologien, was mehr Wettbewerb unter Herstellern bringt, wodurch dann auch die Preise von CO2-frei betriebenen Autos sinken.