Gemeinsame Erklärung Macron-Scholz-Duda, fein austariert. Das Dilemma aller diplomatischen Bemühungen gegenüber dem Kreml bleibt: Worüber ist eine Verständigung möglich,wenn die Fundamente der europäischen Friedensordnung nicht verhandelbar sind?/1 bundesregierung.de/breg-de/aktuel…
Putin will die #Ukraine wieder in den russischen Orbit zwingen + die NATO aus Mittel-Osteuropa drängen. Beides inakzeptabel. Zum Minsker Abkommen bestehen entgegengesetzte Auffassungen über seine Umsetzung: "Wahlen" und Autonomie des Donbas unter russischer Oberhoheit.. /2
.. oder Abzug der russischen Truppen und Waffen und freie Wahlen unter internationaler Aufsicht. Das eine läuft auf die Legitimierung eines russischen Protektorats hinaus, das andere zielt auf Wiederherstellung der Souveränität + territorialen Integrität der Ukraine. /3
#Macron spricht von einer neuen kollektiven Sicherheitsordnung in Europa unter Einbeziehung Russlands. Aber auf welcher Grundlage? #Putin will zurück zu einer großrussischen Einflußsphäre mit begrenzter Souveränität abhängiger Staaten. Nicht verhandelbar. /4
Selbstverständlich sollte über Abrüstung und atomwaffenfreie Zonen in Europa verhandelt werden. Das betrifft vor allem die russische Aufrüstung der letzten Jahre, insbesondere bei taktischen Atomwaffen, dito die russische Militärpräsenz in Georgien, Moldawien und der Ukraine./5
Es ist wenig wahrscheinlich, dass Putin & Co sich auf Verhandlungen über Rüstungsbegrenzung einlassen werden, wenn der Westen die russischen Forderungen nach einer Revision der europäischen Sicherheitsarchitektur ablehnt. Der Kreml setzt auf militärische Dominanz. /6
Das RECHT der Ukraine, der NATO beizutreten, steht nicht zur Disposition. Allerdings könnten Brüssel und Kiyv erwägen, die NATO-Frage zurückzustellen und dafür die Aufnahme der Ukraine in die EU zu forcieren, einschließlich einer verstärkten militärischen Zusammenarbeit. /7
Ob das Putin besänftigen würde? Kaum. Man erinnere sich, dass sich die Intervention von 2014 gegen die europäische Integration der Ukraine richtete. Für Putin ist die #Ukraine der Schlüssel zur Restauration einer großrussischen Machtsphäre. /8
Man kann es drehen und wenden wie man will: Wenn es eine Chance für eine diplomatische Lösung geben soll, dann nur aus einer Position der Entschlossenheit des Westens, die europäische Friedensordnung + die Souveränität der Ukraine zu verteidigen. /9
Das schließt die Bereitschaft zu drastischen Sanktionen gegen eine russische Offensive ebenso ein wie die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine durch Lieferung entsprechender Waffensysteme. Beides zielt darauf ab, das Kosten-Nutzen-Kalkül des Kremls zu verändern. /10
Wenn Russland Teil einer kooperativen Sicherheitsordnung in Europa sein möchte, die auf Gewaltverzicht, gleicher Souveränität + Herrschaft des Rechts basiert: Herzlich willkommen. Solange es diese Ordnung umwerfen will, braucht es eine Politik der Abschreckung + Eindämmung./11
Nachtrag: Eine eigenständige europäische Sicherheitspolitik mit allem Drum und Dran ist dringend geboten. Aber die aktuelle Krise fordert mehr denn je den Schulterschluss mit den USA und eine gemeinsame Haltung der NATO. Alleingänge spielen nur Putin in die Karten. /12
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Man hört jetzt öfter, Waffenlieferungen an die Ukraine seien sinnlos und sogar unmoralisch, weil sie nur den Krieg verlängern und mehr Menschenleben kosten. Also: Sollen sich die Ukrainer doch freiwillig unter die Fittiche des Kremls begeben, dann gibt es keinen Krieg! /1
Ich verstehe: Für unsere friedliebenden Seelen wäre es am besten, die Ukrainer militärisch schwach zu halten. Sie aufzurüsten könnte Putin geradezu zwingen, zügig einzumarschieren, um die Sache möglichst kurz und unblutig zu halten. /2
Clausewitz hat diese verdrehte Logik auf den Punkt gebracht: Schuld am #Krieg ist immer der Verteidiger. Denn "der Eroberer ist immer friedliebend (wie Bonaparte auch stets behauptet hat), er zöge gern ruhig in unseren Staat ein." /3
Die Entscheidung steht wohl noch aus. Das lässt noch hoffen. Wenn wir der Ukraine keine Waffen liefern, sollten wir wenigstens andere nicht daran hindern. Die deutsche Geschichte ist kein Alibi, einer bedrohten Nation militärische Hilfe zu verweigern. wsj.com/articles/germa…
Wer den Krieg verhindern will, muss die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine stärken. Man nennt es Abschreckung. /2
Offenbar geht die @BReg_Bund von einer akuten Kriegsgefahr aus. Wäre es da nicht konsequent, der #Ukraine nicht nur ein Feldlazarett zu schicken, sondern Waffen, um die Schwelle für einen russischen Angriff zu erhöhen + sich notfalls zu verteidigen? /3 zeit.de/politik/auslan…
Es gibt künftig in der EU zwei konkurrierende Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem: Der eine kombiniert #Atomkraft mit erneuerbaren Energien, der andere lehnt Kernenergie ab + setzt auf #Erdgas als "Brückentechnologie". /1
#Atomstrom ist annähernd CO2-neutral, aber - zumindest auf dem heutigen Stand der Technik - kein Patentrezept gegen den Klimawandel: Risiken, Kosten + Bauzeiten für neue AKW, Atommüll, Proliferation. #Erdgas ist nicht "klimafreundlich", auch wegen nicht erfasster Methan-Leaks./2
Die Erdgas-"Brücke" zu 100 Prozent Erneuerbaren ist ziemlich lang - sie reicht bis weit in die 30er Jahre. Der #Atomausstieg hat unsere Abhängigkeit von #Erdgas noch verschärft - inklusive des Neubaus (!) von Gaskraftwerken in einer Kapazität von 20-40 Gigawatt. /3
Fundsache von 2014, erschreckend aktuell: Über Wahrheit und Lüge in der Politik. Rede zur Verleihung des Hannah Arendt-Preises an Pussy Riot + Juri Andruchowytsch. letnapark-prager-kleine-seiten.com/hannah-arendt-…
Man kann unterschiedliche Schlüsse aus empirischen Sachverhalten ziehen. Wer aber die Tatsachen zum bloßen Material im politischen Meinungskampf macht, entzieht damit auch der Meinungsfreiheit den Boden. /2
Die politische Lüge hinzunehmen ist der Beginn der Selbstaufgabe der liberalen Demokratien. Wir rutschen damit auf die schiefe Ebene einer Relativierung der Tatsachen, an deren Ende die Relativierung aller Werte steht. Auszusprechen, was der Fall ist, ist unverhandelbar. /3
Siemens-Chef: "Mehr Respekt vor #China". Etliche deutsche Konzerne stecken so tief im China-Geschäft, dass sie zu Schönrednern des Regimes werden. Wer selbst den Import von Produkten aus Zwangsarbeit verteidigt, ist ein schlechter politischer Ratgeber. /3 finanzen.net/nachricht/akti…
"Demokratie ist, was dem Volk nützt" - Dass Demokratie nicht mehr durch freie Wahlen, Bürgerrechte + politischen Pluralismus definiert sein soll, sondern durch die Wohltaten, die ein Regime gewährleistet, ist ein alter antiliberaler Gassenhauer. /1 economist.com/by-invitation/…
Damit wird die grundlegende Differenz von Demokratie und Diktatur verwischt. Man findet das schon bei Carl Schmitt, der postulierte, dass auch der NS und der Bolschewismus demokratisch sein können. Heute heißt das "Chinas Modell der Demokratie". /2
Was wir ernst nehmen müssen: Die neue Systemkonkurrenz zwischen liberalen Demokratien und autoritären Regimes dreht sich auch um "Output-Legitimation". Die westlichen Demokratien müssen ihre Leistungs- und Handlungsfähigkeit steigern. /3