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Im Sommer 2018 bin ich bekanntermaßen durch die westlichen und mittleren #Sudeten von Neiße zu Neiße gewandert. Unter #WotNysyDoNisy konntet Ihr meinen Text-Bild-Bericht dazu lesen. Als Bewohner dieses tollen Gebirgszuges war es mir ein Bedürfnis, nun auch seinen westlichsten
Beginn einmal wandernd nachzuvollziehen. Der bekanntlich am rechten Elbufer bei Dresden zu suchen ist, ganz geologisch. Denn dort beginnt mit der Lausitzer Verwerfung das Lausitzer Granitmassiv.
Also in aller Früh runter nach Pommritz/Pomorcy und in den Zug nach Dresden gesetzt.
Von Neustadt ging es mit der Tram 6 raus nach Alttolkewitz, wo ich mich jenseits der Elbe besagter Verwerfung und oben auf ihr drauf dem Dresdner Fernsehturm gegenübersah, der ja irgendwie auch ein bisschen eine Verwerfung ist.
Seitwärts wartete die Laubegaster Elbfähre noch auf den Beginn ihres Arbeitstags.
Kann man sich dem regelrechten Beginn eines von der Elbe bei Dresden bis zur Oder in der Mährischen Pforte reichenden Gebirge erhabener nähern, als mit einer Fußgängerfähre der Dresdner Verkehrsbetriebe? Ich meine nein.
Drüben in Niederpoyritz gleich die nächste Schwelle. Dieser schmale Durchschlupf hier gleich gegenüber dem Fähranleger ist der Beginn des Aufstiegs auf die Schneekoppe. Und auf den Czorneboh. Den Altvater. Und all die anderen, bis rüber nach Těšín.
Endlich wieder auf den #Sudetenwegen.
Oben dann Pappritz (hach, die ganzen sorbischen Namen!) und mit ihm seine großartige Bäckerei, die an diesem Sonnabend angefüllt ist mit dem schönsten elbsächsischen Kaffeemorgensingsang. Einkäufe werden mit dem Stift in ein Büchlein geschrieben. Der Abschied fällt schwer.
Jung sein in Pappritz in den Sudeten bei Dresden.
Also ich glaube ja, Dresden kompensiert da irgendwas mit diesem Teil.
Wir sind ja hier nun auf dem Schönfelder Hochland. Überall #Sudetenwege.
Und gleich hinter Pappritz dann auch das erste typisch sudetische Meth-Labor.
Über die #Sudetenwege hinauf Richtung Schönfeld.
Da hinten bricht es zur Elbe hin ab. Das Ende der sudetischen Welt.
Eigenheimhölle hinterm Fahrradhighway. Der mal die Weißig-Dürrrörsdorfer Bahn war.
Zum Beispiel Schönfeld.
Weiter übern alten Bahndamm.
Es lässt sich kaum verleugnen, dass dem Schönfelder Hochland eine gewisse Normanbateshaftigkeit anhaftet.
Ganz hinten schwach schon das Lausitzer Bergland.
Sie meinen das hier oben auf dem Hochland bitter ernst mit der Landwirtschaft.
Über allem der Triebenberg. Der allerwestlichste Sudetengipfel.
Sudetenkamm oberhalb von Weißig.
An der Landstraße Weißig-Schullwitz eine erste sorbische Manifestation, in Gestalt des Heizungsmonteurs Juriš.
Dieser #Sudetenweg führt hinein in den Carswald, in dessen südlichem Teil sich seit den Tagen der DDR das Rossendorfer Forschungszentrum eingenistet hat.
Wie es sich für ein richtiges Forschungszentrum im Wald gehört, ist das Ding komplett eingezäunt, damit die Mutanten nicht auf Jagd in den umliegenden Ortschaften gehen. Oder umgekehrt. Der Weg endet. Das Unterholz ruft.
Klandestin wechseln Pilz und Fuchs über die Grenze zur Zone hinein und hinaus.
Froh verlasse ich den Wald. Hinter dem das Stolpener Land wartet. Schon fast oberlausitzisch.
Am Rand von Dittersbach ein malerischer Landmaschinenfriedhof. Pripjatgefühle.
Nachts wenn er schlief, knisterte in seinem Traum die Stromleitung noch immer. Die Leute im Dorf mieden ihn. Man munkelte Dinge.
Auch von Arnsdorf nach Dürrröhrsdorf schläft das Gleis.
Unten strömt die Wesenitz/Wjazońca dem Sandstein und der Elbe zu. Doch der Weg geht den Fluß hinauf, heimlich zur Burg Stolpen.
Verbogen wie ich nun mal bin, habe ich natürlich auch im ausgesprochen adretten Helmsdorf wieder nur die Rumpelecken fotografiert. Coz dats my ting.
Stadt, Burg und Basaltberg Stolpen. Mehr Toskana geht in den #Westsudeten nicht.
Es ist schon Vier und ich bin bereits sieben Stunden auf den Beinen, als ich Stoplen erreiche. Zeitplan gnadenlos gerissen. Erstmal ein Eis.
Ein Ding der Unmöglichkeit übrigens: Den Marktplatz von Stolpen fotografieren, ohne ein Auto mit abzulichten.
Als ich die Stadtgrenze nach Osten überschreite, ist es schon später Nachmittag. Mitte Oktober. Wird knapp.
Blick zurück nach Westen, wo es über der Toskana langsam dämmerich wird.
Felder wie Brüste.
Auf den #Sudetenwegen nach Lauterbach, eine Hügelkette vor der Oberlausitz.
In Lauterbach haben sie allen Wald gerodet. Darüber sind ihre Höfe groß geworden. Giebelseiten, wie ich sie in den #Sudeten viel weiter östlich in Adršpach und im Braunauer Ländchen gesehen habe. Nach Bischofswerda will ich noch? Ungläubig weißt man mir einen Feldweg zu.
Und dann fällt der Abend auf die #Sudetenwege hinab. Lange noch das 18-Uhr-Geläut der Kirche von Lauterbach über den Fluren.
Und dann
wird es
Nacht.
Großdrebnitz erreiche ich im Dunkeln. Die Ostereiermusterschiefergiebel schauen herunter auf die Dorfstraße. Ich bin wieder in der #Oberlausitz. Unten am Ende der Straße noch einmal die Wesenitz. Und der Bahnhalt Weickersdorf. Dobru nóc, meine lieben #Sudeten. Schön wars wieder.
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