Ein Fakt der bisher wenig Aufmerksamkeit gefunden hat in den Debatten um Elon #Musk und #Antisemitismus:
Musk bedient in seinen Tweets eines der ältesten antijüdischen Stereotype überhaupt.
Nein, nicht den "reichen #Juden". Das Stereotyp ist noch viel älter als das.
Es geht um die Idee des "jüdischen Hasses". Das war in der vorchristlichen (!) Antike, bei römischen, griechischen, ägyptischen Quellen *das* wichtigste antijüdische Stereotyp.
ich würde es nicht mit modernem Antisemitismus vergleichen, aber es hat in diesen hinein überdauert.
Hier drei antike Autoren, die alle davon sprechen, die Juden seien Feinde der Menschheit (so wie später die Christen von Kaiser Nero genannt wurden): Tacitus, Hecataeus of Abdera (zitiert), Diodorus.
Die Ursprünge dessen sind schwer zu ergründen, es hat wohl mit Interpretationen
des Auszugs aus Ägypten und auch mit dem großen Unterschied zwischen jüdischer und antiker Religion zu tun. Und der Tanach selbst redet von den Juden als "am levadad yishkon", ein Volk, das für sich lebt.
Wichtiger ist aber, dass der "Hass" der Juden
in der frühchristlichen Zeit übernommen wurde, und seitdem Teil des Christentums war. So wurde es zum Hass der (verworfenen) Juden auf das Christentum, Jesus, und Gottes Schöpfung (also: die Welt). Später waren Ritualmordlegenden und Brunnenvergiftungsmythen Teil dessen.
Auch der "Kaufmann von Venedig", Shylock, ist von Hass motiviert. Shakespeares Charakerdarstellung des Shylocks hat berühmterweise eine Menge menschliche Ambivalenz, aber der "von Hass erfüllte Jude" ist die offensichtlichste Figur des Stücks.
Auch während der Aufklärung vertrat ein Denker wie Voltaire die Vorstellung, dass die Juden durch besonderen "Hass" gekennzeichnet seien. Voltaire warf ihnen vor, sowohl #Christen als auch #Muslime zu hassen und am liebsten tot sehen zu wollen.
Das schreibt er im Buch "Über die Toleranz", in dem er das Argument macht, dass selbst die hasserfüllten Juden die Toleranz verdient hätten (i kid you not!).
Natürlich sind auch R. Wagners ambivalent jüdische Opernfiguren "Alberich" und "Beckmesser" von Hass und Wut zerfressen.
In den Libretti der Opern werden Alberich und Beckmesser immer wieder in ohnmächtiger Wut und Hass beschrieben. Das Stereotyp blieb immer weiter lebendig, und wurde immer dämonischer.
Und natürlich war es im Nationalsozialismus zu finden. Viktor Klemperer bemerkte in seinem "Lingua Tertii Imperii", dass der "abgrundtiefe Haß" der Juden ein wiederkehrendes Merkmal der NS-Propaganda war.
Hier auch ein Artikel aus dem "völkischen Beobachter", 13. April 1943.
Und jetzt behauptet Elon Musk, dass der Milliardär George Soros von "Hass auf die Menschheit" motiviert sei.
Zu den Verschwörungstheorien um Soros gehört von Anfang an, dass er nicht nur Kulturen zerstören und die Weltbevölkerung verringern wolle, sondern auch den 'Westen' hasse.
Das ist #Antisemitismus, selbstverständlich. Aber interessant daran ist, wie alt eigentlich das dahinterstehende Stereotyp ist. Musk weiß das mit ziemlicher Sicherheit gar nicht.
Als Empfehlung für eine Langzeit-Geschichte der Judenfeindschaft: David Nirenberg!
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"From the river to the sea" bedeutet: Gerechtigkeit in diesem Konflikt kann nur durch den Sieg der pal. Nationalbewegung kommen.
Ob dann Jüd:innen vertrieben und ermordet oder in einer bi-nationalen Utopie mit Palästinenser:innen leben sollen, ist erst mal nicht darin enthalten.
Der Kern der Aussage ist: >Kompromisslosigkeit<. Nur der Sieg und das Diktat der Zukunft durch die palästinensische Seite kann eine gerechte und gute Lösung sein.
Im Kern kommt diese Kompromisslosigkeit aus der Geschichte des palästinensischen Nationalismus.
Als ich kürzlich mit einer Gruppe geflüchteter, muslimischer Schülerinnen arbeitete, gab es einen seltsamen Kontrast: Die Teilnehmerinnen (17-19 Jahre) waren sensibel
z.B. gegenüber anti-kurdischem Rassismus oder #Holocaust-Leugnung, nannten diese "beleidigend" und "spaltend zwischen den Menschen". Das war positiv.
Zugleich nahmen sie bizarre Illuminati- oder Rothschild-Theorien von TikTok ohne Bedenken für bare Münze.
Im Gespräch wurde klar, dass viele kein "Grundvertrauen" in die Medien und vor allem ihre Lehrer:innen haben: "Was die erzählen, spricht uns nicht an".
Ein Mangel an gesellschaftlichem Vertrauen. Die Gründe sind divers, aber die zentrale Rolle von Rassismus ist klar.
Dass der "Minister für die besetzten Gebiete" (Portfolio unklar) von einem Podium mit einer (historischen) Karte spricht, auf der #Jordanien für Israel beansprucht wird zeigt relativ gut, dass der Hauptfeind der Rechtsextremen in #Israel nicht die liberale Demokratie ist. 1/4
Die Abschaffung des Rechtsstaates ist ein Vehikel, um ihre Version eines "endgültigen Sieges" über die palästinensische Nationalbewegung zu erringen.
Das ist ebenso ein Spiegel palästinensischer Entwürfe von "Kampf bis zum Sieg" wie ein Teil der rechts-zionistischen Tradition.
Als Illustration für diese aus gegenseitigem Lernen entstandene "Spiegelbildlichkeit" zwischen israelischen und pal. Extremisten diese Screenshots von der Hochzeit eines neuen hochrangigen israelischen Polizeichefs, bei der auch der aktuelle Innenminister anwesend war.
Ich habe mehrere Jahre in sog. "Brennpunktschulen" mit Lehrer/Schüler:innen gearbeitet, und einige Erfahrungen mit pädagogischem Versagen gegenüber den Schüler:innen gemacht.
Drei Stories!
1) #Berlin Neukölln, tech. Berufsschule Anfang 2021.
Schulleitung erzählt, eine "Gang palästinensischer Jungs" habe die Schweigeminute nach dem jihadistischen Mord an Samuel Paty boykottiert.
ich habe mich mit der Gruppe (5 Jungs, aber nur ein Palästinenser) dann ausgetauscht.
Und die Jungs erzählten mir: "Wir haben das boykottiert, ja. Aber nicht wegen der Tat. Mord ist immer falsch. Sondern weil ein halbes Jahr vorher der Wunsch nach einer Schweigeminute für die Opfer des Anschlags von Hanau abgelehnt wurde. Sind #Muslime Opfer zweiter Klasse?"
Wie in Demokratien nun Mal möglich, haben die Verhältnisse in Israel sich verändert.
Viele Leute, die in Deutschland Obsessionen der "Israelkritik" und den Antizionismus aus verschiedenen Richtungen bekämpfen wollen fragen sich, ob sich auch dafür etwas "verändert".
Es gibt/gab die Hoffnung, dass die Regierung nicht so schlimm würde (Shany Mor schreibt das), oder dass sie oder schnell vorbei sein könne.
Was nun bekannt ist, ist aber sehr schlimm, das sagen auch konservative Stimmen (meist bezogen auf die Unterminierung des Rechtsstaats).
Dieser Tweet von Netanjahu drückt die größere Sorge aus. Er enthält den ersten Satz im neuen Koalitionsvertrag (der für deutsche Verhältnisse sehr vage und improvisiert ist).
Wenn man den Satz zuende liest und denkt (und das haben die Politiker:innen getan, sie sind nicht blöd)
#Marokko! Soll das Weiterkommen gefeiert werden soll oder nicht?
Klar: das erste afrikanische Land im WM-Halbfinale ist was großes - so wird es in Afrika auch gesehen.👍🏼
Ich will knapp erklären was der Hintergrund der Kontroverse ist (am Ende meine persönliche Meinung):
(1/29)
Was hat es auf sich mit Themen wie der #Westsahara, den #Berbern (#Amazigh) oder den #Palästina Flaggen. Und noch etwas mehr wie #Sportswashing und Monarchie. Die #Westsahara ist ein ehemaliges spanisches Kolonialgebiet, das in den 1970ern von Marokko besetzt wurde.
(2/29)
Dagegen wehrt sich deren Nationalbewegung, die #Polisario. Marokko hat das Land mit Siedlern geflutet, Widerstand erstickt. Die Sahrawis leben als benachteiligte Minderheit im eigenen Land, in #Flüchtlingslagern im Ausland und hinter einem von Marokko gebauten Erdwall.
(3/29)