Thread by @fuecks

Wer vor dem "Kinderglauben an technische Innovation" warnt, kann mit viel Beifall rechnen. Ich wundere mich eher, wenn erwachsene Leute glauben, der #Klimawandel sei ohne groß angelegte wissenschaftlich-technische Revolution stoppen /1

Wenn das Ziel lautet, klimaneutral zu werden: wie weit kommen wir wohl durch Verzicht auf dieses & jenes - keine Urlaubsflüge, kein privates Auto, geringere Wohnfläche, weniger Fleisch & mehr Getreide, weniger Einkommen & Konsum? /2

Falls beträchtliche Teile der Gesellschaft diesen Weg nicht oder nur widerstrebend mitgehen wollen, soll er dann erzwungen werden? Wer zwingt wen? Bis zu welchem Punkt ist eine solche Strategie demokratietauglich? /3

Nächste Frage: Wieweit ist dieser Weg international anschlussfähig? Werden China, die USA, Indien, Brasilien, Afrika und selbst unsere europäischen Nachbarn demnächst auf Nullwachstum umschwenken? Die Frage stellen, heißt sie beantworten /4

Selbst wenn sich ganz Deutschland zum Öko-Calvinismus bekehrt, wird die Weltwirtschaft weiter wachsen. Die Entwicklungsländer wollen nach oben, die Weltbevölkerung wächst auf 9-10 Milliarden, neue Erfindungen wecken neue Bedürfnisse /5

Angesichts des Klimawandels brauchen wir nicht weniger, sondern mehr Innovationen und Investitionen, um Industrie, Verkehr, Energiesektor und Landwirtschaft in kurzer Zeit auf ökologische Grundlagen zu stellen /6

Wie soll die Dekarbonisierung des Energiesektors, der Mobilität, der Chemie- oder Stahlindustrie ohne alternative Technologien gelingen? Wie geht der Übergang zu einer Zero-Waste-Ökonomie ohne neue Werkstoffe und ökologisches Design? /7

Wie schaffen wir eine sprunghafte Steigerung der Ressourceneffizienz – aus weniger Kilowatt, Wasser, Rohstoffen mehr Wohlstand erzeugen – ohne technologische Innovation? Beispiel: LED-Leuchten brauchen 70 % weniger Energie /8

Und was ist mit dem berühmten Reboundeffekt? Richtig: Bloße Effizienzgewinne reichen nicht aus. Es geht um Substitution fossiler durch erneuerbare Energien, umweltschädlicher durch umweltfreundliche Stoffe + Produkte /9

Ein elegantes politisches Steuerungsmittel sind sukzessive steigende Ressourcensteuern und ein CO2-Emissionshandel mit einem schrittweise sinkenden „Deckel“ für die absolute Emissionsmenge. Das ist ökologische Ordnungspolitik /10

Die ökologische Transformation verlangt nicht den neuen Menschen, sondern eine neue Produktionsweise. Um Bloch zu zitieren: Die bisherige Industrie operiert gegenüber der Natur wie eine Armee in Feindesland /11

Sie nährt sich durch Plünderung und hinterlässt verbrannte Erde. Eine zukunftsfähige Ökonomie beruht auf ökologischer „Allianztechnik“. Es geht um Kooperation mit der Natur, um die Synergie von Natur und Technik /12

Beispiele: Regenerative Energien, technische Photosynthese (Umwandlung von Sonnenlicht, Wasser und CO2 in Kraftstoffe), Pflanzenchemie, Kreislaufwirtschaft, Bionik („Lernen von der Natur“), Rekultivierung von Böden, Agro-Gentechnik /13

Also nicht „Zurück zur Natur“, sondern Vorwärts zu einer ökologischen Moderne, die auf menschlichen Erfindergeist und kreative Vielfalt statt auf immer rigidere Gebote und Verbote setzt /14

Leitlinie ökologischer Politik sollte nicht der Gouvernantenstaat sein, sondern ein nachhaltiger Ordnungsrahmen für die Marktwirtschaft, der die Eigenverantwortung von Unternehmen und Konsumenten stärkt /15 und Schluss