Parlamentarischer Staatsstreich in #Peru. Eine Einheitsfront aus rechtspopulistischen & korrupten Parteien hat Präsidenten Martín Vizcarra entgegen der einschlägigen Bestimmungen der peruanischen Verfassung im Kongress abgesetzt. Dagegen regt sich nun massiver Widerstand (Thread) 
Hintergrund: Der liberale Vizcarra hatte eine Verschärfung der Antikorruptionsgesetzgebung verfolgt und den Einfluss von privaten Bildungskonzernen beschnitten.
Doch die Menschen in Peru kämpfen zurück: In Lima, Arequipa und Cusco und an vielen anderen Orten mehr kam es gestern zu spontanen Protestmärschen der Bevölkerung.
Die Ablehnung ist breit: indigene Dachverbände, Gewerkschaften, linke Parteien, Menschenrechtsorganisationen, feministische Organisationen unter vielen anderen mehr protestierten gegen die Absetzung.
Schon jetzt geht es in den Protesten aber um viel mehr: Covid-19 hat Peru besonders hart getroffen, eine schwere Rezession und massive Arbeitslosigkeit nach sich gezogen. Dazu kommt, dass in den letzten Jahren immer mehr Korruptionsfälle aufgedeckt wurden.
Sie sind der Ausdruck des auf die Ausbeutung (von Rohstoffen) aufgebauten Entwicklungsmodelles in Peru sind: Eine kleine korrupte Elite bereichert sich in Kooperation mit transnationalen Konzernen.
Wie tiefgehend die Korruption dieses Systems ist, verdeutlicht eine Zahl: Gegen 68 der 105 Kongressabgeordneten, die sich am offenkundigen Verfassungsbruch mit ihrer Stimme beteiligten, laufen derzeit Korruptionsverfahren.
Wie auf die Proteste reagiert wird, gleicht der globalen Protestwelle 2019 (zB in Chile):
Massiver Einsatz von kriegsrechtlich geächtetem Tränengas, Luftschüsse mit scharfer Munition und Einsatz von Schrotkugeln (Perdigones) aus kurzer Distanz.
Massiver Einsatz von kriegsrechtlich geächtetem Tränengas, Luftschüsse mit scharfer Munition und Einsatz von Schrotkugeln (Perdigones) aus kurzer Distanz.
Grundlose Verhaftungen - darunter auch Anwält_innen, Journalist_innen und Gewerkschafter_innen. Der peruanische Kommission für Menschenrechte hat das Vorgehen der Polizei und den parlamentarischen Staatsstreich scharf verurteilt.
Aufgrund des breiten Widerstandes der Bevölkerung scheint aber das letzte Wort noch nicht gesprochen. Vermehrt tauchen nun auch Forderungen nach einem verfassungsgebenden Prozess und einem umfassenden politischen Umbruch auf (¡Que se vayan todos! - Sie müssen alle gehen!).
Viele Bilder der Solidarität: Alte Frauen seilen Kübel mit Wasser aus ihren Fenster ab, damit sich Menschen das Tränengas ausspülen können. Verletzte werden gestützt, verbunden und in Sicherheit gebracht.
Die internationale Gemeinschaft muss jetzt ihre Augen auf Peru richten. Es braucht Solidarität mit der Bewegung gegen die Korruption der reichen Eliten und für die Verteidigung der Demokratie.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
