Warum hat sich die Debatte um die Schulen in Zeiten von #COVID19 immer weiter polarisiert? Ein Analyseversuch aus Sicht der Sozialpsychologie. 1/10 Warum hat sich die Debatte um die Schulen in Zeiten von #COV
1. Hohe Betroffenheit. Für Viele bringt die Schulsituation in Zeiten von #COVID19 eine hohe Betroffenheit: z.B., weil sie selber Kinder haben oder selber an der Schule arbeiten. 2/10
2. Unterschiedliche Voreinstellungen. Von vorneherein war das Thema „Schule“ schon mit sehr großen Unterschieden besetzt. Etwa der Satz „Kinder sind keine Treiber des Infektionsgeschehens“ wurde sehr unterschiedlich interpretiert. 3/10
3. Hohe Verarbeitungsintensität. Viele Menschen haben sich aus unterschiedlichen Gründen sehr intensiv mit dem Thema Schule beschäftigt: etwa, weil Sie Ihren Beruf durch die Kinderbetreuung nicht mehr ausüben können oder #longcovid befürchten. 4/10
4. Elaboration Likelihood Model (ELM). Die Zutaten 1+2+3 können wir ins ELM einfüttern. Das bedeutet, dass die Menschen sich mit starker Fähigkeit und/oder Motivation begegnen, die gegensätzlichen Argumente zu verarbeiten („Boomerangeffekt“). Quelle: bit.ly/ELLIMO 5/10 4. Elaboration Likelihood Model (ELM). Die Zutaten 1+2+3 kö
5. Polarisierung. Die zentrale Verarbeitung von gegensätzlichen Argumenten führt zu einer gegenseitigen Extremisierung der ursprünglichen Meinungen. Person A und B entwickeln sich voneinander weg. 6/10 5. Polarisierung. Die zentrale Verarbeitung von gegensätzli
6. Reaktanz. Einschränkungen des wahrgenommenen Freiraums lösen eine Gegenreaktion (= Reaktanz) aus, die das eigene Involvement und die Suche nach eigenen Gegenargumenten noch weiter verstärkt. 7/10
7. Group Thinking. Die „eigene“ Gruppe kann zumindest oberflächlich das Bedürfnis nach gegenseitiger sozialer Verbundenheit und Unterstützung erfüllen. Damit wird auch die eigene Position weiter gestützt und verstärkt. 8/10
8. Extremisierung. Die gegenseitige Polarisierung wird insbesondere durch soziale Medien weiter verstärkt (Echokammern & Filterblasen) und kann zu einer schleichenden Extremisierung führen. Subgruppen sind irgendwann durch Ansprache von außen nicht mehr erreichbar. 9/10
9. Den Polarisierungseffekt könnte man mit Hilfe der agentenbasierten Modellierung wissenschaftlich analysieren. Ein Beispiel für eine vergleichbare Analyse im Umweltbereich habe ich 2008 veröffentlicht: bit.ly/moslermartens 10/10

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