Seit 30 Jahren hat meine Mutter einen Modeladen in #Pirna, zwei Mal ist er beim Hochwasser abgesoffen, zwei Mal hat sie ihn neu eröffnet. Im März 2021 wollte sie Jubiläum feiern. Jetzt sagt sie: Vielleicht schmeisse ich einfach hin. Über den Verlust von Vertrauen - ein Thread.
Die letzten Monate habe ich meine Mutter als jemanden erlebt, die die Corona-Maßnahmen verteidigt hat, gemeinsam mit anderen Ladenbetreibern positionierte sie sich öffentlich gegen jene, die in Pirna (u.a. auch unter Einsatz von Gewalt) demonstrierten.
Meine Mutter stritt mit jedem, der irgendwelche Verschwörungen ins Feld führte. Sie hat verstanden, warum sie im Dezember wieder zumachen musste, kurz vorm Weihnachtsgeschäft - was sie nicht versteht: warum sie immer noch keine finanzielle Hilfe bekommen hat.
Warum Friseure öffnen dürfen, kleine Läden mit Hygienekonzept jedoch nicht. Warum man jetzt schon über den Wegfall der Osterferien spricht, ohne Rücksicht auf psychologische Folgen. Immer öfter schimpft meine Mutter auf Merkel, Altmeier, auf "die Politiker" und "die Virologen".
"Die bekommen ja regelmäßig ihr Gehalt." Ich versuche immer dagegen zu halten, indem ich über den Druck spreche unter denen Politiker*innen stehen, indem ich versuche zu erklären - aber es wird immer schwieriger gegen die Perspektivlosigkeit und den Frust anzuargumentieren.
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.@MPKretschmer hatte gemeinsam mit der @KASonline in #Sachsen zur Diskussionsrunde eingeladen. Wurde es, wie von manchen befürchtet, ein Dialog mit Corona-Leugnen und Verschwörungsideologen? Nein aber... (Thread)
Zum Hintergrund: Gäste der Runde waren neben dem MP u.a. Der Zittauer Bürgermeister, der Chef der dortigen Klinik, ein Wissenschaftler und die Chefin eines Altenheims. Zuschauer konnten Fragen stellen, live oder per Chat (der völlig aus dem Ruder lief)
Die Staatskanzlei hatte auch die Admin eines Telegram-Kanals eingeladen, die Kontakte ins rechtsextreme Milieu hat und vor einigen Wochen mit 29 Leuten vor Kretschmers Haus auftauchte (Moderator Joachim Klose nannte sie verharmlosend "Zaungäste") Eine fragwürdige Entscheidung.
Warum ich nicht glaube, dass eine Beobachtung durch den #Verfassungsschutz der #AfD im Superwahljahr 2021 schaden wird. Ein Thread (1/6)
In vielen ostdeutschen Bundesländern wie #Thüringen, #SachsenAnhalt, wo dieses Jahr gewählt wird, ist die Partei längst Volkspartei, nicht trotz ihrer rechtsextremen Positionierung, sondern genau deswegen. Die Partei macht daraus keinen Hehl.(2/6)
Höcke darf man mit richterlichem Segen Faschsist nennen. Wer das in der Diskussion mit #AfD-Wählern in anführt, bekommt zuweilen zu hören: Dann bin ich auch einer. Nicht anders wird es sich verhalten, wenn man im Wahlkampf auf die VS-Beobachtung verweist. (3/6)
Die Gedenk-Kultur in #Dresden fußt auf einem Mythos, der von NS-Propaganda geschaffen und zu DDR-Zeiten gepflegt wurde. Ich war vor kurzem auf dem Heidefriedhof, wo das Mahnmal und damit das in Stein gemeißelte Dilemma der Stadt steht. Ein Ort, der den Holococaust
verharmlost. #Dresden wird dort in einer Reihe genannt u.a. mit #Auschwitz und #Sachsenhausen. Das Leid in der Bomben-Nacht war schrecklich. Meine Oma war noch am Tag zuvor in der Stadt. Aber dieses Leid ist nicht in eine Reihe zu stellen mit dem Tod von 6 Millionen Juden.
Und doch werden an diesem Ort immer noch Gedenkveranstaltungen abgehalten. Ich möchte dazu sagen: Ich bin selbst eher Dresdnerin als Leipzigerin. Als Kind haben mich meine Eltern in Gedenkausstellungen geschleppt, ich habe den Aufbau der Frauenkirche mitverfolgt und ihn als Akt