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Lieber @BR24, aber auch alle anderen Medien und journalistisch arbeitenden Menschen dürfen sich angesprochen fühlen:
Schlagzeilen und Artikel wie diese sind
a) verantwortungslos
b) kenntnisfrei
c) ein Armutszeugnis, wie viel Wert diese Gesellschaft ein behindertes Leben schätzt
a) Verantwortungslos

Wie bei Berichten über Suizide, können Berichte über Kindstötungen Nachahmungstaten auslösen. _Besonders_ wenn medial Mitgefühl für die Täter geäußert wird.
So wurden mehrere autistische Kinder von ihren Müttern ermordet oder ein Mord versucht, während die Medien mitfühlend über die Millionärin(!) Gigi Jordan berichteten, die ihren Sohn Jude Mirra vergiftete und es nach erweitertem Suizid aussehen lassen wollte (sie überlebte).
Zum Beispiel fiel der Mord an London McCabe in die Zeit der massiven und mitfühlenden Presse: autism.wikia.org/wiki/Murder_of…
b) kenntnisfrei
Bei Kindstötungen an behinderten Kindern geht es nicht um Belastung oder zu wenig Hilfe. Es geht, je nach Fall, um ganz andere Auslöser, die immer in der Person des Mörders oder der Mörderin zu finden sind und nicht im Umstand der Behinderung.
Gründe sind u.a.:
- Kontrollverlust oder die Befürchtung eines solchen
- Imageverlust
- Wunsch nach Mitgefühl und Beachtung
- dem Wunsch nach einem anderen Lebensstil
Kontrollverlust:
Morde an behinderten Kindern (manchmal auch behinderten Erwachsenen) finden statt, wenn eine Änderung der Situation eintritt. z.B. wenn ein behindertes Kind erwachsen wird und versucht sich von den sorgenden Eltern zu emanzipieren.
Zu viele Eltern behinderter Kinder beginnen sehr früh sich über die Behinderung ihrer Kinder zu definieren. Ein Flüggewerden der Kinder, nimmt ihnen quasi die Identität. Diese wird durch einen Mord oder Mord und Suizid versucht zu schützen.
Oder zum Beispiel, wenn ein Elternteil eines behinderten Menschen aus den Gründen von Alter oder Krankheit mit dem eigenen Tod rechnen muss. Dann kam es bereits zu Tötungsdelikten, obwohl die erwachsenen Kinder längst gut in Einrichtungen untergebracht waren.
Auch dann geht es nicht um Mitgefühl mit dem erwachsenen, behinderten Kind, das anschließend alleine auf der Welt wäre, wie manche glauben, sondern weil sie die Geschehnisse nicht mehr in den Händen haben würden. Beispielhaft ist der Fall von Frank Stack blendle.com/i/stern-crime/…
Ex-Militär, ein Macher, jemand, der die Fäden in der Hand hält. Als er körperlich abbaute, tötete er zwei seiner Kinder, die, mit Lernschwierigkeiten geboren, durchaus glücklich im betreuten Wohnen lebten.
Der Auslöser war Kontrollverlust, nicht Mitgefühl oder gar Belastung.
Es finden Morde an behinderten Kindern oder Mord&Selbstmord auch statt, wenn ein Mehr an Hilfe von außen kommt, wenn Eltern genötigt werden Erziehungshilfe u.a. in Anspruch zu nehmen oder das Kind in eine Einrichtung kommen soll.
Auch dann greift entweder Kontrollverlust oder >
- Imageverlust:
Nicht selten haben Eltern, die später ihre behinderten Kinder töten, ihre Identität mit der Behinderung der Kinder verknüpft. Sie sind es, die den 'sekundären Krankheitsgewinn' genießen, in dem sie von der Umwelt Anerkennung für ihre 'Aufopferung' erhalten.
(Und das ganz egal, wie furchtbar sie als Eltern tatsächlich sein mögen. Alleine die Tatsache ein behindertes Kind nach der Geburt nicht im Müll entsorgt zu haben, bringt gesellschaftliche Anerkennung mit sich.)
Müssen sie also Hilfe von außen annehmen, oder gibt es gar solch auffällige Mißstände, dass eine Unterbringung außerhalb des Elternhauses angeordnet wird, würde das wackelige Kartenhaus des aufopfernden Elternteils einstürzen und die gesellschaftliche Anerkennung versiegen.
Elternteile deren Persönlichkeit entsprechend gestrickt ist, ziehen den Mord oder Mord/Selbstmord dem Gesichtsverlust vor.
- Wunsch nach Aufmerksamkeit, Mitgefühl & Anerkennung Eltern, die dies bisher, für ihre Arbeit, ein Kind aufzuziehen, dass nicht dem gesellschaftlichen Idealbild entspricht, nicht oder nicht im ausreichenden Maße erhalten haben, versprechen sie sich durch einem Mord.
Im Falle eines Mord/Selbstmords, dann zumindest posthum. Aber gerade bei diesem Motiv, ist der Selbstmordversuch der sich an den Mord anschließt, oft bemerkenswert 'half-assed' und die Überlebensrate des mordenden Elternteils erstaunlich hoch.
Und die Strategie geht eben auf, wie man an der Berichterstattung über Gigi Jordan gut merken kann, wie man auch an einer Kanadierin sah, die ihren Sohn ertränkte und dann von der Société de l'autisme als Mitgefühl-heischendes Postergirl angeheuert wurde. autismcrisis.blogspot.com/2006/11/murder…
- Wunsch nach einem anderen Lebensstil
Ja, das Leben mit einem Kind ist kein Zuckerschlecken und manche Eltern wünschen sich Abende zurück, an denen sie unbeschwert ausgehen konnten oder wechselnde Partnerschaften pflegen konnten, ohne Verantwortung im Nacken.
Fällt was auf? Ja, das ist genau der Grund, aus dem auch Kindsmorde an nichtbehinderten Kindern begangen werden.
Nur dann erhalten die Täter gesellschaftlichen Haß, während bei einem Mord an behinderten Kindern _immer_ direkt die 'Belastung'-Karte gezückt wird.
c) und genau deswegen ist die mediale Darstellung von Morden an behinderten Kindern ein Armutszeugnis dieser Gesellschaft. Es springt immer sofort die Mitleidsmaschinerie an, ohne, dass auch nur ein Journalist inne hält und versucht die tatsächlichen Hintergründe zu verstehen.
Noch schlimmer: es sind Polizei- und Strafverfolgungsbehörden, die bei einem Mord an behinderten Menschen, besonders einem Mord/Selbstmord direkt die genehme Erklärung parat haben, dass es an der Belastung gelegen haben muss.
Nur:
Täglich werden Zehntausende behinderte Kinder von ihren Familien NICHT getötet.
Diese Familien erfahren die gleiche Belastung, oder noch mehr. Manchmal sind mehrere behinderte Kinder in einer Familie. Manchmal sind es Alleinerziehende mit mehr als einem behinderten Kind.
Diese Familien haben den gleichen Kampf mit Jugend-, Sozial- & Versorgungsämtern. Mit Krankenkassen & Schulen. Sie kämpfen um Pflegegelder oder Pflegedienste, um Nachteilsausgleiche oder Beschulung generell. Sie wischen die Hintern von Teenagern ab und desinfizieren Magensonden.
Sie laden schwere E-Rollis in zu kleine Familienkutschen und fürchten die Entlassung, wenn sie schon wieder wegen der Behinderung ihres Kindes frei nehmen müssen.
Diese Kämpfe führen Tausende Elternpaare, Pflegeeltern, Alleinerziehende bundesweit täglich.
Und sie alle haben noch eines gemein:

SIE. TÖTEN. IHRE. BEHINDERTEN. KINDER. NICHT.
Aber was sagt es über die Gesellschaft - die ansonsten bei Arbeitnehmern locker Anfahrtszeiten von 2 Stunden und mehr in eine Richtung akzeptabel findet & es akzeptiert, wenn eine Alleinerziehende 3 Nebenjobs braucht um zu überleben - wenn hier Belastung einen Mord rechtfertigt?
Sie sagt eines und sie sagt es sehr laut:

Diese Krüppel braucht kein Mensch, deren Leben ist nichts wert. Die armen Eltern, die sich mit so was rumschlagen müssen. Da verstehen wir schon, wenn einem mal das Messer in der Hand ausrutscht.
Die Aktion T4 wurde den Deutschen als Gnade verkauft.

Seit damals haben wir gesellschaftlich, medial und in der Justiz nichts dazugelernt.
Journalisten, Redakteure: Macht euren Job und hinterfragt Morde an (behinderten) Schutzbefohlenen.

Polizisten, Richter, Staatsanwälte: Ihr bitte doppelt.
Auch behinderte Menschen haben Gerechtigkeit verdient.

Oder - _gerade wir_ - möchte ich sagen.
(Und, ja, wir müssen über die Belastung von Eltern behinderter Kinder reden. Die Hürden, Hilfe zu erhalten, müssen gesenkt werden. Die Doppelbelastung Erziehung/Behinderung reicht. Keiner braucht den Dreikampf Erziehung/Behinderung/Behördenkrieg.
Aber Mord ist kein Argument.)
TL;DR:
Eltern, die behinderte Kinder ermorden, sind keine Opfer der Behinderung, die unser Mitgefühl verdienen.

Beim Mord geht es alleine um ihr Ego.

Normale Eltern ermorden ihre behinderten Kinder nicht. Mörderische Narzissten morden.
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Um noch was nachzureichen, weil ich mich oben auf den Mord an London McCabe beziehe, bei dem ich vermute, die Mutter wurde durch die Berichterstattung über Gigi Jordan inspiriert.
Hier gab es, wie in vielen Fällen, eine Menge 'red flags'. Dieser Fall sticht aus ähnlichen Fällen hervor, weil die Strafverfolgungsbehörden nicht auf die oberflächliche Sobstory hereingefallen sind. Ich zitiere:
“At first blush, the case appears to be a tragic story of a mentally ill mother who snapped,” Branam, the prosecutor, said in a statement. She added that McCabe was “very calculated in her planning of this homicide.”

washingtonpost.com/news/morning-m…
Sie war so kaltblütig, aber nicht sonderlich schlau, im Vorfeld Begriffe zu googlen, wie "hearing voices and hallucinations,” “insanity defense”. Ihre Aussage im weitgehend zusammengelogenen Brief, in dem sie ihre Tat zugibt, "everybody will hate me" zeigt, worum es geht. Um sie.
Ähnliche 'red flags' sehe ich in einem vergleichbaren Fall in Deutschland. Dem 'Selbstmordpakt' der Familie in Künzell.
- Nachbarn berichten, es habe kaum Kontakt zur Familie bestanden und wenn, dann habe der Vater darüber gesprochen, wie schwer er es mit seinem autistischen Sohn habe.
Wenn da nicht alle Warnleuchten anfangen zu rotieren, weiß ich auch nicht.
Weist auf eine Familie hin, die sich isoliert und einen ungesunden Fokus auf den Autismus des Sohnes legt. Eines Sohnes, der nicht pflegebedürftig war und wohl auch keine Mehrfachbehinderung im Sinne einer Intelligenzminderung hatte.
- Die Mutter breitete schon Jahre davor die Selbstmordgedanken des Sohnes genüßlich in der medialen Öffentlichkeit aus. Und zwar mit Formulierungen, die diese Selbstmordgedanken als unverrückbaren Fakt darstellen, als unausweichliche Folge von Autismus.
Und eben nicht als Folge von veränderbaren, negativen Umständen in denen der Autist lebt.
Als etwas, gegen das man als Elternpaar aktiv werden muß, anstatt den Sohn darin zu bestärken.
- Die Mutter beklagte in einem älteren Artikel auch die fehlenden Hilfsstrukturen für Autismus in der Gegend & gründete einen Verein mit.
Zum Zeitpunkt der Tat war das Vakuum in der Gegend beseitigt, es gab ein Autismuszentrum und Hilfsangebote.
Ich konnte bei der Recherche aber nichts finden, das darauf hinweisen würde, dass die Familie sich dort weiterhin aktiv beteiligt oder Hilfen in Anspruch genommen hätte.

Wieso diese familiäre Isolation?
- Es stand eine Veränderung der Verhältnisse bevor. Der Sohn sollte in einer Einrichtung untergebracht werden. Welche Art ist mir unbekannt, und auch ob das ein freiwilliger Prozess war oder von außen forciert (was wiederum auf ungesunde Familienstrukturen hinweisen würde).
Aber auch hier scheint ein Kontrollverlust - entweder durch Abnabelung des Sohnes oder Entzug des Sohnes - eine Rolle gespielt zu haben.
Ungesunde Identifizierung mit der Behinderung des Sohnes, die zu viel Raum im (familiären) Leben einnimmt, plus Kontrollverlust = Desaster.
Was immer hinter den Kulissen abging, die Familie hat den Sohn nicht von Selbstmordgedanken weg- sondern die gesamte Familie hineingesteuert.
Und noch ein 'red flag'. Die Mutter, Anästhesieschwester und Fachfrau, schafft es nicht, sich den Propofoltropf in die Vene zu legen.
Sie überlebte als einzige.

Was macht die Staatsanwaltschaft daraus? Eine Anklage wegen Totschlags im minderschweren Fall, weil nicht festgestellt werden konnte, dass der Sohn betäubt oder gezwungen worden sei, bevor er das tödliche Mittel erhielt.
Die Staatsanwaltschaft ignoriert
- dass der Sohn vermutlich über einen langen Zeitraum hinweg entsprechend beeinflußt wurde
- die Familie ihre Aufgabe versäumt hat, ihm gegen Selbstmordgedanken zu helfen und ihn davon wegzusteuern in dem sie ein positives Umfeld schafft
- das die ganze Situation nach einer ungesunden Familiensituation klingt.

Was man bei der Staatsanwaltschaft sieht:
Die Familie war durch die Behinderung des Sohnes schwer belastet und da muss man ja verstehen, wenn die alle sterben wollen.
Äh. Nein?
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